Gila - The Way of Heroes

 

2.Kapitel : Bewährungsprobe

 

 

Endlich. Endlich konnten sie diese verdammte Kiste loswerden! Endlich. Wie es der Zufall wollte war wieder mal der letzte Angegebene Zohlo auch der richtige. Die drei nahmen es mit einem Achselzucken hin und waren nun voller Vorfreude auf ihr Geld. Zohlo war ein dürrer, faltengeprägter Mann mit Hakennase und einer Augenklappe was ihn unwillkürlich wie einen Piraten erscheinen ließ. „Kennen sie einen Mann namens Pegni?“, fragte Alk nach kurzer Bergrüßung. „Wer seit ihr?“, frug seine dunkle, knirschende Stimme. „Mein Name ist Alk. Das dort sind Cordal und Itznak. Wenn ihr aber Pegni nicht kennt müssen wir die Kiste wohl wegschmeißen.“ „Moment mal! Kiste? Was für eine Kiste?“ „Kennt ihr Pegni oder nicht?“ Zohlo musterte Alk eindringlich mit dem verbliebenden Auge. Alk grinste nur überlegen. Das hatte er wahrlich drauf, cool zu erscheinen. „Kommt mit mir. Am besten wir besprechen alles weitere bei mir. - Ich kenne Pengi.“ Das war vorläufig alles was Zohlo sagte. Er wohnte in einem kleinen verfallenen Haus am Rande von Chaosstadt. Dreckige Kinder spielten Spiele, Frauen kochten oder wuschen draußen und manch ein Mann half ihnen dabei. „Downtown.“, murmelte Cordal. Im Haus ließ Zohlo sie auf einer wurmstichigen Bank Platz nehmen und setzte sich selber an einen Tisch. Fast genau wie Pegni. Alk konnte sich kaum vorstellen das dieser Mann ein Kaufmann war. „Schlechte Zeiten Zohlo oder wieso haust du in dieser miesen Gegend?“ „Kann man wohl sagen. Graf Schnitzer hat wiedermal die Steuern erhöht. Er sagt es seien erhöhte Vorsichtsmaßnahmen fällig. Außerdem fürchten viele Händler ihre Ware könne geraubt werden. Ihr habt doch sicher schon von den Dämonen gehört die Schleußen Stück für Stück auseinandernehmen?“ Alk dachte sowohl an den Kopfgeldjäger aus Dunkelstadt als auch an Damner gleichzeitig und nickte düster. „Ja. Es ist traurig das Egons Truppen kaum magische Waffen führen.“ „Aber weder ich noch ihr seit hier um mit mir über politisches zu diskutieren oder irre ich mich.“ Alk erwiderte das Grinsen. „Nein das tut ihr nicht.“ „Also was ist das für eine Kiste von der ihr geredet habt, hm? Sie ist also von Pegni? Ich kenne ihn. Er ist mein Handelspartner in Glemmerstadt. Ich hoffe nur ihm ist noch nichts passiert?“ „Als wir ihn das letzte mal sahen war er noch quietschlebendig.“ „Aha. Nun?“ Alk überreichte Zohlo die Kiste. Dieser öffnete sie mit einem Schlüssel der sehr kompliziert war. Alk kannte sich mit Schlüsseln aus, immerhin war er ein Meisterdieb. Auch wenn Key die weitaus bessere Schlossexpertin gewesen war. Zohlo schloss die Kiste wieder, als er einen Zettel herausgeholt hatte. „Mehr war da nicht drin?“, ärgerte sich Itznak. Zohlo überflog die Zeilen mit ernstem und immer grimmig werdenderem Gesicht. Dann seufzte er kurz. „Nun ich finde es ist an der Zeit uns unsere Belohung zukommen zu lassen Zohlo.“, meinte Alk als eine Weile verstrichen war. „Was? Oh. Ja.“ Zohlo schien verwirrt und in Gedanken versunken. Er ging zu einer Stelle in dem Zimmer und hob eine Planke aus dem Boden. Dann hievte er eine große Kiste hervor. „Sie gehört euch.“ Bevor Alk in Freudenschreien ausbrach öffnete er die Kiste erst mal. Und stieß ein Pfeifen aus. „Hey seht euch das an Cordal, Itznak!“ Die beiden standen schon neben ihm. „GEIL!!! Wir sind reich!“, freute sich Itznak, nahm ein paar Edelsteine und Dukaten und warf sie um sich. „Hey pass doch auf! Das ist sauerverdientes Geld!“, fluchte Cordal aber auch er war von der Macht des Geldes fasziniert. Nur auf Alk wirkte es nicht so toll. Er wäre glücklicher hätte sich Sira in der Kiste befunden. Aber trotzdem grinste er. 500 Dukaten! Zohlo indes wünschte ihnen noch viel Glück, führte sie nach draußen und verschwand Richtung Stadtzentrum. „Wo will er denn hin?“, fragte Cordal neugierig. „Ist doch scheissegal! Wir sind reich! Reich! Ich sags euch! Reich verdammt noch mal, so unglaublich REICH!!!“ „Ist ja gut Itznak, komm wieder runter.“, versuchte Alk den Goblin zu beruhigen. „Ja,ja,ja. Was glaubt ihr wie viele Huren wir uns davon kaufen können? 100? 1.000? 1.000.000? Oder wir machen unser eigenes Bordell auf! Das wär doch was oder? Dann müssten wir nie wieder was fürs Poppen bezahlen! Alles umsonst! Und wir werden Geld on mass verdienen! Noch reicher als jetzt werden wir sein! Natürlich sind unsere Mädels nur von bester Qualität, versteht sich ja von selbst. Und n Tanzsteg jaaa, den brauche wir auch auf jeden Fall...“ Während der Goblin seiner Phantasie freien Lauf lies äußerte Cordal seine Bedenken:“ Alk ich glaube nicht das dieser Zettel ein stinknormaler Kaufmannszettel war.“ „Wie kommst du darauf?“ „Na zum ersten sind 500 Dukaten n bisschen viel für einen läppischen Zettel. Zweitens sah er viel zu grimmig aus als er den Zettel las...“ „Na die Geschäfte werden wohl mies gelaufen sein?!“ „...und drittens : Kommt es dir nicht auch seltsam vor das sich alles irgendwie um die Dämonen dreht?“ „Die sind halt aktuell.“, scherzte der Meisterdieb. „Nein mal im Ernst. Erst der Dämon in Dunkelstadt. Was wollte er überhaupt von dir?“ „Was persönliches. Ich habe ihnen mal was geklaut da waren sie nicht gerade gut auf mich zu sprechen.“ „Und dann die blutigen Schwerter. Wie überall bekannt sind sie mit den Dämonen im Bunde. Was ist mit Damner? Warum hat uns dieser Spinnendämon angegriffen?“ „Vielleicht war es Zufall, und er hatte grad Bock zu töten. So sind Dämonen halt.“ „Unglaubwürdig. Ich glaube fast man hat uns gejagt, Alk! Damner SOLLTE uns finden und dann töten.“ „Aha und was schließen wir daraus?“ „Ganz einfach: Entweder die Dämonen haben es auf einen von uns abgesehen...“ „Mich.“ „Lass mich doch mal ausreden!“ „Ist ja schon gut.“ „Oder sie jagen uns wegen ETWAS.“ „Und du glaubst dieses etwas war die Kiste mit dem Zettel oder wie?“ „Genau. Es muss eine Verbindung geben.“ „Und wenn schon Cordal. Was geht uns das an. Wir haben unseren Auftrag erfüllt und damit hat sich’s. Das wars. Schluss. Aus. Ende.“ „Genau du Dummkopf! Lasst uns lieber unser Geld verprassen! Ich muss noch sooo viel kaufen!“, meinte Itznak und begann an seinen Fingern abzuzählen was er alles kaufen wollte. „Momentchen mal mein Freund. Das Geld wird gerecht aufteilt. In 4 ... 3 Teile.“, bremste Alk Itznak abrupt. „Stimmt! Jetzt wo Sira nicht mehr da is, krieg ich ja mehr!“ „Wenigstens einer kann sich darüber freuen.“, seufzte Cordal und blickte Alk an. „Ja...“, sagte dieser grimmig.

Als sie aus der Hütte getreten waren standen Alk, Cordal und Itznak einfach nur da. Itznak und Alk hielten gemeinsam die Kiste mit den 500 Dukaten. „Hm.“, machte Alk. „Was nun?“ „Gute Frage.“, meinte Itznak sich am Kopf kratzend. Cordal sah nachdenklich aus. „Eine Idee Cordal?“ „Ich erzähl es euch nachher.“ „Na okay. Am besten wir bringen das Geld erst mal in Sicherheit. Jeder Dieb in der Gegend wird Amok laufen wenn er hört das 3 Idioten mit einem Schatz im Wert von 500 Dukaten rumlatschen. Ich könnte da auch nicht wiederstehen. Naja immerhin bin ich ja auch ein Meisterdieb oder nicht?“, grinste Alk. Auf dem Weg zu einer Herberge kam ihnen eine alte Frau entgegen. Sie war vollständig in Lumpen gehüllt und roch nach Wald. Das einzige was man auf Anhieb an ihr erkennen konnte war ihre große Hakennase. Für einen Moment dachte Alk an Zohlo. „Wartet Fremde.“, krächzte die alte Frau als Alk ihr näher kam. „Was gibt es alte Frau?“ „Ihr fragt euch was ihr tun sollt?“ Alk erschrak. Genau wie Itznak und Cordal. Woher wusste die Alte davon? Wer war sie? „Wer seit ihr?“ „Eine alte Frau. Es ist unwichtig mein Junge.“, meinte die Alte und kicherte. „Ja. Wir haben im Moment nichts zu tun. Na und? Habt ihr eine Aufgabe für uns?“ „Ich nicht mein Junge. Sucht den Golddrachenberg auf und befragt den letzten Silberdrachen nach einer Aufgabe. Er wird euch euren weiteren Weg beschreiben. Die Götter beobachteten euch mit Wohlwollen. Aber sie vermissen etwas. In eurer Gruppe. Erst dann könnt ihr zum Golddrachenberg. Findet das fehlende und kommt zu mir zurück. Ich werde euch dann den Weg zum Berg zeigen.“ Schweigen. Itznak fasste sich als erster wieder:“ Jaja und ich bin der Kaiser und habe ein paar Schnabelschuhe in meiner Unterhose. Alles klar Omi. Geh zurück in deine Gruft.“ Cordal trat zu Alk und flüsterte:“ Alk. Das scheint eine Chaosstädertin sein. Sie ist bestimmt nicht mehr ganz bei Trost...“ „Oh doch das bin ich. Mehr als du denkst junger Magier.“, kicherte die alte Hakennase. „Wie habt ihr...?“, fragte Cordal entgeistert. „Das spielt keine Rolle. Hört mir zu: Es liegt bei euch ob ihr die Aufgabe annehmt oder nicht. Niemand zwingt euch. Aber wisset dies: Wenn ihr es nicht tut wird ganz Gila untergehen und der Palast des Kaisers wird in Flammen aufgehen!“ „Eindeutig Quark! Was soll der Unsinn? Kommt wir gehen weiter. Die hat doch nicht mehr alle Tassen im Schrank.“, ratschlagte Itznak wütend. „Wer ist dieser Silberdrache?“, fragte Alk. „Sein Name ist Muren-askoratorr-hübitschen-ufinikorals-kersur-ineffno-fleskirk.“ „Also Muren.“, verkürzte Itznak den ellenlangen Namen. „Und dieser Muren-wieauchimmer kann uns sagen was wir zu tun haben?“ „Ja. Das kann er. Er lebt eigentlich nur noch für diesen Zweck. Er ist einer der letzten Urdrachen.“ „Was? Ein Urdrache? Unmöglich. Er müsste schon mehrere hunderttausend Jahre alt sein!“, meinte Cordal empört „Das ist er auch. Und er ist sehr weise.“ „Moment mal ich blick nichts mehr. Was bitte is n Urdrache?“ „Ein Urdrache ist einer der Drachen die noch vor den Zwergen lebten. Sie lebten damals zusammen mit den Feen, Titanen, Kobolden und Riesen auf Gila. In einer Zeit vor allen Königreichen und Kaisern.“, ratterte Cordal runter. „Noch vor den Zwergen?“, fragte nun auch Alk. „Noch vor den Zwergen, Ssoluanern, Trynoten, Altronen und Gerttronen.“ „Das ist doch unlogisch!“, regte sich Itznak auf.  „Find ich allerdings auch.“, gab Cordal zu. „Kein normaler Drache wird so alt. Sie können wirklich alt werden, so weit ich weiß bis zu 10.000 Jahre. Aber mehrere hunderttausend? Wie soll das gehen?“ „Ihr stellt wahrlich viele Fragen.“, sagte die Alte. „Du fängst doch an.“ „Muren-askora...“ „Muren reicht.“, unterbrach Alk die Alte. „Also – „Muren“ ist ein Drache der von den Göttern als ein Aufpasser auserwählt wurde. Er sollte Aufsicht halten und melden wenn sich Unheil anbahnt. Nun ist es soweit. Muren hat die Gabe die Zukunft Gilas zu sehen. Und sie sieht schrecklich aus.“ „Und was haben wir damit zu tun? Warum gerade wir?“ „Muren hat seine Beweggründe. Ihr müsst selber zu ihm gehen und ihn fragen. Aber noch seit ihr nicht komplett. Ihr müsst den fehlenden Teil von euch finden ohne ihn habt ihr keine Chance. Ja ich glaube er ist sogar der wichtigste von euch allen.“ „Was meinst du? Was fehlt uns?“ ,fragte Itznak als er einsah das diese Unterhaltung wohl doch länger dauern konnte als ihm lieb war. „Ich weiß es nicht. Nicht einmal Muren weiß es genau.“ „Und wer bist du? Bist du eine Dienerin Murens?“ Die Alte kicherte. „So könnte man es sagen. - Ich bin kein Mensch wisst ihr?“ „Nein? Was bist du dann?“, fragte Cordal interessiert. Itznak hingegen verdrehte nur die Augen, hob die Arme und ließ sie wieder fallen :“ Jetzt kommts!“ Die Alte Frau umklammerte ihren knorigen Stab und fing auf einmal an zu leuchten. Es war ein grelles Licht das nicht wie das Licht von Fackeln gelblich sondern weiß war. Das Leuchten wurde intensiver. So stark das die drei geblendet wurden. „Ich seh nix mehr!“, fluchte Itznak und rieb sich die Augen. Es dauerte seine Zeit bis Alk wieder klar sehen konnte. Er stöhnte auf. Vor ihm schwebte eine kleine Kugel aus hellem Licht. Darin sah er ein feingliedriges Wesen mit zarten Schmetterlingsähnlichen Flügeln. Es schien weiblich. „Nun das ist meine wahre Gestalt. Ich bin eine Fee.“ Ihre Stimme war nun nicht mehr krächzend und unangenehm sondern hörte sich an wie ein Klingeln im Ohr. „Eine Dienerin der Götter! Eine Fee!“, entfuhr es Cordal staunend. „Ja. Ich arbeitete aber für Muren.“ „Was bei Leeske ist hier los?“, fragte Alk verwirrt. „Ich habe es euch gesagt Fremde. Findet das Fehlende und kommt hierher zurück. Ich werde euch zu Muren bringen und er wird euch alles weitere erklären.“ „Aber...?“ „Nichts aber. Tut es oder tut es nicht. Es ist eure Endscheidung. Tut es und rettet Gila oder lasst es und die Welt wird in Finsternis versinken.“ „Aber was, wie, warum...?“ ,fragten die drei im Chor als die Fee Anstalten machte in den Himmel zu entschwinden. „Viel Glück!“, war das letzte was sie von ihr hörten. „Verrückt. Einfach verrückt.“, murmelte Alk.

„Und? Was haltet ihr davon?“, fragte Alk seine Begleiter nachdem die Fee verschwunden war. „Nun ja. Wie wir gesehen haben war sie eine Fee. Und Feen lügen bekanntlich nicht.“, dozierte Cordal. „Sicher das es ne Fee war? Vielleicht war’s auch nur irgendson Biest das ner Fee ähnlich sah?!“ Itznak war noch immer nicht überzeugt. Jedenfalls nicht richtig. „Unwahrscheinlich. Ich habe deutlich ihre magische Aura gespürt. Sie war durch und durch ehrlich und freundlich gesinnt.“ „Ich vertraue Cordal in dieser Hinsicht.“, bestätigte Alk. „Aber – warum gerade wir?“ „Wie sie gesagt hat: Muren wird es uns erklären.“ „Der Palast wird in Flammen aufgehen...“, murmelte Alk , „Scheint irgendwie unmöglich nicht?“ „Das kannst du aber laut sagen. Wer wäre so bekloppt den Palast anzugreifen?“ Itznak, Alk und Cordal redeten noch lange über das Thema und kamen doch nicht weiter. Bis Alk sagte:“ Es nützt alles nichts. Wenn wir weiterkommen wollen müssen wir das fehlende Teil von uns finden.“ „Aber was könnte sie damit gemeint haben? Was fehlt denn noch?“, rätselte Itznak. „Sira.“ „Was?“, fragten Alk und Itznak im Chor. Cordal nickte als ob er sich selber bestätigen müsste. „Ja ich bin mir sicher das Sira das Fehlende ist von dem die Fee gesprochen hat.“ Irgendwo in Alks Kopf klingelte es. „Wir müssen sie finden.“, stellte der Magier fest und blickte abwechselnd in die misstrauischen Gesicher des Goblins und des Söldners. „Aber du hast doch selbst gehört was sie gesagt hat. Sie hat uns verlassen. Für immer.“, erinnerte Alk. „Wenn es wirklich stimmt was die Fee gesagt hat spielt das keine Rolle. Sie MUSS mit uns kommen.“ Cordal war wild entschlossen. „Müssen wir sie etwa NOCHMAL suchen???“, stöhnte Itznak. „Sieht so aus.“ „Und unser Geld?“ „Bringen wir am besten auf eine Bank. Oder was meinst du Alk?“ Alk nickte:“ Ja. Das wäre das beste.“