Gila - The Way of Heroes

 

Theorie und Praxis

 

Und dann kamen sie. Von allen Seiten. Von dort wo die Tempelritter selbst weggekommen waren ,aus der Luft und einige sogar direkt aus dem Boden. Binnen Sekunden verwandelte sich die stille Ebene in ein blutiges Schlachtfeld. Männer und Dämonen schrien und brüllten, aus Wut oder Schmerz .Und überall war plötzlich Blut. Nerk und die anderen erfahrenen Ritter leisteten tapfer und erfolgreich Widerstand und schafften es sogar einige der Todesengel aus der Luft zu hohlen aber um die neuen Novizen war es nicht so gut bestellt. Er sah wie viele von ihnen unter der Masse der Dämonen einfach zerdrückt wurden. Einige wenige versuchten ihren verletzten Kameraden mit Heilsprüchen zu helfen nur um kurz danach selbst den Kopf samt Vollhelm abgeschlagen zu bekommen. Es war zu schrecklich um wahr zu sein. Schon nach kurzer Zeit war Nerks heilige Rüstung mit Blut übersäht. Blut überall. Der Gestank von gerade aufgeschlitzten Bäuchen und den daraus quellenden Gedärmen ,ob von Dämonen oder Menschen ,raubte den Rittern die Luft zum Atmen und machten das Kämpfen in den ohnehin schon schweren Rüstungen noch schwieriger als es schon war. Viele Ritter mussten sich übergeben noch während sie ihre heiligen ,in den Augen Aussehensstehender, überdimensionierten, Schwerter schwangen. Jetzt hatten viele Ritter endlich ihre Schilder vom Rücken genommen und wehrten damit die Angriffe der Dämonen ab. Diese „Angriffe“ bestanden eigentlich nur darin das die Dämonen mit ihren bloßen „Händen“ wild auf die Templer einschlugen. Diese hatten sich inzwischen zu einem Kreis zusammengeschlossen und konnten sich so von allen Seiten verteidigen. Die im innersten des Kreises waren wehrten entweder die Gegner aus der Luft ab ,andere sprachen Zauber. Sowohl ,sinnlose wie Nerk fand , Heil- als auch Kampfsprüche, die meistens mehrere Dämonen auf einmal töteten. Die Todesengel waren derart in der Überzahl das man nicht einmal mehr das Mondlicht sehen konnte. Zum Glück hatten die Rüstungen der Ritter die Fähigkeit zu leuchten. Die am äußersten Ring stehenden Ritter hatten es bedeutend schwerer da sie sich dem Ansturm der Dämonenhorde entgegenstemmen mussten. Auch wenn sie so wild und gut wie noch nie in ihrem Leben kämpfen würden war es nur eine Frage der Zeit bis die Übermacht der Dämonen sie alle das Leben gekostet haben würde. Gerade als Nerk einem Spinnendämon sein Schwert zwischen die Rippen gesteckt hatte und dieser daraufhin zu Asche wurde, rammte ihn ein anderer Tempelritter mit einer solchen Wucht ,das Nerk zu Boden geschleudert wurde. Er landete mitten in einer Blutpfütze das es nur so spritzte. Er warf den Tempelritter mit aller Kraft zurück um nicht von Dämonenfüßen zertreten zu werden und sprang auf. Nun blickte er in das verheulte Gesicht Jülams. Der junge Templer war ,wie so ziemlich alle die am äußeren Ring standen, über und über mit Blut besudelt. „Jülam verdammt! Was ist los?“ ,brüllte Nerk ,denn das Geschrei und Gebrüll um ihn herum war ohrenbetäubend geworden, ein einziges Chaos. „Ich habe Angst! Ich will noch nicht sterben!“ Nerk gab ihm eine harte Ohrfeige. Obwohl er eiserne Handschuhe trug und Jülam einen eisernen Helm ,spürte Nerk wie seine Hand zu bluten anfing. Jülam setzte sich daraufhin nur hin und betete mit zittriger Stimme. Trotzdem aber so laut das es selbst die Rufe der Dämonenbrut und der Tempelritter übertönte. „...allmächtige Göttin des Lebens, der Tiere und der Pflanzen ich bitte dich lass uns nicht allein. Hörst du ? Lass uns nicht allein!...“

Nerk hasste Leute die mitten in einer Schlacht anfingen zu beten anstatt zu kämpfen aber irgendwie konnte er den jungen Krieger verstehen. Es war aussichtslos. Jemand hatte sie verraten. Irgendwer hatte nicht aufgepasst. Aber es war sowieso egal. Nerk fasste einen Entschluss. Wenn sie eh alle sterben müssten dann könnten sie wenigstens noch einige Dämonen mit in Tod reißen.

„HÖRT MICH AN MEINE BRÜDER UND SCHWESTERN! LASST UNS „LEESKES TOD“ HERAUFBESCHWÖREN!!!“, brüllte er mit ganzer Kraft das es jeder hören MUSSTE. Und für einige Sekunden herrschte tatsächlich absolute Stille. Nur nicht bei denen die gerade im Begriff waren zu sterben.

Mit diesen Worten war aber keineswegs gemeint das die Tempelritter jetzt Leeske umbringen wollten , auch nicht aus Zorn darüber das sie ihre Schützlinge so im Stich gelassen hatte. Nein, nein. Leeske war allen heilig. Heiliger als das eigene Leben. Selbst den Rittern die nicht Leeske ,sondern den anderen Göttern huldigten. Immerhin war sie die Mutter aller Götter und eine Schöpfergöttin obendrein.

Nerk erinnerte die Tempelritter mit diesen Worten nur an eine uralte Zauberformel die zur folge hatte das ihre Anwender dabei starben. Der Vernichtungseffekt war aber ohnegleichen. Und je mehr mitmachten desto schlimmer wurde es.

Die am äußersten Ring stehenden Ritter drehten sich daraufhin zum Kreis hin. Die weiter innenstehenden erzeugten einen kurzfristigen magischen Schutzwall damit diese nicht angegriffen werden konnten. Nerk „kämpfte“ sich bis zur Mitte hindurch und in der Mitte angekommen fing er an die rituellen Worte zu sprechen , besser zu brüllen, während der Rest den dazugehörigen Singsang anstimmte der alles übertönte. Die Dämonen ,voller Ekstase, schlugen wie wild auf den Schutzwall ein das es mehrfach aufblitzte. Die Todesengel rissen abundzu noch einen Tempelritter aus der Mitte und zerrissen ihn in der Luft aber das störte nicht mehr erheblich.

Von Nerk ging dann ein helles Leuchten aus das auf die umstehenden umzuspringen schien. Es war wie eine Kettenreaktion. Jetzt glühte jeder Ritter förmlich und die eher an die Nacht gewöhnten Dämonen erblindeten für einen kurzen Moment. Sofern sie noch lebten. Denn unter lautestem Gebrüll schrien die Tempelritter sich die Seele vom Leib. Erst verglühte Nerk, dann die anderen. Als auch der letzte ,äußerste Ritter verglühte blitzte es einmal hell auf, der Schutzwall war zusammengebrochen, und eine kreisrunde blendend weiße Halbkugel der Vernichtung breitete sich aus. Sowohl auf dem Boden als auch in den Himmel. Und diesmal verbrannte nicht nur Stoff...

 

 

 

„WAAAASSS???“ „Ja Gräfin. Es sieht ganz so aus als ob die Tempelritter es nicht geschafft hätten.“ „Unmöglich! Das kann nicht sein! Sie haben doch bei nacht angegriffen?“ „Ja Herrin, das haben sie.“ „Und? Was ist da schiefgelaufen? Rede endlich Klartext oder ich lass dich köpfen!“ „Verzeiht. Es hat allen Anschein ,das die Dämonen von diesem Überfall in Kenntnis gesetzt wurden und sich dementsprechend auf den Angriff vorbereiten konnten. Anders ist es nicht zu erklären.“ „Aber woher sollten diese dummen Dämonen wissen das die Ritter sie angreifen?“ „Das entzieht sich meiner Kenntnis. Irgendwie, irgendwann und irgendwo muss wohl etwas durchgesickert sein. Eine andere Erklärung fällt mir momentan nicht ein. – Was gedenken sie zu jetzt tun ,Gräfin?“ Amanda schwieg. Unfassbar. Das die Tempelritter es nicht geschafft hatten warf ihre ganzen Pläne über den Haufen. Nicht nur das sie jetzt davon ausgehen musste das die Dämonen Darkten jetzt auch ausplündern wollten war ein Problem. Durch diesen Umstand war sie ebenso wenig in der Lage sich ein paar Tage oder länger freizunehmen um Alk zu finden und Rache an ihm auszuüben. Sie hatte schon alles geplant für ihre Reise, die ,nachdem feststand das Alk mit seinen Freunden getürmt war, wohl länger werden könnte. Sowieso hatte sie keinen Bock den Rest ihres noch so jungen Lebens damit zu verbringen auf diesem unbequemen Thron zu sitzen und Befehle zu erteilen ,bis sie alt und grau war. Sie wollte die Welt kennenlernen. Mit Jungs ausgehen und ihren Spaß haben. Aber sie konnte nicht einfach durch das Burgtor marschieren und „Bis bald!“ sagen. Sie musste zumindest jemanden einsetzten der sie vertrat. Jemanden der ihr treu untergeben war und keine sinnlosen Fragen stellte. Ein dummer ,aber doch fähiger Mann. Amanda dachte angestrengt nach aber sie erinnerte sich an keinen der diese Eigenschaften erfüllte. Sie war zwar schon 2 Jahre Gräfin aber die ganzen Untergebenen ob Bauernlümmel oder irgendein Angestellter, interessierten sie nicht. Sie musste nur befehlen und damit einen Mechanismus in Gang setzen der dann das Befohlene bewerkstelligte. Sie kannte keinen ihrer Untergebenen persönlich. Selbst ihre „engsten“ nicht.

 „Gräfin?“ Vielleicht dieser Kerl? Sie starrte ihn eine Weile an und sie sah wie er unwohl er sich dabei fühlte. Er hatte sich untergeben und in respektablen Abstand vor ihr hingekniet, den rechten Arm auf seinem rechten Knie. „Wie heißt du?“ Der noch recht junge Mann , Amanda schätze ihn auf 20 oder so, wurde auf der Stelle rot im Gesicht. „Mein Name ist ,äh, Kolmar – Kolmar Achterhusen, Gräfin.“, stammelte er verlegen und blickte auf den Boden. Amanda herhob sich und schritt auf ihn zu. Kolmar musste es bemerken aber er sagte oder tat nichts als sie ihn mehrmals umrundete um ihn von allen Seiten zu betrachten. Er war ein kräftiger Mann ,das sah Amanda durch seine einfache blaue Tunika hindurch. Amanda freute sich als sie sah das selbst dieser starke Mann Angst vor ihr hatte. Sie hatte alles nur erdenkliche getan um bedingungslosen Gehorsam von ihren Untertanen zu erfahren. Soweit Amanda wusste hatte sie die bislang strengsten und härtesten Gesetzte in der Geschichte Gilanischer Fürstentümer erlassen. Mit Erfolg. Jeder Mensch in Darkten respektierte sie bedingungslos. Auch wenn das gemeine Volk das nicht so toll fand. Aber diese kümmerten Amanda nicht im geringsten. Nur sie und ihre persönlichen Ziele zählten. Was tat das Volk Darktens denn schon großes für sie, außer ihr abundzu Kartoffeln und Schweine zu geben?„Was machst du für mich ,Kolmar?“ „Ich...ich verwalte eure Steuern und bin Leiter eurer taktischen Abteilung, Gräfin.“ Perfekt! Der Leiter der taktischen Abteilung! „Also kennst du dich mit militärischen Taktiken aus?“ „So ist es Herrin. Nicht das ich auch nur annähernd so gut wie ihr wäre...“ Netter kleiner Arschkriecher war er ,das musste man ihm lassen. Aber wo er recht hatte ,hatte er recht. Schon als kleines Kind hatte Amanda mit Zinnsoldaten Krieg gespielt. Und mehr war es für sie auch nicht. Ein Spiel. Hier ein paar Fußsoldaten hinschicken, da einen Versorgungskonvoi anfordern, dahinten einen Haufen Ritter zusammenziehen... Amanda machte es einfach Spaß. Sie war eine gute Taktikerin weil sie alles berücksichtigte und in allem logisch handelte. Sieg oder Niederlage. Und für Amanda würde es immer nur den Sieg geben. An Niederlage wagte sie es nicht einmal zu denken. Aber dieser Kerl hier würde sie gut vertreten. Amanda stand jetzt direkt vor ihm. „Kolmar?“ „Ja Herrin?“ „Ich möchte das du in meiner Abwesenheit meinen Platz einnimmst!“ Kolmar sprang ruckartig auf und blickte Amanda jetzt in ihre grünen Augen. Kolmar war um einiges größer als Amanda und für einen kurzen Moment glaubte sie so etwas wie „Überlegenheit“ in seinen Augen zu sehen. Aber auch nur für einen Bruchteil einer Sekunde. Zu groß war die Überraschung. „Wie? - Wie belieben?“ Amanda schmunzelte. Dieser Kerl war eine Lachnummer. Sie musste sich beherrschen um nicht laut aufzulachen. Dabei waren die Umstände überhaupt nicht lustig. „Du hast richtig gehört ,Kolmar. Du wirst mich vertreten. Ich werde für einige Zeit auf Reisen sein. Etwas privates. Und solange wirst du hier dafür sorgen das nichts aus den Fugen gerät, verstanden?“ Kolmar schluckte. Sein Widerwillen regte Amanda auf. „Aber Gräfin. Gerade in diesen Krisenzeiten solltet ihr das Kommando haben. Ich bin nicht dafür geboren ein Reich zu leiten. Ist das private denn derart wichtig?“ „Natürlich! Überaus wichtig! Glaubst du denn ich würde mich sonst persönlich auf die Reise begeben?“ „Natürlich nicht!“ Amanda wurde wütend. Kolmar dachte einige Momente nach und sah ein das er keine andere Wahl hatte. „Wie ihr befehlt ,Herrin. Wann gedenkt ihr abzureisen?“ „Noch morgen in aller Frühe. Ich muss noch meine Sachen packen.“ „Soll euch eine Eskorte begleiten?“ „Wo denkst du hin! Ich würde ja auffallen wie ein Trynote unter Zwergen! Ich reise allein.“ „Aber ist es nicht viel zu gefährlich? Was wenn euch nun etwas geschieht?“ „Mir wird schon nichts passieren. Und wenn doch... Wünsche ich das du endgültig die Kontrolle über Darkten erhältst.“ „Vielen, vielen Dank Gräfin! Eure Großzügikeit wird nur noch von eurer Schönheit übertroffen!“, schleimte Kolmar den Boden voll. Sollte Amanda tatsächlich sterben, was sie keinen Augenblick vermutete, war es eh egal was mit Darkten, Schleußen oder auch dem gesamten Gilanischen Reich passierte. Sollten die Dämonen alles überrennen, so viele Weiber ficken und fressen wie sie wollten. Amanda wäre es dann scheißegal gewesen. Aber noch war sie nicht tot. Und sie wollte es auch nicht werden.