Gila - The Way of Heroes
Verdächtig?
Sira wanderte wieder im
Wald. Sie hatte die Ebene mit dem komischen Tier hinter sich gelassen und
schlenderte weiter. Der Wald wurde immer dunkler und sie hörte immer weniger
Tierstimmen. Irgendetwas stimmte nicht. Es war ruhig. Zu ruhig. Sie ging weiter.
War da was? Hatte sie nicht eben etwas rascheln gehört? Ein Tier. Sie ging
weiter. Da wieder! Ein Tier? Sie ging weiter. Plötzlich hörte sie das Rascheln
direkt hinter sich. Und den nächsten Moment nahm sie schon nicht mehr wahr...
Mit dröhnendem Kopf
wachte Sira auf. Nur langsam erkannte sie etwas. Direkt vor ihrem Gesicht
schwebte die Spitze einer Lanze. Nur ein paar Zentimeter weiter und sie wäre
blind und/oder tot gewesen. „Keine Bewegung oder du bist tot!“, befahl eine
Frauenstimme wütend. Sira rührte sich nicht. Sie war unfähig sich zu bewegen.
Gelähmt vor Angst. Nebensächlich bemerkte sie ,dass sie Durst und Hunger hatte.
„Nimm die Lanze weg, Ti-ja. Ich glaube wir haben nichts vor ihr zu befürchten.
Sieh sie dir doch nur mal an.“ Die Lanzenspitze verschwand kurz danach von Siras
Augen. Sie befand sich anscheinend in einer Hütte. Es gab links von ihr ein
Fenster vor dem ein Tisch mit einem Hocker stand. Draußen konnte sie Bäume sehen
sowie eine weitere Hütte. Direkt vor ihrem Bett war die Tür bzw. ein Vorhang.
Rechts von ihrem Bett stand eine Frau. Sie war wie eine Kriegerin gekleidet.
Lange, blonde Haare, große, grüne Augen und ein wohlgeformter, athletischer
Körper bestimmten ihr Äußeres zusammen mit einer langen Narbe die sich von ihrem
rechten Auge bis zu ihrem Mundwinkel hinzog. Die Kriegerin trug ein Kettenhemd
und darüber eine Art Lederrüstung. Ihre Schultern wurden von Schulterklappen
geschützt. An ihrer linken Seite baumelte ein Langschwert in seiner ledernen
Scheide. Sie hielt die Lanze mit beiden Händen. Eine weitere Frau trat in die
Hütte. Sie war älter als die Kriegerin, welche Sira auf 18 oder jünger schätzte,
und hatte nur eine einfache Robe an. Dann setzte sie sich auf Siras Bett. „Hier
iss das. Das wird dir helfen wieder auf die Beine zu kommen.“, sagte sie und
reichte Sira eine Schüssel mit einem grünen Brei. Sira zögerte. Die Kriegerin ,
Ti-ja wie Sira glaubte gehört zu haben , knurrte. Daraufhin Sira griff die
Schüssel und probierte erst mal mit ihrem Zeigefinger. Es war nicht gerade ein
Festmahl aber es sättigte und gab Sira verlorene Kraft zurück. Als sie fertig
war gab sie die Schüssel zurück und bedankte sich schüchtern. Wer waren diese
Leute? Und was wollten sie von ihr? „Wie geht’s deiner Beule?“, fragte die
ältere Frau. „Meiner Beule?“ Die Ältere lächelte sanft und nickte zu Tija. „Tija
ist ja nicht gerade sanft mit dir umgesprungen. Ein Wunder das du noch lebst.“
Sira befühlte vorsichtig ihren Hinterkopf. Und ein stechender Schmerz durchfuhr
sie als sie über ihre Beule fuhr. Sie war riesig! „Leeske sei dank ist sie nicht
nach innen gegangen. Sonst wärst du jetzt tot.“ „Wer seit ihr und wieso nehmt
ihr mich gefangen? Habe ich euch etwas getan?“ „Heuchlerin! Du sagst also du
bist nicht absichtlich hier?“, fauchte Ti-ja. „Nein. Ich...“ „Ach hör auf zu
jammern! Das ist ja schlimm! Jurat hat dich geschickt, gib es schon zu!“ „Wer
ist Jurat?“ „Hör sofort auf zu leugnen oder ich hau diesmal richtig drauf! Dann
wärst du froh wenn diese Beule nach innen gegangen wäre!“, giftete Tija
weiter. „Tija! Nun hör aber auf!“ Die Alte und Tija starrten sich an. Spannung
lag in der Luft und Sira wagte es kaum zu atmen. Dann wandte sich Tija ab und
ging aus der Hütte. Nicht ohne ein verächtliches :„Tze!“. Die Alte seufzte:“ Es
tut mir leid. Sie verlor vor kurzem ihre Mutter an Jurats Leute. Seitdem
verdächtigt sie jeden er sei ein Komplize von ihm.“ „Wer ist Jurat?“,
wiederholte Sira ihre Frage. Die Alte Frau war wirklich erstaunt:“ Du kennst
dich wohl nicht hier aus oder?“ Sira schüttelte langsam ihren Kopf. Ihr Kopf
dröhnte noch immer und es fiel ihr schwer sich zu konzentrieren. „Nun, Jurat ist
ein ehemaliger Ritter und Fürst Darktens der mit seinen Gefolgsleuten die Gegend
unsicher macht und uns Amazonen beseitigen will.“ „Amazonen?“ „Ja wir sind
Amazonen vom Klan der Entenfüße. Und ich bin Bera. Ich bin die Älteste im Dorf.
Ti-ja ist wie fast alle anderen eine Kriegerin. Wir wehren uns erfolgreich gegen
Jurat aber auf Dauer haben wir keine Chance. Er hat schon die meisten unserer
Stellungen und Dörfer hier im Wald niedergebrannt. Wir dachten du wärst ein
Spion von ihm.“ „Könnt ihr euch denn sicher sein ,dass ich keiner bin?“ Bera
blickte Sira erstaunt an. Dann lächelte sie wieder. „Nein. Ich glaube nicht das
du ein Spion bist. Du hast dich zu ungeschickt angestellt.“ „Da bin ich aber
erleichtert.“ „Wer bist du eigentlich und was machst du hier in dieser Gegend?“
Sira erzählte ihr alles. Wie sie hierher gekommen war, von Alk,Cordal und Itznak,
den Räubern, den Blutigen Schwertern und dem Spinnendämonen. „Du hast ja
allerhand miterlebt, alle Achtung!“ „Nun weiß ich nicht was ich machen soll. Ich
hoffe bald in ein Dorf oder eine Stadt zu kommen.“ „Da warst du auf dem falschen
Weg Sira. Wärst du weiter gelaufen wärst du mitten in das Lager von Jurat
gelatscht. Und der hätte dich bestimmt nicht nur bewusstlos geschlagen wenn du
verstehst was ich meine.“ Sira nickte. Nur zu gut waren ihr die Erinnerungen an
Dokior noch in Erinnerung. Und an die blutigen Schwerter die sie begafft hatten.
Ein schmerzhafter Blitz durchzuckte plötzlich ihren Kopf und ihr schwindelte
wieder. Dann erbrach sie sich. „Das tut mir leid. Ich...ich...“ „Ist nicht
schlimm Sira. Das lässt sich rauswaschen. Nur Schade ums Essen... Wir haben
nicht allzu viel davon, weißt du? Warte ich komme gleich wieder.“ Bera ging weg
und kam mit einem Eimer und einem Lappen zurück und wischte alles weg. Sira lag
mit dem Kopf auf dem Kissen und starrte an die Decke. In ihr drehte sich alles.
Ihr war übel und sie fror auf einmal. Sie zitterte. Eine bleierne Decke hüllte
ihren Kopf ein und raubte ihr alle Kraft. Bera legte ihre kühle Hand auf Siras
Stirn. „Bei Leeske! Du bist ja krank!“, rief sie erschreckt aus. Ein Wunder war
dies allerdings nicht. Der kalte feuchte Boden in der Höhle der blutigen
Schwerter, das Übernachten auf dem Waldboden auf der Flucht vor Amandas Gefolge
und der schon ohnehin geschlagene und misshandelte Körper der jungen Frau
mussten früher oder später ihre schreckliche Wirkung entfalten. „Ti-ja! Hohl
schnell meinen Kräuterkorb und einen Eimer mit frischem Wasser! Du weißt schon
was ich brauche!“ Sira bemerkte alles nur noch verschwommen und träge. Plötzlich
schlief sie auch schon.
Das nächste was sie hörte
waren Schreie. Schreie von Frauen und Männern. Klirren von Metall auf Metall.
Klirren von Metall auf etwas anderes, weicheres ,gefolgt von Schmerzensschreien.
Sira fühlte sich zwar noch immer matt und ausgelutscht aber schon erheblich
besser als noch vor... Ja, wie lange lag sie eigentlich schon da? Bera war
nirgends zu sehen. Ebenso wenig wie die junge Kriegerin. Sira erhob sich vom
Bett und schritt zum Fenster. Draußen war es Vormittag so wie Sira den Stand der
Sonne einschätzte und wenige Wolken hingen am blaugrünen Himmel. Es wurde
gekämpft. Männer gegen Frauen. Die Frauen, Amazonen ,wie Sira vermutete, trugen
alle leichte Lederrüstungen oder wattierte Waffenröcke und schwangen geschickt
ihre langen Schwerter. Die Männer trugen allerlei an Rüstungen. Von gar keiner
,also normale Kleidung, bis hin zu einem der in eine volle Gestecksrüstung
gehüllt war. Dieser kämpfte am härtesten und sein Langschwert war über und über
mit Blut besudelt. Er wehrte gerade den Angriff einer Amazone mit seinem
riesigen Schild ab als er sie gleichzeitig mit dem Schwert in zwei Hälften
schnitt. Erst passierte nichts. Die noch relativ junge Amazone, es war aber
nicht Ti-ja, schaute nur ungläubig mit weitaufgerissenen Augen. Blut schoss mit
einem mal aus ihrem Mund und ihre obere Hälfte plumste zu Boden. Sira sah nun
das innere der jungen Frau. Sira erbrach sich augenblicklich. „Verdammt! Vom
Regen in die Traufe! Kann es in meiner Gegenwart nicht nur einmal normal zu
gehen? Seitdem ich mit Alk und den anderen gegangen bin passiert hier eine
Katastrophe nach der anderen!“ Sira rappelte sich auf ,erblickte ihren Rucksack
in der Ecke, schulterte ihn und ging zum Ausgang. Sie musste hier weg!
Zeitgleich stürmte jemand anderes herein und warf Sira zu Boden. Sie kam hart
auf den Lehmboden auf. „Schnell wir müssen hier weg!“, hörte sie eine vertraute
Stimme. Es war Ti-ja. Das Schwert das sie in ihrer für Mädchenhände kräftigen
Hand hielt war voller Blut. Sie packte Sira am Oberarm und zusammen rannten sie
aus der Hütte. Gerade noch rechtzeitig denn ein Brandpfeil steckte die kleine
Hütte sofort in Brand. Überall brannten Häuser. Sira befand sich mitten im Wald
in einem kleinen Dorf so wie sie es von der Art Soundso her kannte. Sie sah
hinter sich noch ein paar Amazonen verzweifelt gegen die Übermacht von Männern
und Frauen kämpfen. Aber selbst Sira sah das sie es nicht schaffen würden. Auf
einmal sah sie ein paar Männer die ein junges Mädchen, das ihrer Freundin Serla
aus Soundso zum verwechseln ähnlich sah, aus einer Hütte zerrten. Sie schlug und
trat aber die drei Männer waren zu stark. „Hilfe!“, schrie sie als sie Sira
erblickte ,die von Ti-ja aus dem Dorf gezerrt wurde. Ein Anflug von Hass und Mut
überkamen Sira auf einmal und sie riss sich aus Ti-jas starken Armen die nicht
damit gerechnet hatte das sich das geschwächte Mädchen befreien konnte bzw.
wollte. Verduzt und verärgert blieb sie stehen. „Komm mit wir müssen hier weg
wenn wir überleben wollen du dumme Kuh!“, fauchte sie und griff wieder nach
Siras Oberarm. Diese aber wich ihr aus. „Wir müssen dem Mädchen helfen!“, sagte
sie halb entschlossen halb bittend und zeigte auf das Mädchen das sich immer
noch heftigen Widerstand leistete. Die Männer hatten ihre gute Not mit dem
Mädchen. „Wir können nichts mehr für sie tun! Wir müssen uns selber retten sonst
erleiden wir dasselbe Schicksal wie sie! Sei nicht dumm Sira!“ Aber Sira hörte
nicht auf sie sondern blickte um sich bis ihr Blick auf einer toten Amazone
liegen blieb. Neben ihr lag ein Schwert. Sira griff es mit beiden Händen und
rannte zu dem Mädchen und den drei Männern. „Warte Sira! Komm zurück! Das
schaffst du nicht...“ Ti-ja ließ es bleiben. Sie konnte jetzt eigentlich abhauen
und sich in Sicherheit bringen. Aber sie konnte es aus einem ihr unersichtlichen
Grund doch nicht. „Verdammt!“ Sie rannte Sira hinterher.
„Lasst sie sofort los ihr
dreckigen Schweine oder ich...“, forderte Sira. „Oder du was?“, grinste einer
der Männer mit narbenübersätem Gesicht. „Oder ich bring euch um!“ Sira wusste
selber nicht was sie zu dieser verrückten Tat trieb. Ihre eigene Erfahrung, ihr
Mitgefühl oder ihr Gerechtigkeitssinn. Sie wusste es nicht. Und es war ihr auch
egal. Sie wollte das Mädchen retten. Und zwar schnell. Denn waren auch die
letzten noch kämpfenden Amazonen bezwungen... Der Mann mit Narben schwang sein
Schwert und ehe Sira es sich versah schlug er ihr ihr eigenes auch schon aus der
Hand. Sira hatte weder momentan Kraft in den Armen noch hatte sie je ein Schwert
in der Hand gehabt. Jedenfalls nicht um damit zu kämpfen. Der Narbige lachte
laut:“ HAHAHA! So du kleine Schlampe jetzt zeig ich dir mal wer hier wenn
umbringt. Aber vorher...“ Wieder sah Sira diesen kalten, abscheulichen, wilden
Glanz in den Augen des Mannes. Genau den denselben sah sie seinerzeit in den
Augen Dokiors. Aber sie war zu schwach um sich wehren zu können. „Nun ist alles
aus. Schluss mit dem Träumen von der großen Liebe, Schluss mit Rumjammern
Schluss mit....“ Sira konnte den Gedanken nicht zuende bringen denn ein
markerschütterndes Geschrei durchfuhr sie siedend heiß. Jemand schubste sie zur
Seite. Sie drehte sich um und – es war Ti-ja! Sie schlitze den Narbigen auf wie
ein reifes Mästschwein und brüllte die anderen beiden an ,die das Mädchen
festhielten:“ Lasst sie los oder ICH bring euch um!“ Die Männer ließen von dem
Mädchen ab und liefen zu dem Schlachtfeld zurück. Das Mädchen weinte vor Glück
als sie sich in Siras Arme fallen ließ. „Danke...habt tausend dank!“ „Für so was
haben wir keine Zeit!“, sagte Ti-ja rasch. Denn schon kamen die beiden Männer
mit Verstärkung wieder. Unter ihnen auch der Ritter mit dem blutigen Langschwert
und dem riesigen Schild.
Es war eine reine
Hetzjagd. Nicht alle Männer verfolgten das Trio. Sira schätze sie auf sechs
Leute. Trotzdem zu viel für drei junge Mädchen von denen zwei keine Ahnung vom
Kämpfen hatten - so glaubte Sira zumindest. Aber wenn es darauf ankam... Von
ihnen allen war das Mädchen die langsamste. Ihr Wehren hatte sie zuviel Kraft
gekostet. Am schnellsten bewegte sich Ti-ja, unerschöpflich an Kraft. Sie trieb
die beiden immer wieder an ,und war hier und da und spähte voraus, zurück, nach
links und rechts. Sira hegte Sympathiegefühle für sie. Sie war stark (nicht so
wie Sira) und wusste was sie tat (nicht so wie Sira) außerdem zeigte sie keine
Anzeichen von Erschöpfung oder Trauer (nicht so wie Sira). Es war schon dunkel
als Ti-ja ein letztes mal nach hinten blickte. Um sie herum erhoben sich
unheimlich hohe Bäume die bis zur Krone kein Laub trugen. „Es reicht ihr beiden.
Wir sind außer Gefahr. Sie werden uns nicht in der Nacht suchen. Dazu sind wir
zu unwichtig.“,sagte Ti-ja. Verschnaufpause. Sira und das Mädchen atmeten heftig
und hatten Mühe sich wieder zu beruhigen. „Wie heißt du eigentlich?“, fragte
Sira schließlich. „Mein Name ist Velea. Ich danke euch das ihr mich gerettet
habt. Ohne euch wäre ich nun in den Händen dieser Schweine.“ Velea wurde mit
einem mal ganz still und fing dann an zu schluchzen. Sie vergrub ihr Gesicht
hinter ihren dreckigern Handflächen. Sie war ein hübsches Mädchen mit blonden,
schulterlangen Haaren und großen blauen Augen. Sie trug nur eine einfache Robe.
Sira konnte nicht anders: Sie setzte sich neben Velea auf den Waldboden und
legte ihren Am um ihre Schulter und versuchte sie zu trösten. So wie es ihr
Großvater immer getan hatte wenn sie sich gestoßen oder sonst wie verletzt
hatte. „Psch. Ganz ruhig. Sch...“ Ohne das Sira es merkte wurden auch ihre Augen
glasig. Dann fing sie an leise ein Schlaflied zu summen. Auch das hatte sie von
ihrem Großvater gelernt. Er hatte immer gesagt ihre Mutter und ihr Vater hätten
es immer gesungen wenn sie Sira zu Bett brachten, die damals noch ein kleines
Kind bzw. Baby war. Und als sie daran dachte, und alle Erinnerungen auf sie
einströmten wie ein gewaltiger Strom den man nicht aufhalten konnte, dann fing
auch ihre Stimme an zu zittern und das Schlaflied klang mit einemmal so traurig
und melancholisch wie ein entferntes Echo aus einer anderen verlorenen Welt.
Inzwischen war Velea unter immer stiller werdendem Schluchzen mit dem Kopf auf
Siras Hüfte eingeschlafen. Ein paar letzte einsame Schluchzer und sie träumte.
Ti-ja hatte währenddessen angefangen Holz zu sammeln und ein Feuer zu entzünden,
um heute nacht wenigstens ein bisschen Wärme zu haben. Sira erinnerte sich daran
was Cordal gesagt hatte als sie vor Amanda geflüchtet waren: „Es wäre besser
wenn wir kein Feuer anmachen Sira. Amandas Leute suchen bestimmt überall nach
uns. Und sie werden bestimmt auch im Wald suchen. Und wenn wir jetzt hier ein
Feuer anmachen wissen die mit Garantie wo wir sind ,verstehst du? Glaub mir wenn
ich sage ,dass mir auch kalt ist. Aber das Risiko ist einfach zu groß.“ Sira
erwähnte es ,aber Ti-ja winkte ab:“ Die Bäume sind hier so hoch- und es ist
nacht, außerdem interessiert Jurat sich gar nicht für uns.“ „War – war dieser
Ritter Jurat?“, fragte Sira leise. Ti-ja blickte Sira erstaunt an. „Du hast ihn
also auch gesehen?“ Sira nickte nur. Ti-ja blickte mit einemmal toternst (oder
tottraurig?) auf den Boden. „Bera ist tot. Sie wollte Jurat ein Angebot machen
um ihn zu überreden unser Dorf zu verschonen. Aber er lachte nur und dann
stürmten seine Leute aus dem Wald und töteten sie...“ „Hat sie mich behandelt?“
„Ja. Das hat sie. Sie saß den ganze Tag bei dir und hat dich gepflegt. Ich hätte
das nicht getan. – Sie war eine gute Amazone. Sah nicht Mann oder Frau, Amazone
oder „normale“ Frau. Sie sah nur den Menschen. Und ich glaube deshalb hat sie
sich auch so aufopfernd um dich gekümmert, weil sie erkannt hatte das du ein
guter Mensch bist.“ Sira errötete. „Ich hatte noch nicht einmal Gelegenheit mich
zu bedanken...“, meinte sie nur. Ti-ja lächelte sanft. Das warme gelborange
Licht der Flammen hob ihre Gesichtszüge besonders hervor. Ihre großen grünen
Augen die so stolz und doch so einsam schienen. Die gescheite, kleine Nase und
ihr voller, roter Mund. Sira errötete noch mehr. Irgendwo in ihrem Kopf sah sie
plötzlich Alk vor sich. Wie er sie mit seinen verträumten, grauen Augen
anblickte als sie ihm gesagt hatte sie würde von ihnen gehen. Damals verlor sie
sich selber in diesen Augen die auch so einsam blickten und doch so voller Stolz
waren das es einem im innersten wehtat. Und als sich seine warmen, feuchten
Lippen auf ihre pressten...
Es war als wäre
irgendetwas in Sira explodiert. Sie war auf einer anderen Ebene. Sira wurde nun
endgültig bewusst das sie Alk liebte. Sie hatte es sich immer selber
verheimlichen , unter den Teppich kehren wollen. Warum wusste sie nicht mehr
aber eines war sicher: Es spielte auch keine Rolle. Sie empfand Sehnsucht nach
Alk. Nach seiner strengen, väterlichen Autorität die er perfekt verkörperte.
Nach Itznak der Sira sogar in absoluter Depression zum Lachen bringen konnte das
sie glaube sie müsse sterben. Und nach Cordal, der immer versuchte anderen zu
helfen weil er in seiner naiven Art einfach nicht anders konnte. Und natürlich
nach seinen Liedern. Sie fand Cordal war ein hervorragender Sänger.
Normalerweise würde niemand hinter seinem dürren, schlaksigen Aussehen eine
solch kräftige aber dennoch sanfte Stimme vermuten aber er sang wirklich
wundervoll.