Gila - The Way of Heroes
Am nächsten Morgen ging die Tour de Chaosstadt weiter. Jeder neue Schritt fiel
dem ehemaligem Meisterdieb und Söldner immer ein kleines Stück schwerer als der
vorherige ,denn er entfernte sich damit immer mehr von Sira. Immer mehr von dem
Mädchen das es allein durch ihre Anwesenheit schaffte Alk zu verwirren und ihn
konfus zu machen. Aber es war trotzdem kein unangenehmes Gefühl. Es war etwas
magisches, übernatürliches. Etwas das man weder in Worte fassen oder mit Händen
greifen konnte. Einfach schön. Es war schön wenn sie lachte, es war schön wenn
sie wütend war, es war schön wenn sie traurig war , es war schön sie einfach nur
in seiner Nähe zu haben. Alk musste sich eingestehen das er sich
jetzt wo Sira nicht mehr bei ihnen war, allein fühlte. Sicher das WAR er
nicht, aber er fühlte sich so. Und er fühlte sich schlapp. Schlapp und kraftlos.
Irgendwie ergab alles keinen Sinn mehr. Alles was Alk tun würde wäre sinnlos
,jetzt wo sie nicht mehr da war. Die ganze Zeit hatte er die Kraft ,mit derer er
mit Cordal, Itznak und Sira angeführt hatte, aus ihr bezogen. Im innersten
hoffte er dadurch ihre Anerkennung zu gewinnen. Er wollte sie soweit bringen bis
sie ihn liebte. Und er hätte alles getan um es zu erreichen. Naja. FAST alles.
Denn , zum Beispiel, einen anderen ,unschuldigen Menschen umbringen um ihre
Gunst zu erwerben...
Das rechtfertigte in keinster Weise das Alk zu feige war ,Sira seine Liebe zu
gestehen.
Und jetzt bereute er alles was er ihr schlimmes angetan hatte. Er hatte sie
mehrmals angebrüllt, sie verarscht ,sie ausgelacht, sie zum Weinen gebracht...
Jetzt war Alk selber nach Weinen zumute. Der Auftrag war ihm längst egal. Na
klar, mit 500 Dukaten lebte es sich bedeutend besser ,vor allem im Westreich wo
alles seinen Preis hatte, auch wenn sie danach durch 3 geteilt werden mussten.
Aber – er hätte Sira nicht gegen eine Millionen Dukaten umgetauscht. Und jetzt
war sie weg. Es gab noch soviel was er ihr hätte erzählen wollen ,soviel was er
mit ihr hätte erleben können, so viele schöne Stunden die sie gemeinsam hätten
verbringen können.
Alk wünschte sich es wäre noch einmal der Abend gewesen an dem er Sira zum
ersten mal sah. Und er hätte alles anders gemacht.
Es war ein schöner Tag. Die Sonne schien ,kaum Wolken am Himmel ,und die Vögel
sangen ihre Lieder. Es war der 1.Jenar. Der Monat der Freude und der Liebe.
Sobald sie ins nächste Dorf kamen ,in eins würden sie sicher noch kommen bevor
sie Chaosstadt erreichten, wollte Alk in den Jenar Tempel gehen und dort beten.
Vielleicht konnte ihm wenigstens die Göttin der Liebe ein wenig trösten. Aber
selbst daran glaubte er nicht richtig. Er wollte sich nur ablenken, um nicht
mehr an Sira denken zu müssen.
Alk, Cordal und Itznak hatten, ohne es zu wissen, die Grenze von Darkten nach
Graf Schnitzer’s Reich , allgemein Tzor genannt, überschritten. „Ist eh besser
so,“, meinte Alk als sie es bemerkten,“ denn Amanda hat bestimmt die Grenzen
dicht gemacht damit wir ihr auch ja nicht durch die Lappen gehen können.“
Es kamen ihnen einige fahrende Händler entgegen die mehrmals versuchten den
dreien etwas zu verkaufen. Itznak feilschte dabei wie besessen um Schmuckstücke.
„Was willst du eigentlich mit all dem Kram?“, fragte Cordal. „Wieder
verkaufen!“, erklärte Itznak grinsend,“ und zwar doppelt so teuer.“ „Werde doch
Händler.“, spottete der Magier. „Hmmm. Eine Überlegung wär’s wert. – Na. Ich
erleb lieber mit euch verrückte Abenteuer. Händler bin ich nur nebenbei.“
„Schade.“ „Wie meinst du... Pass auf deinen Kopf auf Cordal!“ „Wieso?“ „Könnte
sein das er morgen nicht mehr auf deinen Schultern sitzt.“ „Sollte das eine
Drohung sein?“ „Und wenn schon.“ Cordal wand sich wieder seinem Buch zu getreu
nach dem Motto: Der Klügere gibt nach. Itznak schnaufte nur verächtlich und ging
neben Alk her. Sie liefen eine Weile und Itznak musterte Alk von der Seite bis
er sagte:„Alk. Du machst dir viel zu viele Gedanken um Sira. Sie wird es schon
schaffen. Sie ist ja nicht blöd. Sie kommt vom Land, da kennt man sich gut in
der Natur aus.“ „Sicher?“ „Natürlich nicht. Aber...“ „Na also.“ Itznak seufzte:“
Du bist ein Pessimist geworden Alk. – Ich hoffe nur das bleibt nicht die ganze
Zeit so. Du warst mir viel lieber als du noch lachen wolltest.“ „Ich mir
auch.“ „Naja. Immerhin ein bisschen Humor ist dir noch geblieben. – Willst du
eine interessante Geschichte hören?“ „Von mir aus.“ Alk begrüßte alles was ihn
ablenkte. „Also : Es gab da mal diesen Jungen ,besser gesagt Mann, also irgendwo
dazwischen, und weißt du was? Ich
sag’s dir. Der hatte noch nie gepoppt! Stell dir vor n’ Mann ,der war sicher
schon 25 oda so und der hat’s noch nie getrieben. Was macht der Kerl also? Geht
schnurstracks in n Bordell und stellt sich da so was von doof an ,das ist nicht
mehr normal...“
„Ist Gemalör bereit?“, fragte Nerk. Sie hatten hinter einem kleinen Hügel
Stellung bezogen und warteten auf das Signal zum Angriff. Jülam kam zu ihm
gekrochen und flüsterte:“ Ja. Wenn’s nach ihm ginge würden wir jetzt schon „mit
dieser vermaledeiten Scheißhöllenbrut fertig“ sein.“ Nerk grinste. Gemalör war
schon immer ein Haudrauf gewesen. Geduld zählte nicht zu seinen Stärken. Dafür
war er der kräftigste Ritter den Nerk kannte.
Sein Blick schweifte noch einmal über die große Ebene. Zum Glück war der Himmel
nicht allzu stark bedeckt sodass das Mondlicht einen guten Blick darbot. Es war
ein lauer Sommerabend. Unten im Tal schliefen sie.
Die Dämonen. Am frühen Abend als sie angeschlichen kamen ,konnten die
Tempelritter noch Schreie von Jungfrauen und das Gebrüll der Dämonen vernehmen.
Doch jetzt lag eine bedrückende Stille über dem Plateau und kaum einer wagte es
zu reden oder gar zu rufen. Einzig das Knirschen von den Zähnen mancher Ritter
störte die unheimliche Stille. Ihre Augen waren voller Hass und sie warteten
sehnsüchtig auf die kommende Schlacht. Rund um das Tal herum ,in dem die
verdammte Brut ihr Lager aufgeschlagen hatte, lagen die Tempelritter. Obwohl es
nicht dem Ehrenkodex der Tempelritter entsprach einen Gegner im Schlaf zu
überfallen so war dies dennoch bitter notwendig. Die Überzahl der Dämonen war
erdrückend. Und am schlimmsten war das es von jedem Dämonentyp mehr als genug
gab. Spinnendämonen, Todesengel, Lizas und dergleichen mehr. So wie Nerk die
Sache einschätzte kamen auf einen Tempelritter 20 Dämonen.
Sie durften noch nicht einmal ihren Schlachtruf ausrufen weil das die Dämonen
rechtzeitig genug hätte warnen können bevor auch nur ein Tropfen Dämonenblut auf
den trockenen Boden hätte fallen können.
Er blickte Jülam an. Der junge Mann mit Dreitagebart grinste unsicher zurück.
„Na Jülam? - Alles okay?“ Jülam schluckte einen großen Klos herunter der ihm im
Hals steckte und sagte:“ Ja es geht schon. Es ist nur...“ „Die Angst ,nicht
war?“ Jülam blickte den obersten Ritter überrascht an gab dann aber zu: “Ja.“
„Bete zu Leeske, das wird helfen Jülam. Sie steht ihren „schwächsten“
Schützlingen immer bei. Wobei niemand schwach ist der an sie glaubt.“ Und Jülam
betete. Seine Lippen bewegten sich aber es drang kein Laut an Nerks Ohr. Er
wollte anscheinend keine unnötigen Geräusche machen. Es sollte nämlich Dämonen
geben die verdammt gute Ohren haben. Noch bevor Jülam aufhören konnte kam das
Signal.
Das besondere daran war das die Dämonen es nie hätten entdecken können.
Es war nämlich ein magisches Signal ; Ein Impuls der in jeden Kopf eines jeden
Tempelritters eindrang und ihm sagte:“ LOS!“
Die Tempelritter standen
nicht auf um zu den Dämonen zu rennen und sie abzuschlachten sondern sie
kraxelten auf dem Bauch robbend auf das Lager zu um den Überraschungsmoment voll
auszunutzen. Dabei nutzten sie das hohe Gras das die Ebene bedeckte. Nerk sah
wie sehr Jülam mit seiner schweren Rüstung zu kämpfen hatte und wie ihm schon
nach wenigen Metern der Schweiß von der Stirn tropfte. Er verringerte sein Tempo
und lies sich von den anderen überhohlen bis Jülam bei ihm war. „Warte Jülam.“,
flüsterte er. „Was?“, keuchte Jülam mit verkniffenem Gesicht. Nerk legte seine
linke Hand auf Jülams Kopf und flüsterte einige Worte. Nerks Hand fing an zu
leuchten. „Wa...was war das?“, fragte Jülam erstaunt als Nerk die Hand wieder
zurücknahm,“ Ich fühle mich wie neu geboren!“ „Nutze meine Kraft weise junger
Ritter.“ „Deine Kraft? Willst du damit sagen du bist jetzt meinetwegen schwächer
geworden?“ „Nur ein bisschen“, log Nerk grinsend, „Aber lass uns jetzt
weitermachen. Sonst fängt der ganze Spaß ohne uns an.“ „Ja. – Danke.“ Nerk
schwieg.
Als die ersten nur noch
wenige Meter von den schlafenden Dämonen entfernt waren standen sie auf und
zückten ihre magischen Langschwerter. Die meisten ließen ihr magisches Schild
vorerst auf ihren Rücken. Nerk wunderte sich ,warum die Dämonen keine Wachen
aufgestellt hatten. Zuerst dachte Nerk ,die Dämonen könnten sich zu sicher
fühlen, denn immerhin hatten sie einen Pakt mit Amanda geschlossen ,den die
Tempelritter jetzt zerstören mussten, im wahrsten Sinne des Wortes. Der Pakt
,sollte, garantieren das die Tempelritter die Dämonen nicht an ihrem Treiben
hindern durften. Keinem der Ritter gefiel dies und man wollte schon den Kaiser
von Amandas seltsamen Plänen in Kenntnis setzen aber keiner tat es. Und es war
eh zu spät...
War das alles eventuell
eine Falle? Warteten im umliegenden hohen Grass etwa Dämonen um sie von hinten
zu überraschen? Aber das konnte nicht sein. Woher sollten sie wissen das sie
jetzt angegriffen werden würden? Verräter schloss Nerk automatisch aus. So was
gab es bei den Tempelrittern nicht. Das konnte es gar nicht geben.
Anstatt wild drauf
loszuprügeln packten sich einige Ritter an den Händen und beschworen die Götter.
Sie fingen an zu leuchten und dann schickten sie eine gewaltige, grell
leuchtende Welle der Zerstörung auf die schlafenden Dämonen. Dort wo die Welle
auf die Zelte der Dämonen traf blitzte es kurz schwarz auf. Zurück blieb nur
Asche. Dann ,gleich nachdem die Wellen der Ritter aufgehört hatten zu schlagen
,stürmten die Krieger unter Gebrüll auf die Zelte und Decken zu. Auch Nerk
rannte los und als er bei einem Zelt angekommen war riss er die Klappen auf und
schickte einen Feuerball hinein. Das Zelt brannte sofort lichterloh. Er stellte
sich vor das Zelt und erwartete die herausstürmdenden Dämonen.
Aber nichts geschah. Das
Zelt brannte nieder ohne das auch nur ein Dämon rausgekommen wäre. „Wo sind
sie???“, brüllte Nerk und andere Ritter stellten die gleiche Frage. Nerk lief es
siedend heiß den Rücken hinunter als ihm klar wurde das dies wirklich eine Falle
war. Kein einziger Dämon war zu sehen. Als wären sie vom Erdboden verschluckt
worden. Als hätten sie nie existiert. Er erkannte Gemalör der zu ihm kam. Er sah
wütend und enttäuscht zugleich aus. „Nerk. Wo sind diese verdammten Mistviecher
abgeblieben? Vorhin wimmelte es hier doch nur so von diesem Gesocks!“ „Ich habe
den Verdacht das ,das hier eine Falle ist ,alter Freund und das wir hier
schnellstens abhauen sol...“ In diesem Moment flog Gemalörs Kopf weg. Der Kopf
landete mitten zwischen einigen Tempelrittern die mehr aus Erfurcht als aus
Schrecken zurückwichen. Sein mächtiger Rumpf kippte nach vorne um. Nerk blickte
nach oben und – machte einen Salto rückwärts. Eine Sekunde später und auch er
wäre kopflos gewesen. Er schrie:“ Todesengel!!!“