Gila - The Way of Heroes

 

„Liebe kennt weder Aussehen, Religion, Status noch Geschlecht. Sie kennt nur sich selbst.“

Fürstin Trauer

 

 

Sira schlief nicht gut. Zu viel passiert. Zu viel Action in letzter Zeit. Zu viel auf einmal. In ihrem Kopf ging es drunter und drüber. Erinnerungen überlappten sich und zeigten Bilder von Schwertern, Blut, Alk, Itznak, Cordal, einem Lagerfeuer, einer Lanze, einem seltsamen Tier und anderen Sachen. Sie wälzte sich hinundher. Ti-ja und Velea schliefen schon. Sira setzte sich auf und betrachtete sie im fahlen Mondlicht. Velea lag direkt neben Sira und schlief tief und fest ; Sie schnurrte wie eine Katze. Ti-ja schlief sitzend auf einem Baumstumpf, ihre Lanze fest umklammert. An ihrer Seite hing ihr Schwert. „Kannst du nicht schlafen?“ Sira erschrak. Ti-ja war also noch wach. „Wie lange bist du schon wach?“ „Seit wir hier sind. Eine muss ja Wache halten.“ „Ich kann auch eine Wache übernehmen. Kann eh nicht schlafen. Warum nicht nutzen?“ Ti-ja lächelte. Sie war nicht so hart wie sie vorgab zu sein. Dann erhob sie sich und setzte sich neben Sira. „Erzähl mir was von dir.“, forderte sie dann. Sira errötete und Ti-ja lächelte. „Wa..Was willst du denn wissen?“ „Na alles. Wo kommst du weg, wie kommst du hierher, was magst du am liebsten? Sowas eben.“ „Da gibt es nicht viel zu erzählen.“, versuchte Sira auszuweichen. Sie wollte Ti-ja nicht langweilen. Doch Ti-ja entschied anders:„Ich höre.“

Aber Sira erzählte doch. Doch Viel. Sehr viel. Sie erzählte Ti-ja letztenendes alles. Was sie bedrückte ,was sie interessierte was sie gerne tat etc. Manchmal lachten sie beide als Sira ihr eine witzige Geschichte aus ihrer Vergangenheit erzählt hatte. Als Sira nichts mehr einfiel wollte sie das auch Ti-ja was von sich erzählte. Ti-ja war eine Amazone so viel stand schon mal fest. Sie war eine junge Kriegerin, die das „Monsterhorn“ noch nicht bezwungen hatte. Erst wenn man diesen von Monstren bewohnten (verseuchten) Berg erklommen hatte konnte man sich als Amazone bezeichnen. „Ich werde wohl nicht mehr dazu kommen.“, meinte sie. Ti-ja wurde als Baby ausgesetzt aber die Amazonen fanden sie und erzogen sie auch. „Belea war wie eine Mutter zu mir die ich nie hatte. Ich hasse Jurat dafür das er sie uns weggenommen hat! Ich werde ihm persönlich die Haut abziehen und die Eier abreißen!“ Als sie das gesagt hatte bekam Sira leicht Angst. Die Art WIE sie es sagte machte ihr Angst. Kalt und grausam. Keine Spur von einem Ti-ja-Lächeln oder einem Ti-ja-Grinsen. Nur noch Hass. Schweigen folgte. „Hasst du Männer?“, fragte Sira kleinlaut und fürchtete Ti-ja könne ausrasten und sie anschreien. Stattdessen seufzte sie nur. „Nein. Ich hasse sie nicht. Aber lieben tue ich sie auch nicht. Aber wenn alle Männer so sind wie Jurat und seine Leute dann-  Ja dann hasse ich sie!“ „Da kann ich dich beruhigen. Es gibt auch nette Jungs.“ „Jungs? Kennst du welche?“ Sira konnte sich irren aber da war ein wenig Neugier in Ti-jas Stimme. Sira nickte. „Ja. Ich kenne einige.“ „Und wie sind sie so?“ „Verschieden. Einige sind wirklich nett und freundlich. Aber auch etwas schüchtern. Die anderen lachen die ganze Zeit und reissen einen Witz nach dem anderen. Auch sie sind nett.“ „Sind also alle Jungs entweder Witzbolde oder Weicheier?“ „Nein. Nein. Es gibt auch welche die nach außen hin hart wie Stahl sind. Zwergischer Stahl! Man könnte fast glauben sie wären Egäner so kalt sie sich verhalten. Aber in Wirklichkeit sind sie unglaublich sensibel, nett, freundlich und süß---.“ Süß? Hatte Sira gerade süß gesagt? Naja wieso nicht. Alk war manchmal wirklich süß. Immer dann wenn er sich aufregte oder wenn er lachte. Er lachte selten aber wenn dann richtig. Und immer dann wenn er mit Sira gesprochen hatte, wenn sie mit ihm allein war. Dann war er süß. Ti-ja blickte Sira an. Aber irgendwas an diesem Blick iritierte Sira. „Ich finde dich süß.“, sagte Ti-ja dann und küsste Sira. Im ersten Augenblick war Sira unfähig sich zu bewegen. Was machte sie da?  Ti-ja legte ihre Lippen auf Siras und schob ihre Zunge in ihren Mund. Erst wollte Sira sie wegstoßen aber dann ließ sie es doch bleiben und genoß Ti-jas Berührung. Ti-ja schlang langsam ihre Arme um Sira und zog sie zu sich heran um sie noch leidenschaftlicher zu küssen. Es ging alles so schnell das Sira keine Sekunde zum Nachdenken hatte. Sie hatte die Augen geschlossen und stellte sich vor Alk würde sie gerade küssen. Schließlich öffneten beide gleichzeitig die Augen. Sira schwindelte ein wenig und sie konnte ihre Augen kaum aufhalten. Genauso schien es auch Ti-ja zu gehen die sie mit einem verschlafen-zufriedenen Gesichtsausdruck anguckte. Mit einem harten, kalten Schlag wurde Sira plötzlich bewußt was gerade passiert war. Sie hatte tief in ihrem innern noch die kleine Hoffung gehabt dies alles könne ein Traum sein. Viel Schlaf hatte sie ja in letzter Zeit nicht gehabt. Aber es war kein Traum gewesen sondern die Realität. Sie wandte sich schlagartig um und hielt sich den Mund der bis vor wenigen Sekunden noch mit Ti-jas Lippen und ihrer Zunge gespielt hatte. Dann übergab sich Sira und fiel in Ohnmacht...

 

Zum wiederhohlten Mal zerrte Cordal an seinem Mantel um ihn aus einem Dornengestrüpp zu befreien. Der Wald hier war definitiv anders als der durch den sie vorher gekommen waren. Das Geäst war hier viel dichter und die Bäume standen keine zwei Meter weit auseinander. Auch Itznak trug schon so manche Schürfwunde mit sich rum und fluchte pausenlos über den Wald, Sira, einen bestimmten Silberdrachen mit „aszozial langem bescheuerten kranken und einfach nur dummen“ Namen. Alk sagte die ganze Zeit über kein Wort sondern führte sie zielstrebig durch den Wald. Wenn ein Gebüsch im Weg war zückte der Söldner nur sein Schwert und hackte diesen klein. „Wie kannst du nur so gut im Dunkeln sehen?“, fragte Itznak nachdem er sich wieder halbwegs beruhigt hatte. „Bin Meisterdieb.“, kam die knappe Antwort und leise fügte Alk hinzu:“Gewesen.“ „Aha. Da kann man dann automatisch im Dunkeln so gut sehen wie eine Katze!?“ Itznak glaubte sich getäuscht zu haben aber er glaubte ein flüchtiges Lächeln auf Alks Lippen gesehen zu haben. „Nicht unbedingt. Wer nicht von Anfang an so gute Augen hat ,kann kein Meisterdieb werden. Es sei denn er unterzieht sich einer kleinen Operation – Vorsicht Cordal da kommt ein Dornengestrüpp – die ihm dann bessere Augen verleiht.“ „Eine Operation? Muss wohl weh tun.“ „Und ob. Habs einmal mit angesehen. Nicht schön. Sie schneiden einem die Augen raus und setzten Metallkugeln dafür ein.“ „Metallkugeln???“ „Yep. Naja es sind nicht wirklich nur Kugeln aus Metall. Es sind äußerst präzise Implantate. Augenersatz sozusagen. Man kann diese sogar rausnehmen und wegwerfen! Dann sieht man alles wo das Metallauge liegt. Außerdem sieht man im Dunkeln 10mal besser. Nachteil ist das man das Tageslicht nicht mehr so gut abkann. Mein Vorbild der Meisterdieb Garret hatte auch eins. Aber aus anderen Gründen.“ „Garret? Wer war das denn?“ „DER Meisterdieb schlechthin. Sag bloss du kennst ihn nicht! Auf ihn stützt sich die ganze Diebesgesellschaft in Dunkelstadt!“ „War er so gut?“ „Auf jeden Fall. Der beste. Und ganz nebenbei hat er den Schwindler (das war ein starker Dämon) und so’n Metallfreak aus dem Weg geräumt. Ein Dieb und Held zugleich.“ „Ah! Jetzt versteh ich langsam. Du willst also genau wie er sein.“ Alk grinste. „Nein. Ich will kein Held sein. Helden sind mir zu berühmt. Dauernd wirst du erkannt und jeder Hans und Franz kennt dich. Ob Freund oder Feind. Garret wollte das eigentlich auch nicht. Aber er hat es doch getan.“ „Ist es schwer ein Dieb – MEISTERdieb zu sein, Alk?“ „Nicht schwer – mehr ... einsam.“ „Aber jetzt hast du ja uns nicht wahr?“, grinste der Goblin. „Ja. Auch wenn wir im Moment nicht vollzählig sind...“ „Du vermisst Sira, gibs ruhig zu. Ich erkenne doch einen Verknallten wenn ich einen sehe.“, stichelte Itznak. Zum Glück war es dunkel so das niemand sah wie Alk erötete. „Hör auf so viel Stuss zu labbern, lasst sie uns lieber endlich finden. Der Wald gefällt mir nicht.“ „Heda Tuntenmagus! Wie weit sei es noch bis zu dieser von ihnen besagten Stelle?“ Itznak versuchte ernst zu klingen musste aber doch lachen. Keine Antwort. „Cordal? Wie weit ist es noch?“ Nichts. Keine Reaktion. „Cordal?“, fragte nun auch Alk und drehte sich um. Der Magier stand einige Meter hinter innen und starrte in den Himmel. „Was ist Cordal? Sitmmt etwas nicht?“ Alk und Itznak kamen zu ihm. Cordal schien wie erfroren und rührte sich kein Stück. „Hey, was ist los?“, meinte Itznak und fuchtelte mit der Hand vor Cordals Augen rum. Aber er rührte sich nicht. Sein Stab leuchtete noch aber sonst schien der Magier wie eine Statue. „Unheimlich.“, murmelte Alk. „Was starrt er denn so an?“, fragte er dann und folgte seinem Blick genau wie Itznak auch. Und sie erstarrten ebenfalls...

 

Hoch über ihnen durch das Blätterdach der Bäume hindurch sahen die drei etwas unglaubliches. Durch die Wipfel der Bäume sahen sie eine Burg. Sie hob sich leuchtend von dem schwarzen Nachthimmel ab wie eine Kerze in einem dunklen Keller. Das wäre ja auch nicht weiter verblüffend gewesen. Aber diese Burg „schwebte“ in der Luft. Es sah aus als würde die Burg von einer Wolke getragen werden. Und da war noch was. Das Leuchten das von der Burg ausging hatte eine betäubende Wirkung auf Alk. „Und was ist daran so toll? Die Burg fliegt halt da oben rum! Was kümmert uns das? Lasst uns weitergehen. - Alk?“ Auch Alk rührte sich nicht mehr. “Ach du heillige Sch…se.”, fluchte Itznak leise. Er versuchte sie wachzurütteln aber sie bewegten sich kein Stück. „Hey aufwachen! Alk! Cordal!“ Nichts. Itznak seufzte. Jetzt waren schon zwei außer Gefecht. Da! Hatte er gerade nicht etwas gehört? Es kam schnell näher. Es hörte sich an als würde ein Riese durch den Wald stampfen und dabei Bäume umknicken. Itznak versuchte Alk und Cordal in einen Busch zu zerren aber sie standen wie festgewachsen. „Verdammt!“ Itznak sprang in den Busch und wartete ab. Wer oder was auch immer hier gleich auftauchen würde, hatte bestimmt etwas mit dem Versteinern seiner Freunde zu tun.

„Brrr- Ruhig. Ruhig-„, waren die ersten Worte die Itznak hören konnte als er die wohl absurdeste Gestalt in seinem noch jungen Leben sah. Auf einem Monstrum (ihm fiel kein passenderes Wort für das Ungetüm ein das sich vor ihm aufgebaut hatte) saß ein alter gebrechlich wirkender Mann. Das Monster sah aus wie eine Kreuzung zwischen einem Frosch und einer Spinne. Der Kopf war wie der eines Frosches und der restliche Körper der einer Spinne. Und oben auf diesem „Ding“ saß der alte Mann mit langem weißen Bart in einem Sattel. Er trug einen langen, kunstvollen Umhang und einen hohen Hut, der nicht minder reich verziert war. In der linken Hand hielt er die Zügel für sein Monster und in der rechten einen Stab. Einen leuchtenden Stab! „Ein Magier!“, dachte Itznak erstaunt aber nicht überrascht.

„Na was haben wir denn hier?“, fing der Alte mit tiefer Stimme zu sprechen an,“ einen Krieger und einen – und einen Magier!“ Der Alte klang irgendwie erfreut. „Ach ihr Götter, wie lang ist’s her das ich mit einem Gleichgesinnten zusammen war? Eine Ewigkeit bestimmt.“, murmelte er und blickte in den Himmel wie Alk und Cordal. Sie rührten sich immer noch nicht. Es sah irgendwie bekloppt aus denn ihre Blicke kreuzten sich irgendwo in den Baumwipfeln da sie sich genau gegenüberstanden. Beinahe hätte Itznak sogar losgeprustet oder zumindest geguffelt. Aber er konnte noch nicht abschätzen wie gut das Gehör des Alten oder des Monstrums war. „Nun denn, Franzi. Nehmen wir sie mit.“ Das Monster gehorchte. Franzi? Itznak biss sich auf den Finger. Franzi? FRANZI??? Tränen kullerten über das Gesicht des Goblins. Aber schlagartig wurde Itznak wieder ernst als er mitansehen musste wie der Froschkopf seine lange und riesige Zunge herausschleuderte und Alk und Cordal umschlang. Dann fetzte die Zunge zurück in den Mund des Frosches und – klappte zu. Sie waren weg. Gefressen. Seine Freunde. Von diesem „Franzi“. Itznak war wie betäubt. Das konnte- durfte- nicht wahr sein!

„Lass uns nach Hause gehen Franzi.“, sagte der Alte kalt. „Moment mal!“, brüllte Itznak und sprang aus dem Busch, „Was hast du mit meinen Freunden gemacht?“ „Na sieh an was haben wir denn hier? Einen Goblin. Hm. Kein Wunder das mein Zauber nicht gewirkt hat.“ „Was für ein Zauber? Und warum frisst dein dummes Biest meine FREUNDE???“ Der Alte grinste nur. „Rede du Arsch oder..!“ „Oder was? Tötest du mich mit deiner Keule? Lachhaft. Geh nach Hause Kleiner, oder ich werde unangenehm.“ „UNANGENEHM??? Wenn hier einer unangenehm wird bin ich das! Spuck meine Freunde sofort wieder aus, Franzi!“, brüllte der Goblin erst den Magier und dann den Froschkopf an. „Energischer kleiner Kerl... Den nehmen wir auch mit! Franzi?“ Ehe Itznak sich versah schnellte die Zunge hervor und schluckte ihn auch herunter. “So. Das hätten wir. Ab nach Hause.“ Und Franzi gehorchte. „Sehr gut.“, dachte der alte Magier erfreut als sie durch das strahlende Burgtor schritten,“schon 6 gute Leute an einem Tag...“