Gila - The Way of Heroes

 

Sira weint

 

„Ein wunderschöner Abend nicht wahr mein Kind?“ Er stieß große, graue Kringel aus seinem Mund. Sie stimmte schnurrend zu und legte ihren Kopf an seinen Arm. „Was? Schon müde?“ „Ja.“ „Na das ist in Ordnung. Ich bin auch müde. Muss die Frühjahrsmüdigkeit sein. Da sind alle ein bisschen schläfrig.“ Ein warmer Luftzug streifte ihr Gesicht das es nur so kitzelte. Sie lachte auf. Kicherte. „Von wegen müde! Du bist ja noch hellwach ,habe ich das Gefühl! So ein kleines Kürbischen!“, meinte er ,erhob sich von der alten braunen Bank und grinste sie fröhlich an. Dann griff er ihr unter die Arme und schleuderte sie sanft im Kreis über das Feld auf dem die ersten Keimlinge sprossen. Sie freute sich und lachte. Plötzlich musste er husten. Er setzte sie behutsam ab ,drehte sich mit dem Gesicht weg und hustete grässlich weiter. „Opa! Geht’s dir gut? Opa!“ Sie sah zu ihm auf. Ihre Augen füllten sich mit Salzwasser. Er drehte sich zu ihr und rang sich ein Lächeln ab. Auch seine Augen waren glasig aber nicht vor Trauer. Sondern vor Schmerz. Sie wusste das. Seit kurzer Zeit passierte es immer öfter. Sie waren auch schon beim Heiler gewesen aber der sagte es wäre schlicht und einfach das Alter. Hinzu kam noch das er sein Leben lang härteste Arbeit geleistet hatte. Und das Rauchen tat sein übriges. Das kleine Mädchen klammerte sich an seine geflickte lederne Hose und bat heulend: „Bitte nicht mehr husten Opa! Bitte nicht mehr husten. - Du darfst nicht wegsein!“ Und der Alte hörte auf zu husten. Er sah schrecklich aus. Sein Gesicht war leichenblass. Aber er hatte noch die Kraft zu sprechen:“ Lass uns jetzt schlafen gehen meine Kleine.“ „Ja Opa.“ Er wischte ihr die Tränen aus den Augen, „Hey. Nicht traurig sein Sira. Dein Opa hält was aus.“, und lächelte. Die Sonne war schon fast ganz untergegangen. Als sie im Bett lag betete Sira ihren Gott und/oder Göttin an und bat ihn/sie dafür zu sorgen das ihr Großvater den nächsten Tag auch unbeschadet überstehen möge. Sie wusste nicht das ihr Opa zuhörte. Und das ihm Tränen über die alten, zerschundenen Wangen liefen erst recht nicht ;

diesmal nicht vor Schmerz...

 

Sira rannte in den Wald hinein. Sie wollte alleine sein. Weg von allem. Weg von Alk. Aber warum eigentlich? Was hatte er ihr denn getan? Auch wenn er sich ihr gegenüber meist seltsam und ernst verhielt, war das noch lange kein Zeichen dafür das er sie nicht mochte. Es konnte vielleicht auch genau das Gegenteil bedeuten. Trotzdem rannte Sira weiter. Sie konnte jetzt nicht mehr umkehren. Sie lief vorbei an Tieren, Pflanzen, Bäumen, Pilzen, Kriechgetier und über kleine Lichtungen. Solange bis ihr Herz nicht mehr konnte. Es hämmerte wie verrückt gegen ihre Brust und Sira befürchtete es würde gleich absterben oder platzen oder was auch immer. Sie setzte sich auf einen Stein neben einem kleinen See der von einem kleinen Wasserfall gespeist wurde. Sira beugte sich über das kristallklare Wasser. Erschrocken betrachtete sie ihr Gesicht. Unter ihren Augen hatten sich hässliche Ringe gebildet. Sie schniefte einmal bevor sie sich entschied zu baden. Denn dreckig war sie auch noch. Immerhin fühlte sie sich so. Sie zog sich aus und blickte sich noch einmal um. Niemand beobachtete sie. Hoffte sie zumindest. Dann stieg sie ins Wasser. Zu ihrer Überraschung war es angenehm warm. War der See etwa ein magischer? Solche magischen Quellen hatten heilende Kräfte. Und tatsächlich fühlte sie sich besser als sie langsam immer tiefer in das einladende Nass glitt. Ihr war als ob sie schweben würde ; getragen von sanft streichenden Federn. Sie stöhnte vor Erleichterung. Dann legte sie den Kopf ans Ufer und blickte in den blauen Himmel an dem vereinzelt winzige Wolken hingen. Die Sonne strahlte direkt in Siras Gesicht sodass sie die Augen schließen musste. Ein Tier in der Nähe gab ein krächzendes Geräusch von sich ,aber Sira erschrak nicht und öffnete noch nicht einmal die Augen. Sie lauschte dem plätscherndem Wasserfall der sich sanft in den kleinen See ergoss. Und wurde müder und müder...

Als sie aufwachte hatte sich nichts verändert. Noch immer lag sie im See, nun von dem sie der festen Überzeugung war das es ein magischer sein musste. Die Sonne war schon ein beachtliches Stückchen weiter gekommen. Sira beschloss aus dem Wasser zu steigen. Ihre Sachen hingen immer noch in den Ästen des kleinen Baumes und sie zog sie an. Doch was nun? Auf einmal fühlte Sira sich einsam und verlassen. Kein Wunder. Sie war es ja auch. Warum war sie überhaupt erst weggelaufen? Es gab keinen logischen Grund. Also Warum? Sira seufzte und rieb sich die Schläfen. „Hat keinen Zweck. Ich muss wohl oder übel hier wieder raus. Also dann los!“ Und Sira wanderte los.

 

„Verdammt! Schon wieder nicht!“ Damner war außer sich vor Wut. Er riss einen Baum in seiner Nähe aus und warf ihn in die Luft. Er sprang und schlug den Baum mit seinen Klauenhänden in der Luft entzwei. Unten wieder angekommen hob er das Artefakt ,dass ein größerer Vogel zum Bauen seines Nestes benutzt hatte auf und beäugte es eindringlich. Ein gut 2m langer Stab an dessen Ende eine Sichel angebracht worden war. In der Ausbuchtung der Sichel schwebte eine pechschwarze Kugel. Umgeben war die Sichel mit der Kugel „drin“ von einem eigenartigen Leuchten. Es war magisch ,das fühlte Damner auch ohne das es ihm das Auge anzeigte. Was würde Dashner dazu sagen? Noch schlimmer: Was würde Ratjanarak dazu sagen? Sie würde ihn bestrafen ,bestimmt. Vielleicht sogar in die Dämonenwelt zurückschicken. Es würde keine Jungfrauen mehr geben! Nein! Soweit durfte es nicht kommen. Damner sah ein das ihn der Trupp an der Nase herumgeführt hatte. Er hob den Stab auf. Mit dem Auge würde er sie nie finden. Er konzentrierte sich und versuchte die Gesuchten zu erfühlen. Einzig Spinnendämonen hatten die bemerkenswerte Fähigkeit Personen ,die sie suchten, zu „spüren“. Aber solange sie „jagten“ waren Spinnendämonen unaufhaltsame Bestien die nichts mehr kannten als ihr Ziel. Damner war sich der Gefahr bewusst der er sich aussetzte, denn würde er in seinem Rausch auf die Tempelritter treffen hätte er kaum eine Chance. Selbst mit seinen urgewaltigen Kräften nicht. Aber sollte er versagen wäre die Strafe bestimmt weitaus schlimmer als der Tot. Auf ein mal fühlte er etwas. Er kniff sein Auge zusammen und konzentrierte sich weiter. Das Gefühl wurde stärker. Immer stärker. „Gleich... gleich hab ich euch!“ Jetzt! Damner hatte ab sofort keine Kontrolle mehr über sich selber. Er rannte schnurstracks in eine Richtung ,die aus dem Wald führte. Dabei fällte er in seiner Raserei Bäume und schleuderte Tiere von selbst seiner eigenen Größe einfach beiseite. Er kam nach mehreren Meilen auf eine Straße. Über diese raste er und verschwand sogleich unter lautem markerschütternden Gebrüll in den gegenüberliegenden Wald. Bald schon würde er sie gefunden haben. Und dann garantierte Damner für nichts mehr...