Gila - The Way of Heroes

 

„Nicht das Ziel ist das Ziel sondern der Weg dorthin.“

Cordal aus „Die gesammelten Sprichwörter des Gilanischen Reiches“

 

Die Mauern von Chaosstadt waren gute 5m hoch und aus verschiedenfarbigen Steinsorten zusammengebastelt. Eine Ordnung schien es nicht zu geben. Kleine Steine, einige nur faustgroß, reihten sich neben gut 3m hohen Steinen. Alles war mit Mörtel zu einer einheitlichen Masse geschmolzen worden. Wer auch immer die Mauer gebaut hatte war entweder ein miserabler Architekt, hatte gerade nicht die richtigen Steine zur Hand oder war schlicht verrückt gewesen. Aus einem undefinierbaren Grund zog Cordal das letztere vor. Das Stadttor war ganz aus Holz außer den Rostigen Scharnieren die keinen stabilen Eindruck machten. Die 2 Torwächter verlangten für jeden eine Eintrittgebühr von 5 Hellern. Grummelnd bezahlte Alk. Das letzte mal als er hier war waren es nur 2 Heller gewesen. Und die Wachen waren immerhin noch freundlich gewesen. Diese hier schauten so grimmig drein ,das Alk bezweifelte das sie je auch nur ein Lächeln zustande brachten. Sie rissen Alk die 1 Silbertaler und 5 Heller gierig aus der Hand und schoben ihn, Cordal und Itznak brutal in die Stadt hinein, obwohl nicht viele in die Stadt wollten. „Das fängt ja gut an.“, meinte Itznak und spuckte verächtlich über seinen Rücken, Richtung Stadttor. „Wir haben es ja bald geschafft Itznak. Gehen wir am besten gleich in das Rathaus und erkundigen uns nach diesem Zohlo. Ich möchte endlich meine Dukaten!“, sagte Alk. Auf ihrem Weg in die immer dichter besiedelte Innenstadt kamen Itznak und Cordal nicht mehr aus dem Staunen heraus. Stinknormale, für Städte übliche, Fachwerkhäuser standen neben billigsten Blockhütten und riesigen, prächtigen Steinhäusern die mehr an Wachtürme als an Wohngebäude erinnerten. Es gab sogar ein Haus das so aussah als wäre es nur aus Gold erbaut worden. „Sind die Besitzer des Hauses verrückt das sie ein Haus aus Gold bauen?“, fragte Cordal. Alk lächelte: „Ja Cordal sie sind verrückt. Aber mach dir keine falschen Hoffnungen. Das ist nur Katzengold. Kein Mensch braucht diesen Plunder.“ Dabei waren diese Häuser ja noch „normal“. Es gab auch durchaus Häuser die so unsymmetrisch und so verkorkst ineinander verschachtelt waren das Cordal an der menschlichen Intelligenz zu zweifeln begann. Kein Mensch der auch nur annähernd bei gesundem Verstand war konnte derartig abstruse Gebilde erschaffen und dann auch noch in ihnen wohnen! Langsam verstand er warum diese Stadt Chaosstadt hieß. Plötzlich sprang ein kleinwüchsiger Mensch vor ihm herum und sang ein Lied. Jedenfalls glaubte er das es ein Lied war obwohl der Begriff „Gegröle“ eher gepasst hätte. Zu seiner Verwunderung beachteten die anderen Bürger ,die geschäftig durch die Straßen eilten, den kleinen Mann nicht. Sie ignorierten ihn einfach. Er sah dem kleinen Mann einen Weile zu und bemerkte das Alk und Itznak ein wenig weiter grinsend auf ihn warteten. Der Mann hampelte wild herum und machte geschickt Salti und Kopfrollen und „sang“ dabei sein Lied. Das ganze mutete so lächerlich an das Cordal am liebten gelacht hätte. Aber dem kleinen Mann schien es sehr ernst zu sein. Er lächelte nicht sondern starrte Cordal die ganze Zeit an. Cordal glaubte es sei grad irgendein Fest und dies gehöre eben dazu. Und Gerade als Cordal an ihm vorbeilaufen wollte weil er nicht wusste was das alles bringen sollte, stand der kleine Mann , der gerade eine Kopfrolle gemacht hatte, auf und verschwand stumm in der Menge. Cordal kehrte verstört zu seinen Freunden zurück. „Was war das?“ „Gratuliere Cordal.“, grinste Alk,“ Du hast soeben deine erste Begegnung mit einem waschechten Chaosstädter hinter dir. Und das beste: Du bist noch bei Verstand!“ Itznak prustete los und lachte wie ein Irrer. „Du würdest hier gut herpassen Itznak.“, grummelte Cordal. „Wieso?“ Itznak war wieder todernst und blickte ihn mit stechenden Augen an. „Weil du genau so bekloppt und verrückt bist wie der kleine Kerl da gerade eben.“, meinte Cordal und deutete mit dem Kopf hinter sich. „Das musst du auch noch sagen. Wer stand denn die ganze Zeit bei ihm und hat ihn angestarrt? Fühltest dich wohl ,wohl bei deinesgleichen hä?“ „Ich wollte nur mal sehen wie sich Goblins während ihrer Pubertät verhalten, wäre auch für dich interessant gewesen denn immerhin bist du ja mittendrin.“ Cordal gab sich keine Schwäche. Er erwiderte jeden noch so bissigen Kommentar sofort und selbstsicher. Itznak zog so tief Luft ein das es selbst ihm Lärm der Stadt noch gut zu hören war. Aber Alk hielt Itznak symbolisch eine Hand vor den mit scharfen Zähnen gesäumten Mund und deutete ihm damit still zu sein. Itznak grummelte etwas unverständliches , wahrscheinlich auf Goblinisch. Cordal kannte viele Sprachen darunter Zwergisch, Elfisch, Ein paar Brocken Gertronisch sowie fliesend barbarisch, die Sprache die die Menschen der nördlichen Midlanden sprachen. Die Kunst des Schreibens beherrschten sie nur unzulänglich aber gerade dies machte einen Hauptreiz für Cordals Lieblingssprache aus. Die Barbaren waren unter den Gesichtpunkten der anderen Einwohner der Gilanischen Reiches zwar minderbemittelt oder sogar primitiv, doch hatten sie eine eigene Kultur und Regeln und lebten in relativem Frieden untereinander. Sie trugen zwar weitaus mehr Fehden aus als z.B. die Fürsten, Grafen und Herzoge aber diese waren so klein das sie sich mit den Massengemetzeln der Fürsten nicht im geringsten messen konnten. Offiziel befanden sich die nördlichen Midlanden unter gilanischer Herrschaft aber das war nur Propaganda wie bei den anderen Völkern auch. Ein Großteil der Reiche, ob der Menschen, Elben, Zwerge, Trynoten, Ssoluander, Altronen oder Gerttronen waren noch vollkommen unerforscht und vor allem unerobert. Monsterhorden schritten noch immer fröhlich durch ganz Gila und nur ein paar Prozent der gesamten Landsmasse Gilas befanden sich tatsächlich in der Hand der großen Völker Gilas. Davon das meiste im Ostreich. So verhielt es sich auch mit den Barbaren. Es gab noch viele, große weiße Flächen auf den Landkarten über die nördlichen Midlanden. Nicht selten überfielen Barbaren auch das gilanische Reich und forderten schwere Tribute. Doch die meiste Zeit über verhielten sie sich friedlich was ihnen vorläufig das Leben rettete. In extremen Krisenzeiten schlossen sich die meisten der Stämme sogar den regulären Truppen der Fürsten an und verstärkten diese in ungeahntem Maße.

Nach diesem merkwürdigen Erlebnis gingen Alk, Cordal und Itznak also weiter in Richtung des Stadtinneren. Dabei warf Cordal mit misstrauischen Blicken um sich als ob er fürchtete es könne gleich noch ein Chaosstädter über ihn „herfallen“.  Schon von weitem konnte man die hohen, graziösen Tore sehen die den einzigen Ein-und Ausgang des von einer Hecke umgebenen Rathauses darstellten. Auch hier zeigte sich die Mentalität der Chaosstädter in ihrer bizarren Form. Die Hecke war aus den verschiedensten Sorten zusammengestellt so das ein kunterbuntes Wirrwar an Farben und Blüten entstand. Ebenso der kleine Park vor dem Rathaus ließ beileibe keine Struktur erkennen. Das Rathaus an sich war dagegen fast lächerlich normal ; es sah exakt so aus wie jenes in Glemmerstadt. „Es gibt Grundsätze an die sich sogar die Chaosstädter halten müssen.“, bemerkte Alk. Die gleiche Prozedur wie in Glemmerstadt zog sich auch im inneren des Rathauses wieder ab. Ebenso die Tatsache das die drei wieder nur den Vornamen kannten. Diesmal wurden ihnen sogar 5 Zohlos genannt. Alk bedankte sich bei dem alten,bärtigen Mann mit dem freundlichem Blick, nahm den Zettel den ihm dieser gegeben hatte und gab ihn Cordal. „Dann los.“,sagte Alk.

 

Die Sonne schien prall auf ihr Gesicht und sie musste sich einen Arm vors Gesicht halten weil sie ansonsten nicht gesehen hätte wo sie denn hintrat. Sira schwitzte. Sie spürte wie ihr der Schweiß unter den Achseln wegrann und wie ihr ihr Kleid am Rücken klebte. Das Zirpen von Grillen drang an ihr Ohr. Sie war aus dem Wald herausgekommen und befand sich nun mitten auf einer sich biss zum Horizont erstreckenden Wiese mit hohem Gras. Unter den vereinzelt stehenden Bäumen ruhte sie sich öfter mal aus. Als die Sonne langsam drohte hinter dem Horizont zu verschwinden und Sira schon nach einem geeigneten Lagerplatz Ausschau hielt hörte sie das Plätschern eines Flusses in unmittelbarer Nähe. Sira beschleunigte ihren Schritt und fand einen kleinen Bach vor. Sie kniete sich gerade nieder um ihren Wasserschlauch wieder zu füllen und um sich zu waschen als ein unheilvolles Rascheln aus dem gegenüberliegenden Gras ertönte. Es schien direkt von vorne zu kommen. Noch bevor sich Sira auf die neue Situation einstellen konnte sprang ihr auch schon etwas ins Gesicht. Sira sprang gellend auf und versuchte das „Ding“ von ihrem Gesicht zu reißen. Es gelang ihr mit Mühe mehrere der „Finger“ abzuspreizen. Mit einem ungeheuren Kraftaufwand schaffte Sira es schließlich das Wesen wegzuschleudern. Sie rieb sich beiläufig ihr Gesicht und musste feststellen das sie irgendwo blutete. Ihre Lippe war wieder aufgeplatzt. Sie blickte in die Richtung wo das Tier lag. Es lag auf dem Rücken, zappelte hilflos mit seinen 7 Beinchen und versuchte aufzukommen. Irgendwo tat ihr dieses Tier jetzt auch leid. Sie erkannte das es wohl eine Art Insekt zu sein schien aber auch keine Spinne. Es hatte nur einen kleinen Rumpf von der Größe einer Faust und dürre aber trotzdem kräftige Beine die gut einen Ellbogen lang waren. Der Kopf war im Verhältnis zum Rest des Körpers riesig. Zwei schwarze Augenpaare starrten Sira an. Das Tier hatte zwei Fühler am Kopf sowie einen Rüssel mit dem es wohl kleine Insekten fraß. Der Rüssel bewegte sich hektisch hinundher ,als es versuchte wieder auf den Bauch zu kommen. Irgendwann gab es auf und bemerkte nun Sira die neben ihm kniete. Es drehte seinen Kopf zu Sira und seine Fühler bewegten sich leicht. Als Sira dem Tier ihre Hand entgegenhielt, wagte es ihre Hand mit dem Rüssel zu beschnüffeln. Es kitzelte und Sira zog ihre Hand lächelnd wieder zurück. Nicht zu ruckartig denn das hätte das Wesen nur verschreckt. Dann fing das Tier wieder an zu strampeln und zwar heftiger als zuvor. Sira wagte es nun nicht dem Tier zu helfen da sie Angst hatte von Beinen geschlagen zu werden. Sira wartete bis das kleine Tier aufgab und heftig mit dem Rüssel schnaubte. Dann liefen ihm dicke Tränen über die Wangen und es fing an zu jammern und stieß lange, hohe Töne aus. Sira erbarmte sich endlich und half dem Wesen auf die Beine. Das Wesen starrte sie lange an und stieß dann ein fröhliches Trompetengeräusch aus. Dann verschwand es wieder im Gras. „Gerngeschen.“, flüsterte Sira und erst jetzt fiel ihr auf das ihre Augen tränten. „Was bist du doch nur für eine Heulsuse.  Wenn du nicht um dich jammerst, jammerst du wegen solcher schnulzigen Szenen.“ Sira wischte ihre Tränen weg und schlug ihr Lager unweit vom Bach auf nachdem sie ihren Wasserschlauch gefüllt und sich gewaschen hatte.