Gila - The Way of Heroes
Sira
Die Sonne stand hoch am blauen Himmel an dem vereinzelt weiße, lange Wolken
hingen. In der Ferne konnte man aber schon eine breite graue bis schwarze
Wolkenwand erkennen. Jemand seufzte:“ Sieht nicht gut aus. Bittig heißt unser
Vorhaben nicht gut.“ „Soll heißen?“ „Nichts besonderes. Wir werden unseren Kampf
kämpfen so wie es Gräfin Amanda befohlen hat!“ Stille legte sich wieder über das
kleine Lager. 4 Tempelritter vom Orden der Leeske Geweihten lebten hier für
einige Tage ,immer mit der Angst im Rücken das die Dämonen sie entdecken und
abschlachten könnten. Unter ihnen war auch ihr Anführer , Nerk der Starke. Er
wusste das die bevorstehende Schlacht nicht einfach sein würde. Und die
Erfolgschancen waren auch nicht gerade hoffungserweckend. Jülam der jüngste von
ihnen hatte sich vom kleinen Lagerfeuer erhoben und überlies das Kochen dem
kräftigen aber friedfertigen Lanor.
„Pater Nerk?“ „Was ist Bruder Jülam? Hatte ich nicht befohlen das du kochen
sollst?“ „Ja schon. Ich bitte auch um Verzeihung aber ich wollte sie noch etwas
fragen.“ Nerk grinste breit. „Du brauchst mich nicht zu siezen Jülam. Wir sind
alle eine große Familie. Wir sind hier ja nicht bei der Armee.“ Die drei
lachten, Nerk,Jülam und Rek ein erfahrener und guter Ritter. „Na leg schon los
,Novize!“, sagte Rek schließlich. „Ich bin kein Novize mehr Rek! Ich bin jetzt
ein Tempelritter genau wie ihr!“ „Naja. Immerhin hast du Kampfgeist.“, bemerkte
Rek und nahm einen weiteren Schluck aus seinem ledernen Trinkhorn. Es war
gefüllt mit heiligem Wein Jenars. Dann folgten einige Sekunden des Schweigens in
denen jeder seinen Gedanken nachhing. Mit düsterer Stimme fragte Jülam
schließlich: „Werden wir überleben?“ Rek warf Nerk einen Blick zu als ob er auch
interessiert an der Antwort wäre. Nerk schaute nur zum Horizont. „Ich weiß es
nicht Bruder, ich weiß es wirklich nicht.“ „Essen ist fertig!“, rief Lanor mit
seiner tiefen aber freundlichen Stimme. „Lasst uns die wahrscheinlich letzten
Stunden unseres Lebens nicht in Trauer verbringen. Leeske wird uns schon
beistehen.“ Doch weder Rek noch Jülam schienen hoffnungsvoll. Sie ließen die
Köpfe hängen und trotteten zurück zum Lager. Rek bot Jülam an auch einen Schluck
zu nehmen. Er sagte nicht nein. Nerk dachte an sein Zuhause. Er hatte eine
Freundin. Es war Leeske Geweihten verboten Geschlechtsverkehr zu haben aber das
machte Nerk nicht das geringste aus. Es reichte ihm sie zu küssen und im Arm zu
halten und einfach mit ihr zusammenzusein. Sie wartete bestimmt schon
sehnsüchtig auf seine Rückkehr. Genau so sehnsüchtig wartete er darauf das er zu
ihr zurückehren konnte. „Komm schon Nerk! Das Essen schmeckt wirklich gut.“,
rief Rek begeistert.
Sira blickte nur schuldbewusst auf den Boden und brachte es nicht fertig Alk ihn
die Augen zu schauen. Am liebsten wäre sie auf der Stelle gestorben. Hätte sie
sich doch einfach von dem Spinnendämon zerfleischen lassen ,anstatt weiterhin
Höllenquallen zu erleiden. Sie spürte wie Alks wütender Blick auf ihren
Schultern ruhte wie eine tonnenschwere Last. Wieder , zum X ten mal in letzter
Zeit, stiegen Tränen in Sira auf. Aber sie wollte nicht weinen. Sie wollte es
nicht mehr. Sie wollte stark sein. So wie Alk, Itznak und Cordal. Aber sie - sie
konnte es einfach nicht. Sie ballte die Hände zu Fäusten und versuchte gewaltsam
und verzweifelt ihre Trauer zu
unterdrücken. Der Druck der sich mit jeder endlosen Sekunde um ein 1000-faches
verstärkte drohte das Mädchen innerlich zu zerreißen. „Nun?“, fragte Alk ebenso
wütend wie zuvor. Sira blickte auf. Sie musste schrecklich aussehen denn Alks
Gesichtsausdruck veränderte sich fast schlagartig. „Was hast du Sira? Geht’s dir
nicht gut?“, fragte Alk ehrlich besorgniserregt. Siras Unterlippe fing an zu
beben. Sie biss sich auf diese und zwar so heftig das Blut hervorquoll. „Bei
allen Göttern! Sira! Was machst du da?“ Alk kam auf Sira zu um ihr denn Mund
aufzumachen. „Nein!“, sagte Sira nur. Aber es war kein Befehl. Dafür fehlte es
an Härte. Es war mehr ein Flehen. Ihre Augen tränten vor Erregung. Alk stoppte
inmitten seiner Bewegung. „Sira du blutest ja !“, bemerkte Cordal jetzt auch.
Entgegen aller Erwartungen unterlies Itznak einen Kommentar. Er verstand nicht
was Sira hatte. Es war ihm zwar auch nicht egal ,was Sira für Probleme hatte
aber für so was hatte er keinen Nerv. Sie war seine Freundin und war die einzige
die lauthals über seine Witze gelacht hatte. Er mochte sie gerne. Dennoch...
Er wollte nur schnellstmöglichst nach Chaosstadt. Dieser Auftrag dauerte
ihm entschieden zu lange! Geduld war noch nie seine Stärke gewesen. Und jetzt
schien er eh nichts ausrichten zu können. Er hätte alles womöglich nur noch
schlimmer gemacht wenn er versucht hätte Sira zu helfen. Nicht alles lässt sich
mit Witzen lösen, aber doch vieles. „A...aber wieso?“ Alk war sichtlich
verwirrt. Sira schaute ihm jetzt direkt in die Augen. Ihre Augen waren glasig
und als sie sprach zitterte ihr ganzer Körper. Schuldbewusst wich sie seinem
Blick aus und starrte auf den Waldboden: „Es tut mir leid Alk. Ich weiß ,das ich
euch viel Ärger bereitet habe. Ich weiß es zu schätzen das ihr euch solche
Sorgen um mich macht , ehrlich! Umso mehr ist es nur recht und billig das ich
euch nicht mehr begleite. Ich bin eure Mühen nicht wert. „ , Sira schluchzte und
sie stand kurz vor dem Ausbruch ihrer Gefühle. Während sie sprach schien sich
Ihre Stimme fast mehrmals zu überschlagen, „ Es war eine schöne Zeit mit euch.
Dank euch hab ich – schluchz- ws’ von der Welt kennengelernt so wie es Großvater
immer wollte. –schnief- Versucht bitte nicht mich aufzuhalten aber... “ ,sie
grinste humorlos mit bebender Stimme ,“ das hattet ihr ja eh nicht vor ,oder? –
schluchz- Nein. - Nur noch eines bevor ich euch verlasse...Alk?“ „Verdammt Sira...“,fing
Alk an aber er wirkte sprachlos. Seinem Blick war aller Hass entschwunden und
Sira zitterte nicht mehr als sie auf ihn zuschritt. Sie blickte ihn an aber
diesmal wollte Alk ihrem Blick nicht auszuweichen. Cordal und Itznak standen nur
daneben und konnten und wollten nichts tun. Dann nahm Sira Alks Gesicht zärtlich
in ihre Hände und küsste ihn. Sie küsste ihn gute 10 Sekunden, inbrünstig und
liebevoll. Sie hatte es noch nie getan und sie wusste auch nicht ob es ein guter
Kuss war ,aber sie hoffte es. „Lebt wohl.“, sagte sie noch und dann ,ohne ein
weiteres Wort, ging Sira davon. Sie rannte nicht ,sie ging. Langsam verschwanden
ihre Konturen im Wald...
Alk fuhr sich mit den Fingern über seine Lippen. Dann roch er an ihnen. Sie
rochen nach Blut. Aber das störte Alk nicht. Im Gegenteil. Es machte ihn
irgendwie ... froh, wenn auch nur für einen kurzen Moment. „Alles in Ordnung Alk?“,
fragte Cordal und legte noch Feuer nach. Sie waren nachdem Sira verschwunden war
zu einer anderen Lichtung gegangen und hatten dort ihr Lager aufgeschlagen. Es
war Abend ,fast Nacht und frisches Hasenfleisch briet über dem Feuer das Itznak
mit ein paar wohlduftenden Kräutern bestreute. Nebenbei kochte Cordal noch eine
einfache Gemüsesuppe mit Kartoffeln, Erbsen ,Pilzen und anderen Zutaten in einem
Topf. „Ja. Es ist nur...“, Alk verstummte wieder. „Mich hat’s auch überrascht.“,
sagte Cordal. „Der Kuss?“ „Äh... Der auch.“ „Achso.“ „Vielmehr das Sira uns
verlassen hat. Ich hatte immer den Eindruck als ob sie ,ganz auf sich allein
gestellt ,nicht zurechtkommen würde.“ „Was ja auch nicht gesagt ist.“ „Wie
meinst du das?“ „Kann sie denn jetzt auf sich allein aufpassen?“ „Öhm.
Nicht das ich wüsste.“ „Da hast du’s.“ Sie schwiegen wieder und jeder hing
seinen Gedanken nach. „Wenn wir uns beeilen könnten wir morgen Abend schon ihn
Chaosstadt sein.“, meinte Alk mehr zu sich selbst als zu den anderen. Itznak
reichte jedem eine hölzerne Schüssel mit der Gemüsesuppe. „Lasst’s euch
schmecken Leute.“
„Danke Itznak.“ „Hey Alk.
Nimms nicht so schwer. Ich wollte zwar auch nicht das sie uns verlässt aber
irgendwie hatte sie doch recht oder?“ „Kann schon sein.“ Itznak grinste breit:“
Außerdem bleibt dann mehr Essen für uns übrig!“ „Du hast eine ziemlich seltsame
Art die Dinge zu sehen Itznak.“, bemerkte Cordal. „Wieso? Ich denke nur
realistisch.“ „Sieh an. Der Gnom denkt also. Alle Achtung.“ Itznak setzte schon
zum Sprechen an aber Alk hob abwehrend die Hand. „Bitte nicht jetzt. Ich bin
nicht in der Stimmung für Streit ,okay?“ „Tut mir leid.“, antworteten Itznak und
Cordal im Chor und sahen sich danach komisch an. Und dann lachten sie. Sie
lachten ausgelassen. So ausgelassen das sogar Alk auflachen musste. Dabei war
ihnen eigentlich gar nicht nach Lachen zumute.
Nachdem sie auch den Hasen verputzt hatten schlug Alk vor das Cordal noch einmal
seine Laute spielen sollte. „Vorschlag?“ „Spiel mir bitte dein Liebeslied.“, bat
Alk. Itznak schaute misstrauisch auf und Cordal blickte verduzt. „Habt ihr ein
Problem damit?“ Alk lies es nicht zu verärgert klingen. „Äh.. Nein. Natürlich
nicht.“ Und Cordal spielte leicht lächelnd. Leise sang Alk mit so gut er den
Text konnte, den Kopf gen Himmel gerichtet...
Ich hätte sie aufhalten sollen. Ich hätte ihr den Weg versperren sollen. Ich
hätte sagen sollen:“ Denk doch an deinen Großvater! Glaubst du etwa er wäre
begeistert wenn du hier draußen ,inmitten vom nirgendwo krepiertst?“ Wenn’s ganz
schlimm gekommen wäre hätte ich auch gesagt:“ Bitte bleib bei uns Sira. Bitte
bleib bei mir. Ich würd mich auf der Stelle umbringen falls du uns jetzt
verlassen solltest. Ich kann mir ein Leben ohne dich nicht mehr vorstellen. Ich
möchte es auch gar nicht erst. Drum bleib. Bitte. Denn... denn ich liebe dich –
Sira.“
Aber ich habe nichts getan, nichts gesagt.
Und ich verfluchte mich selbst deswegen.