Gila - The Way of Heroes
Bauernmeister Logen
Hofwächter aus Gumörsbach (Tzor, Westreich, Gilanisches Reich)
„WAS? Soll das alles sein was ich mitnehmen soll???“ Amanda schnappte nach Luft.
„Nun Herrin. Da ihr es ablehnt das euch jemand begleitet...“ Kolmar Achterhusen
verkniff sich mit Mühe ein Lächeln. „Aber ich habe weder einen genügend großen
Spiegel, noch ein Bad, noch einen Waschzuber und am allerwenigsten habe ich
genügend Klamotten mit!“ „Verzeiht Herrin aber wie wäre es wenn ihr ein Packtier
mitnehmen würdet das die Sachen für euch trägt? Ich würde schon ein geeignetes
für euch finden.“ „Ein WAS? Packtier? Bist’e bekloppt? Ich zieh doch nicht mit
so einem stinkenden Esel durch die Welt! Letztendendes krieg ich auch noch Flöhe
oder schlimmeres!“ Kolmar wusste nichts mehr zu sagen. „Tja. Ihr habt zwei
Möglichkeiten Gräfin.“ „Die da wären?“ „Entweder ihr schleppt euer ganzes Hab
und Gut mit euch, was euch mit der Zeit sicher zu schaffen machen würde, oder“
„Oder was?“ „Oder ihr müst die Sachen hier lassen.“ Amanda sah ein das Kolmar
recht hatte, zu ihrem tiefsten Unwillen. Verzichten wollte sie auf keinen Fall
auf ihre Ausrüstung. Wo käme man denn dahin wenn man sich noch nicht einmal
baden könne??? Und so schwer konnte das verdammte Zeug auch wieder nicht sein.
„Ich nehms persönlich mit.“ Kolmar starrte sie noch einen Moment ungläubig an
sagte dann aber : „Sehr wohl.“ Und verschwand um die Sachen packen zu lassen.
Währenddessen kam ein Trupp Reiter in den Hof geritten. Nicht gerade langsam so
dass einige Bauern zur Seite springen mussten um nicht niedergetrampelt zu
werden. Der größte der Reiter, in voller Gefechtsrüstung und einem blitzenden
Langschwert an der rechten Seite stieg ab und gab einem Knecht die Zügel seines
nicht minder imposanten Schlachtrosses. Dann schritt er auf Amanda zu. Er
klappte sein Visier hoch und zum Vorschein kam ein narbengeprägtes, grimmiges
Gesicht das die Gräfin von Darkten aus dunklen, kleinen Augen heraus
betrachtete. „Ah Jurat! Was habt ihr mir zu berichten alter Freund?“ Amanda
kannte diesen Mann sehr gut. Er war ein alter, gnadenloser Krieger der auch
nicht zögerte Wehrlose und Kinder zu töten wenn es ihm befohlen wurde. Genau
solche Leute wollte Amanda in ihrem Heer. Gehorsame, brutale Schlägertypen. Und
zu ihrer Zufriedenheit stellte sie fest das in ihren 2 Kasernen, eine nahe der
Burg bei Jupensdorf, die andere bei Unterbrücken, ganze Arbeit geleistet wurde
und ihre Krieger die grausamsten und besten weit und breit waren. Neben denen
von Graf Schnitzer verstand sich. Sie hatte jetzt, genau so wie Egon, Gesandte
zu ihm geschickt um ihn um Hilfe zu bitten. Darkten und Tzor waren nicht immer
die besten Nachbarn ,dass gab Amanda gerne zu, aber die Bedrohung durch die
Dämonen konnte selbst den Grafen nicht kalt lassen. Amanda hätte sich gerne
selbst um die Sache gekümmert aber sie hatte ja schon was anderes vor. Alk
musste büßen!
„Schlechte Neuigkeiten, Amanda. Heute
morgen haben einige Dämonen eines deiner Dörfer geplündert. Sagt dir
„Griebenberg“ was?“ Amanda zuckte mit den Schultern. „Irgendson kleines Kaff an
der Grenze zu Egons Reich oder?“ „Genau. Ich bin mit 100 Mann losgeritten um sie
zu verjagen aber du siehst ja was von meinen Leuten übrig ist.“ Amanda schaute
sich die anderen Reiter an. Sie waren alle blutübersät und blickten mit
finstersten Mienen umher. „Nur 4 Stück?“ „Genau.“,sagte Jurat düster,“ Dabei
waren es nur gut 30 Dämonen. Der einfachen Sorte. Keine Todesengel oder
Spinnendämonen wenn du verstehst was ich meine. Wir konnten den Flüchtenden aber
immerhin Zeit zum Verschwinden geben. Jetzt sind die anderen Dörfer natürlich in
heller Aufruhr und verlangen Schutz.“ „Diese Feiglinge. Anstatt ehrenvoll zu
sterben flüchten sie wie die räudigen Hunde. Und dann jammern sie auch noch.“
„Aber sie haben so unrecht nicht.“ Amanda musterte den altgedienten Krieger
grimmig:“ Wie meinst du das?“ „Nun, wenn wir nicht schnell etwas unternehmen,
geht es uns wie Egon. Wir brauchen dringend magische Waffen!“ „Schon unterwegs.“
„Graf Schnitzer?“ Amanda nickte nur. „Wo willst du hin Jurat?“, fragte sie als
Jurat sich plötzlich abwandte. Ohne sie anzublicken meinte er:“ Es sind düstere,
unsichere Zeiten Amanda. Verbündete entpuppen sich als Feinde, und Feinde als
Verbündete. Ich reite zu meinen Männern und vertedidige mein Land.“ „Nun gut.
Ich verlasse mich auf dich Jurat.“ Hätte Amanda es sehen können wäre ihr Jurats
schiefes Grinsen aufgefallen...
Nachdem alles fest verstaut und abreisefertig gemacht worden war schulterte
Amanda ihren überdimensionalen Rucksack - und konnte sich nur mit Mühe auf den
Beinen halten. „Arg! Was ist da alles drin Kolmar?“ „Nun als erstes euer Bad,
des weiteren eurer Waschzuber, ein Klappbett, ein Zelt, Handtücher, Kleider...“
„Schon gut, schon gut ich hab’s verstanden.“ „Seit ihr sicher das ihr es schafft
Gräfin? Alk und seine Freunde dürften schon über alle Berge sein, und mit diesem
Gepäck...“ „Kümmere du dich um deinen Kram und vor allem um mein Reich! Alles
andere überlässt du mir verstanden?“ „Wie ihr wünscht Gräfin. – Ich wünsche euch
alles Gute. Mögen die Götter euch beschützen.“ „Jaja.“ Schweren Schrittes
schleppte sich Amanda aus ihrer Burg. Sie hatte unauffällige Sachen angezogen
damit nicht gleich jeder wusste das sie ,die nicht gerade beliebte Gräfin, durch
die Lande zog – allein! Ein einfaches Gewand aus groben, braunem Stoff das auch
noch juckte ,eine Ledermütze unter der sie ihre langen blonden Haare ,bis auf
ein paar Strähnen, versteckte sowie ein altes Paar Lederschuhe bestimmten ihr
Äußeres. Als sie durch das kleine Dorf mit Namen Bergrück, das vor der Burg lag,
schritt nahm sie ein wenig Erde von der Straße und rieb sich ihr Gesicht damit
ein. Sie sah nun aus wie ein stinknormales Bauernmädchen. Wenn Bauernmädchen 2
Schwerter an ihrer Seite tragen würden. Trotzdem starrten sie einige der
Menschen an, vermutlich auch wegen ihrem riesigen Rucksack. Schon bald hatte sie
das Dorf und ihre Stammburg hinter sich gelassen und befand sich nun auf der
steinigen Straße die nach Tzor führte. Das Wetter war den ganzen Tag über heiter
und sonnig und so manch ein Bachspatz pfiff ein fröhliches Lied vor sich hin.
Das ihr keine Monster über den Weg liefen überraschte Amanda nicht sonderlich.
Straßen waren so gut wie Monsterffrei. Vorallem die Steinstraßen. Die Tiere und
Monster mieden diese als läge ein böser Fluch auf ihnen. Der Gräfin konnte dies
nur recht sein denn sie hatte absolut keine Lust sich auch noch mit Trollen,
Gorks oder schlimmeren Biestern auseinanderzu setzen. Dabei fiel ihr ein das ihr
erst vor kurzem berichtet worden war das eine Gruppe Trolle räubernd und mordend
durch ihr Land schritt. Soweit sie wusste hatte sie 50 Schwertkämpfer und 25
Bogenschützen losgeschickt um diese Trolle zu vertreiben bzw. zu töten. Was wohl
aus ihnen geworden war? Naja. Kolmar würde es schon irgendwie deichseln da war
sich Amanda sicher. Und wenn nicht war auch nicht sonderlich schlimm. Ein Dorf
mehr oder weniger war kein großer strategischer Verlust. Zu unterschätzen war
eine solche Bedrohung zwar auch nicht, aber Amanda kümmerten die paar Tonnen
Getreide, Fleisch und Gold die sie aus einem einzigen Dorf bekam nicht
sonderlich. Ein seltsames Zischen schreckte die Gräfin aus ihren Gedanken auf.
Rechts von ihr war nur wenige Meter entfernt, ein Wald. Eine Grubenechse tapste
auf sie zu. Grubenechsen lagen an solchen Tagen normalerweise faul auf Steinen
und liessen sich die Sonne auf den nicht vorhandenen Pelz brennen. Grubenechsen
waren bis zu 1,5 m groß und konnten bis zu 3 m lang werden. Sie hatten einen
sehr kurzen Hals und scharfe, krumme Zähne mit denen sie größtenteils kleinere
langsame Tiere fingen. Sie konnten wenn sie wollten schnell sein, ungefähr so
schnell wie ein Pferd im leichten Trab. Dies war ein größeres Exemplar, öffnete
schon gierig den Rachen und fauchte bedrohlich. Unbeeindruckt zückte Amanda eins
ihrer Schwerter und schlug im richtigen Moment zu als das Maul der Grubenechse
schon zuschnappen wollte. Mit einem leisen „Plumps“ fiel der Kopf der
Grubenechse auf den Boden. Der Körper schüttelte sich noch ein paar Sekunden als
ob er nicht begreifen wolle das der Kopf nun fehlte. Doch dann war die
Grubenechse tot. Rotes Blut floss nun über die Steinstraße und Amanda wusch ihr
Schwert in einem kleinen Rinnsaal so gut es ging. Es war danach zwar schmutzig
aber nicht mehr mit Blut besudelt. Es machte bestimmt keinen
vertrauenserweckenden Eindruck wenn sie mit Blut am Schwert in ein Dorf
marschierte. Vorallem wo sie doch kein Aufsehen erregen wollte. Dann ging die
Gräfin weiter. Es war Mittag als sie losgegangen war und schon spät abends als
sie im nächsten Dorf angelangte. Dem Schild nach zu urteilen war sie nun in
Stallingen. Sie war fix und fertig und ihre Schultern, Beine und ihr Rücken
schmerzten schrecklich. Sie frug einen Stallknecht der bestialisch nach Kuhmist
stank wo denn die Herberge sei. Der Stallknecht aber machte keine Anstalten sein
Interesse an Amanda zu bekunden. „Hey Kleine. Sieht ja echt schwer aus das Teil
was du da rumschleppst. Soll ich disch helfen?“ „Leck mich am Arsch.“ „Nichts
lieber als das.“, sagte der Knecht und gab Amanda einen Klaps auf ihren Hintern.
Die Gräfin fuhr herum und verpasste ihm einen solchen Kinnhaken das er hinfiel
und sofort besinnungslos liegen blieb. Dann spuckte sie verächtlich aus und frug
einen älteren Bauern der wohl schon ein wenig über den Durst getrunken hatte:
„*hicks* Jewohl mein Kindl. Dis Gasthof ist da hintn, da wo dis Gegrölle
wechkommt *rülps*.“ Amanda bedankte sich nicht ,was ihrer Meinung nach eh
Verschwendung gewesen wäre und ging zu einem der wenigen Häuser wo noch Licht
brannte. Vor dem Gasthof der sich „Zitronenpresse“ nannte standen neben einigen
besoffenen, grölenden Halbstarken auch ein paar Zwerge die heftig miteinander
redeten. Ein Zwerg im Gilanischen Reich war schon außergewöhnlich aber dann
gleich eine Gruppe? Und dann auch noch in Darkten? Amanda hatte noch nie einen
Zwerg gesehen und beäugte die Gruppe umso interessierter. Die Zwerge waren
vielleicht 1 und höchstens einen halben Schritt groß, und hatten einen
Brustumfang der ebenfalls fast genauso groß war. Sie hatten kurze stämmige Beine
die in groben Eisenstiefeln saßen, kräftige, muskulöse Arme mit großen, groben
Händen und jeder von ihnen hatte einen jeweils anders geflochtenen Bart der bei
einigen bis zum Gürtel reichte. Sie sahen aus wie Krieger, mit ihren
Kettenhemden, Panzerungen, Riesenäxten auf den Rücken und den zweigehörnten
Helmen. Als Amanda näher kam sah sie Einzelheiten in den Gesichtern der Zwerge.
Große Nasen, wache Augen die vor Energie strotzten, nach unten verzogenen
Mundwinkel aber auch ,und das wunderte die Gräfin dann doch, jede Menge
Lachfalten unter den Augen. Die Zwerge unterhielten sich in einer anderen
Sprache die Amanda nicht kannte. Sie ging davon aus das es zwergisch sein
musste. Ihre Stimmlage lag ziemlich
weit unten und Amanda konnte sich vorstellen wie es war wenn ein Zwerg brüllte.
Schließlich lies sie von den Zwergen ab die sie anscheinend nicht bemerkt hatten
und ging in die Gaststube. Sofort schlug ihr lautes Gebrüll, Gelächter, Musik,
der Geruch von Schweiß, Bier und die abgestandene Luft entgegen und ließen sie
kurz schwindeln. „Hey Süße! Kommst grade recht!“, brüllte ein Mann von
irgendwoher,“ Uns sind die Nutten ausgegangen! Ich geb dir auch 5 Dukaten!“
Allgemeines Gelächter war die Folge. Amanda kämpfte sich bis zur Theke und wurde
dabei von mehreren unsichtbaren Händen betatscht. „Immer ruhig bleiben Amanda.
Es bringt nichts wenn du den ganzen Gasthof zerlegst.“, beruhigte sich die
Gräfin selber. Der (Die?) Barkeeper war eine dicke Frau die emsig Bier
nachschenkte. Amanda brauchte mehrere Anläufe und musste am Ende laut brüllen um
sich ihr Gehör zu verschaffen. „Was gib’s?“ „Ich möchte hier übernachten!
Einzelzimmer!“ „Ja Herbet, dein Bier kommt gleich! – WAS?“ „ICH SAGTE ICH MÖCHTE
EIN EINZELZIMMER!“ „Ach so! Moment!“ Sie holte ein dickes Buch raus und
blätterte wild darin rum. Beinahe willkürlich blieb sie auf einer Seite ,zog mit
unerwarteter Geschicklichkeit Federkiel und Tintenfass hervor und schrieb
Amandas Namen und die Dauer ihres Besuches ein. „Das macht dann 5 Silbertaler!“
Amanda klatschte das Geld auf die Theke und folgte der Frau die solange einem
jungen Mann das Geschäft überlies. „Das ist mein Neffe. Er heißt Sendor und
verdient sich hier ein paar Heller.“, gab sie an ,obwohl Amanda nicht gefragt
hatte. Sie gingen eine knackende Treppe hinauf und oben schnaufte die dicke Frau
erst mal heftig. Sie wies Amanda dann ein Zimmer zu und wünschte eine gute
Nacht. Amanda warf ihren Rucksack ab und stöhnte erleichtert auf. Dann streckte
sie sich, wobei Knochen knackten. Sie zog sich halbwegs aus und kuschelte sich
endlich in die das weiche Bett.