Gila - The Way of Heroes

 

„Freude ist kein anhaltender Zustand. Sie dient nur dazu für Minuten der immerwährenden Trauer zu entfliehen“

Fürstin Trauer

 

 

„Alk...??“ „Ja ich bin Alk. Momen... SIRA?“ „Ja. ALK?“ „JA! HEY! Itznak, Cordal! Sira ist hier! Neben unserer Zelle!“ „Was echt?? Was’n Zufall!“ „Wirklich? Hey super! Ey, Sira wie geht’s dir??“ „Wie geht’s EUCH? Mir geht’s bestens! Naja fast.“ „Wieso was ist passiert?“, fragte Alk halb außer sich vor Freude. „Ach das übliche. Niedergeschlagen worden, krank geworden, fast getötet und/oder vergewaltigt worden... das was mir dauernt passiert.“ Alle vier lachten auf einmal. Itznak fing sogar kurz an zu singen. „Was macht ihr überhaupt hier?“ „Wir suchen – suchten dich! Du musst unbedingt mit uns kommen Sira! Es gibt wieder einen Auftrag! Wir sollen einen Silberdrachen finden!“, erklärte Alk entuisastisch. „Ja sonst explodiert der Palast des Kaisers und die Dämonen fetzten uns und ganz Gila auseinander!“, ergänzte Itznak ebenso. „Ich...ihr.. ich soll mit euch kommen?“ Es wurde still. Alk seufzte: „Sira. Weder musst du mit uns kommen weil wir es wollen noch weil du manchmal was falsches sagst oder machst. Keiner ist perfekt. Auch ich nicht. (Beinahe hätte er gesagt : gerade ich nicht.) Und nach all dem was du hast durchmachen müssen ist es auch kein Wunder wenn du nicht mehr weiter mit uns ziehen willst. Keiner von uns zwingt dich zu etwas. Tu einfach das was dein“, Alk stockte kurz und wenn man einen Preis für die ehrlichste Rede hätte geben können hätte Alk sie nun gewonnen,“ Tu einfach das was dein Herz dir sagt.“ Es war wieder still. „Wow. Hätte nicht gedacht das Alk so ne Rede schwingen kann.“, meine Itznak mit einemmal. Leise meldete sich Sira wieder zu Wort:“ Ich- Ich lie... Ich – Ich komme mit euch!“ „YEHAA!! Geht doch!“, frohlockte Itznak. „Willkommen zurück Sira.“, meinte Cordal. „Nun denn. Nachdem das geregelt ist: Wie kommen wir hier raus?“, fackelte der Meisterdieb nicht lange und wischte sich eine Träne aus dem Auge die niemand sah.

In den folgenden Stunden versuchten die vier auszubrechen. Zwischenzeitlich wachten auch Velea und Ti-ja auf, die mit in Siras Zelle eingesperrt worden waren. Sie waren auch von Franzi verschluckt worden und erinnerten sich auch an nichts bis auf die leuchtende, fliegende Burg. Cordal versuchte es schließlich mit Magie (wohlgemerkt ohne sein Amulett und ohne seinen Stab!) aber er wurde zurückgeworfen. Itznak und Alk fingen ihn auf. „Ein magisch gesichertes Schloß. Verdammt.“,fluchte der Magier. „Hey Sira! Hat keine von euch Mädels eine Haarspange oder sowas?“, fragte Alk. Aber keine der drei hatte derartiges. „Ich hab ein Zopfband.“, meinte Sira,“ aber das nützt dir auch nichts oder?“ Alk seufze:“ Weniger. Scheiße! So kommen wir hier nie raus. Wo steckt dieser Magier? Will er uns hier unten etwas verotten lassen?“ Weitere Stunden vergingen und man erzählte sich allerhand was man erlebt hatte. Inzwischen konnten sie sich gut sehen denn ihre Augen waren jetzt an die Dunkelheit gewöhnt. „Ich bekomm Hunger.“, sagte Velea auf einmal. „Tja. Anscheinend werden wir hier verhungern BEVOR wir verotten.“, meinte Itznak sarkastisch. In diesem Augenblick hörten die sechs Schritte. „Da kommt wer!“, sagte Alk leise. Der Gang der aus dem Kerker führte wurde immer mehr von Fackellicht erhellt. Die Schatten von zwei Wesen waren jetzt auf dem Steinboden zu sehen. Um die Ecke kamen Goblins. Einer von ihnen trug die Fackel der andere einen Schlüsselbund. Sie waren keine Waldgoblins wie Itznak sondern „Urgoblins“. Ihre Hände schlurften fast auf dem Boden und sie waren mehr rötlich als grün. Eine dünne,rote Pelsschicht wuchs ihnen auf Armen,Burst und Beinen. Sie trugen nur Lederschürzen. Von der Statur her waren sie größer als Waldgoblins aber ihre Ohren waren dafür kleiner. „Mitgekommt!“, brummte der Goblin mit dem Schlüsselbund und öffnete die Tür von Alks Zelle. Dieser nahm die Chance wahr, rammte die Tür auf sodas der Goblin hinflog und schlug den anderen „Fackel“-Goblin mit der blossen Faust nieder. „Das war ja einfach!“, meinte Itznak. „Ja. ZU einfach.“ Alk schloss den drei Mädchen auf, nam die Fackel mit und gemeinsam rannten die sechs den Gang hinunter. An einer Gabelung blieben sie stehen. „Wolang jetzt?“, fragte Sira. Im selben Moment hörten sie die beiden Goblins hinter sich fluchen. „Da wo das Licht wegkommt!“, befahl Alk und rannte links hinunter. Bald standen sie vor einer Wendeltreppe. „Da muss es nach draußen gehen!“

Sie hechteten die Wendeltreppe hoch. „Verfolgen die uns noch?“, wollte Ti-ja wissen nachdem sie schon hundert Stufen hinter sich hatten. Alk blieb stehen und lauschte. „Nein. Komischerweise nein.“ „Bestimmt wissen sie das wir hier nicht weiterkommen!“, äußerte Cordal seine Bedenken die auch allen anderen im Kopfe rumschwirrten. „Nun ist es auch zu spät. Vielleicht sind sie auch nur zu faul um uns zu verfolgen, wer weiß?“ Nach weiteren hundert Stufen kamen die sechs oben auf einem Turm wieder raus. „Na toll! Lasst uns runterspringen!“, fluchte Itznak. Es war ein dicker, runder Turm. Von hier oben konnten die sechs den ganzen Burghof sehen. Unten tummelten sich weitere Goblins, Alk schätzte sie auf 30. „Ein Frontalangriff wäre unsinnig. Wir haben noch nicht mal Waffen!“, zerstreute der Söldner die Hoffnung auf einen bewaffneten Konflikt. „Es nützt nichts Leute. Wir müssen zurück. An den zwei Goblins kommen wir ohne Probleme vorbei aber dann...“ „Mitgekommt!“ Keiner hatte bemerkt wie sich die beiden Goblins hinter ihnen aufgebaut hatten. Diesmal mit Verstärkung. Großer Verstärkung. Zwei stämmige Oger standen hinter den Goblins. Die Oger waren 3 m groß und sabberten unentwegt. In ihren Händen trugen sie beide Schilde aus Holz und rostige aber scharf aussehende Schwerter. „Schachmatt.“, murmelte Alk und sah ein das sie keine Chance hatten. Gegen zwei Goblins okay. Aber gegen zwei Goblins UND zwei Oger OHNE Waffen... Keine Chance. Selbst mit Waffen wäre es so gut wie unmöglich gewesen die vier zu besiegen. „Okay. Wir mitgekommt.“, sagte Alk schließlich. Weder die Goblins noch weniger die Oger verstanden das sie gerade verarscht worden waren.

Die vier „Betreuer“, jeweils ein Goblins und ein Oger liefen vor und hinter ihnen, führten sie jetzt den anderen Gang entlang. Dann bogen sie mehrmals ab, kamen an Türen und Schießscharten vorbei und stiegen schließlich eine weitere Wendeltreppe hinauf die aber nicht so hoch war wie die andere, bis sie letztenendes in einer kleinen, aber gemütlichen Kammer mit Kamin standen. Für einen Moment dachte Alk an Amandas Zimmer, denn das sah fast genau so aus. Überall standen Truhen und Fässer. Auf einem Tisch in der Mitte des Raumes standen Fläschchen und Reagenzgläser mit seltsamen Flüssikeiten. An den Wänden hingen Poster vom menschlichen Körper, seltsamen Schriften und Zeichnungen. Es gab nur ein Fenster. Vor diesem Fenster stand ein Mann. Er trug einen reich verzierten Mantel und einen nicht minder schönen, hohen Hut. Von draußen kam ein starker,kalter Wind hereingeweht. Schweigend verschwanden die Goblins und Oger und ließen sie allein mit diesem Mann. „Ich hätte es mir denken können.“, began der Mann,“ das ihr ausbrechen wolltet. Aber selbst wenn ihr rechts langgegangen wärt, hättet ihr nicht fliehen können.“ „Weil diese Burg „fliegt“ hä?“, stellte Alk gehässisch fest. „Deinem frechen Tonfall nach zu urteilen musst du ein Westreichler sein.“ Der Mann drehte sich um. Er war ein sehr alter Mann mit eingefallenem Gesicht und blaßer Hautfarbe. Seine grauen Haare hingen ihm in Strähnen vor der faltigen Stirn. Sein ebenfalls grauer Bart ging ihm bis zur Talie. Aber seine Augen strahlten immer noch eine seltsame Macht aus, wie es auch bei Cordal der Fall war. Eine Eigenschaft die allen Magiekundigen zueigen war. „Ja na und? Mich interessiert fiel mehr was das alles soll und warum wir von dir entführt wurden Magier!“ „Alles zu seiner Zeit Westreichler. Alles zu seiner Zeit.“, murmelte der Alte mehr zu sich selbst. „Das Problem ist nur wir haben keine Zeit und wenn du uns nicht sofort sagst warum...“ Der Mann wies mit einem Finger auf ihn und Alk verstummte abrupt. Dieser bewegte seine Lippen aber es drang kein Laut hervor. „Ich habe weder Zeit noch Lust mich mit Unwürdigen zu unterhalten. Wie ist dein Name Magier?“, fragte der Magier Cordal ohne auf Alk einzugehen der verzweifelt versuchte etwas zu sagen. „Mein Name ist Cordal. Und wer seit ihr?“ „Ah. Ein Ostreichler. Man hört es sofort am Klang deiner Stimme. Nun Cordal. Mein Name ist Clemens. Clemens der Saubere. Bestimmt hast du schon von mir gehört.“ „Cleme... Clemens? Clemens der Saubere? Der zweite der großen zehn?? DER Clemens? Der Clemens der allein den Steindrachen Torkur bezwang?“ Cordal war ent- und begeistert. „Nun eigentlich war sein Name weitaus länger, wie das bei alten Drachen halt so üblich ist, aber ja. Ich bin Clemes der Saubere. Der einzig wahre.“ „Ich hätte nie gedacht das ich einmal einen der zehn treffen würde. Geschweige denn das er mit mir redet! Und auch noch Clemens! Der zweitmächtigste Magier im gesamten Kaiserreich!“ „Du kennst diesen Opa Magus?“, frug Itznak. „Soll das ein Witz sein?“, antwortete Cordal ohne den Blick von Clemens zu wenden,“ Ich .. ich bin ein Verehrer seiner Schriften! „Von der Dunkelheit“, „Die Schwingen der Altronen – Ein magischer Almanach“, „Meine Reise zu den Zwergen“! Das waren alles seine Bücher! Er ist fast schon ein Myhtos! Nachdem seine Frau verstorben war zog er sich zurück und wurde seitdem nie mehr gesehen! Das war vor über 150 Jahren!“ „Wie alt ist der Kerl dann? 160?“ „Ich bin weitaus älter Goblin. Aber Cordal hat recht. Ich will nicht mehr gefunden werden.“ „Tja Pech. Jetzt wissen wir das du hier bist!“, meinte Itznak. „Nein. Ihr wisst nichts. Ihr wisst nicht einmal wo wir hier sind! Schon vergessen das diese Burg fliegt?“ „Shit.“ „Verzeihung Erwürdiger, aber .. würde es euch etwas ausmachen dem “Westreichler” seine Stimme wiederzugeben? Ich glaube er hat seine Lektion gelernt.“ Clemens grinste zufrieden. „Wie habe ich das vermisst! Dauernt mit dummen Goblins zu reden oder mit gar OGERN ist nicht gerade eine Wohltat für meine Ohren. Habt ihr schon einmal dem Klang der Elben gelauscht, Cordal? Nie werde ich dieses eine Lied vergessen, das sie mir einst vorsangen als ich Fakör Sam’sen, den Elbenkönig besuchte....“ Clemens schien in Gedanken versunken und summte eine eigenartige Melodie. „Meister Clemens?“ „Oh. Ach natürlich.“ Er blickte Alk nur kurz an und dieser konnte wieder sprechen, zähneknirschend gab er ein gepresstes: „Danke.“, von sich. „Ihr müsst ihm verzeihen Meister. Er kennt nicht die Rangordung der Magier und von euch hat er auch noch nie gehört. Ich bitte euch um Nachsicht.“ „Die Nachsicht sei Dir gewährt. Cordal aus..?“ „Aus Galaströ Meister Clemens.“ „AH! Galaströ. Wundervolle Stadt. Steht der Brunnen der Erleuchteten noch?“ „Ja. Bei meinem letzten Besuch schon.“ „Sehr schön.“ Itznak stiess Cordal in die Seite:“ Ey Magus. Warum benutzt du nicht deinen überirdischen Einfluß und sagst diesem Opa er soll uns frei lassen?“ „Meister Clemens?“, frug Cordal den alten Magier der wieder in Erinnerungen zu schwelgen schien.“ „Ja was gibt es Cordal aus Galaströ?“ „Ich und meine Freunde wüssten gerne warum ihr uns zu euch geholt hat. Wir konnten noch keine Absicht entdecken.“ „Geholt? Er hat uns entführt.“, murmelte Alk leise und rieb sich den Hals. Der Blick des Alten wurde nun traurig. „Ja. Es stimmt was der Westreichler sagt. Ich habe euch entführt. Aus einem ganz bestimmten Grund...“ „Und der wäre Meister?“ Clemens ging wieder zum Fenster und drehte ihnen den Rücken zu. „Ich habe eine Aufgabe die weder meine Goblins oder meine Oger erledigen können. Und ich auch nicht.“ „Aha. Und deshalb sollen wir für DICH die heißen Kartoffeln aus dem Feuer hohlen?“, beschwerte sich Alk. Er glaubte nicht das der Magier ihm noch einmal die Stimme nehmen würde. „Kastanien.“, meinte Sira. „Ist doch egal! Stimmt doch Clemens oder?“ „Meister Clemes ihr müsst ihm...“ „Ja. Er hat recht. Vorlaut mag er ja sein aber er ist nicht auf den Kopf gefallen.“, Clemens machte eine Pause,“ Meine Goblins und Oger sind meine Geschöpfe. Auch Franzi. Ich habe sie erschaffen. Sie sind nicht wirklich echt. Sie bestehen nur aus Magie. Wenn ich sie schicken würde wäre es so als würde ich Luft hinschicken. Und ich selber bin zu alt als das ich die Aufgabe erfüllen könnte.“ „Das gibt dir noch lange nicht das recht andere zu entführen und ihnen deinen Willen aufzuzwingen!“, beschwerte sich Alk. Clemens drehte sich blitzschnell um und es wurde mit einem mal stockdunkel im Zimmer und ein Orkanähnlicher Wind zog plötzlich durch die kleine Kammer. Clemens selbst strahle in hellem Licht und seine Augen glühten förmlich. Seine Stimme war entsetztlich laut und schrill als er schrie:“ IHR HABT DOCH KEINE AHNUNG IHR JÄMMERLICHEN STERBLICHEN UM WAS ES HIER GEHT! ICH KÖNNTE EUCH ALLE MIT EINEM FINGERSCHNIPPEN TÖTEN WENN ICH WOLLTE!!!“ Alle sechs klebten förmlich an der Wand und atmeten schwer als sich Clemens wieder abwandt hatte und somit der ganze Spuk zuende war. Sie fielen zu Boden. „Wow!“, keuchte Itznak nur. „Gut gemacht Alk!“, fauchte Cordal. „Er meint es ja nur gut.“, versuchte Velea ihn zu beruhigen. „Könntet ihr bitte alle von mir runter gehen?“, kam es von Ti-ja.

 

Am nächsten Morgen schwang sich Amanda aus dem Bett, eile so gut es mit ihrem schweren Rucksack ging die knirschende, wurmstichige Treppe hinunter, in die Gasstube voller Alkoholleichen und nach draußen. Frische, warme Luft füllte nun ihre Lungen und sie atmete mehrmals tief ein und aus bevor sie guten Mutes weiterschritt. Kurz bevor sie das letzte Haus des Dorfes hinter sich lassen konnte kam ihr ein Holzfäller entgegen der einen großen Wagen vollbeladen mit Hölzern und Bäumen transportierte. Er sah grimmig aus, wie alle Holzfäller. Holzfäller lebten meist abgeschieden von den Dörfern und lebten fast wie Einsiedler. Sie kamen nur selten ins Dorf selbst, außer um ihre Sachen auf dem Markt zu verkaufen und neue Äxte oder Sägen zu besorgen. Im Wald war es gefährlich und nicht wenige Holzfäller verloren ihr Leben an ein Rudel wilder Grauwölfe oder andere Kreaturen des Waldes. Der Holzfäller warf ihr einen kurzen Blick zu der nichts als Verachtung und Gram enthielt. Unter anderen Umständen hätte sie ihn jetzt umgebracht aber ihre Tarnung durfte nicht auffliegen und deshalb watschelte sie einfach an dem Holzfäller mit dem rumpelnden Wagen vorbei. Blitzschnell nam sie einen Ast vom Wegesrand und steckte ihn in die hinteren Speichen des Wagens. Dann rannte sie los. Sehr bald hatte sie den nun fluchenden Mann hinter sich gelassen und freute sich über ihre gelungende Rache. Keiner blickte Amanda die X blöd an ohne dafür zu bezahlen! Da könnte ja jeder kommen! Bei dem Gedanken an Rache kam ihr auch schon wieder ihr eigentliches Ziel in Erinnerung. Alk! Dieser Krieger der es gewagt hatte sich ihr zu wiedersetzen! Dabei hatte sie seinen bescheuerten Freunden doch eine sichere Unterkunft gewährt. Und was war der Dank dafür? Sie befühlte einmal ihre linke Brust, dort wo die Narbe war und sie schmerzte als sie darüberfuhr. Das würde er bitter büßen! Er und seine Freunde. Amanda konnte sich denken das sie nach Tzor wollten. Nach Schleußen hin war alles abgeriegelt, wenn nicht gerade die Dämonen durchbrachen. Und dort waren sie nicht gesehen worden. Jedoch wollte ein Spion Amandas, der hinter der Grenze zu Tzor seine Kreise zog, einen Krieger, einen Magier und einen Goblin gesehen haben. Das Mädchen war nicht dabei. Zwar ärgerlich denn Amanda hätte dieser kleinen Dorfschlampe nur zu gerne die Fresse poliert aber sie war ja auch nicht wichtig. Solange sie Alk zu fassen bekam, und wenn auch nur Alk, so würde es ihr gleich viel besser gehen. Die Grenze zu Tzor war stark unterbemannt und wären es andere, dämonensichere Zeiten, gewesen, hätte Graf Schnitzer Darkten in einem Handstreich einnehmen können.

Die Wachen an der Grenze forderten einen Silbertaler als Amanda durch das große Steintor wollte. Auf der anderen Seite durfte sie nocheinmal einen Silbertaler auf den Tisch knallen ehe sie endlich in Tzor war. Es wurde schon dunkel und es war schon spät abends als sie in einem Dorf landete. Ein Fest wurde gerade gefeiert und das Licht von Fackeln und einem Lagerfeuer strahlte weit in die sternenklare Nacht hinaus. Für einen Moment spielte Amanda mit dem Gedanken auch am Fest teilzunehmen aber sie hatte keine Zeit sich weiter aufhalten zu lassen.

Es war schon spät und in der Herberge war so gut wie nichts los. Nur in einer dunklen, verrauchten Ecke saß eine Gestalt und zog an einer Pfeife, seine Kapute tief in sein Gesicht gezogen. Der Gastwirt war ein junger Bursche, noch jünger als Amanda selbst und war gerade groß genug um über die Theke zu gucken. „Seit gegrüßt edles Fräulein! Willkommen in der Herberge „Zum schlafenden Oger“! Was wünschen sie Fräulein? Ein Bier? Einen Teller Eintopf? Heute grüne Bohnen mit Speck! Oder nur eine Auskunft die selbstverständlich umsonst ist?“ „Bist du der Gastwirt?“, fragte die Gräfin stattdessen und konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. „Nein. Natürlich nicht. Warko ist auf dem Fest und schenkt Bier und Wein aus. Geht doch selbst dorthin und feiert mit den anderen Fräulein! Es gibt genug für alle.“ „Was ich mache ist immer noch meine Sache, verstanden?“ „Wie sie wünschen Fräulein. Also. Was darfs denn nun sein?“ „Ich möchte nur ein Einzelzimmer zum schlafen.“ „Nichts leichter als das.“ Der Junge hohlte auch ein dickes Buch hervor und kritzelte mit Federkiel was ins Buch. Das so ein kleiner Junge schon schreiben konnte überraschte Amanda dann aber doch. Sie unterschrieb und dann meinte der Junge:„Moment ich bringe euch zu eurem Zimmer. Wenn Fräulein mir bitte folgen möge?“ Er führte sie ebenfalls eine Treppe hinauf die aber bei weitem nicht so brüchig aussah wie die in Stallingen und auch das Zimmer das ihr zugewiesen wurde war besser ausgestattet und roch angenehm nach Lavendel. „Wenn Fräulein wünschen mache ich euch Wasser heiß damit ihr euch waschen oder baden könnt, wie es beliebt.“ Der Junge schien schon öfter als Ersatzgastwirt gearbeitet zu haben denn er hörte sich wie ein Erwachsener an. Amanda hielt es für angebracht ein Bad zu nehmen und flux verschwand der Junge nach unten. Amanda setze ihren Rucksack ab und stöhnte erleichtert auf. Dann setzte sie sich auf das Bett das sehr weich war und wartete auf den Jungen. Der kam mit einem kochenden Kesseln wieder und goss das Wasser in den Badezuber, der sich auch im Zimmer befand. Er streuselte noch ein paar Extrakte und Blüten hinzu und bald war der ganze Raum von einem wundervollen Geruch erfüllt. „Wenn Fräulein noch andere Wünsche haben, einen Gute Nachttrunk oder warme Milch muss sie es nur laut genug sagen, oder nach unten kommen. Allerdings kostet jedes Getränk auch eine Kleinigkeit. Genau wie das Wasser...“ „Was? Das sagst du mir erst jetzt du kleiner Schlingel? Ich bezahle nicht.“ „Aber Fräulein! Ich dachte ihr wüsstet das ein derartiger Service nicht umsonst ist!“ „Nein!“ „Dann muss ich das Wasser wohl wieder mitnehmen...“ „Nein! Nein warte. Wie teuer ist es denn?“ „4 Silbertaler.“ Grummelnd bezahlte Amanda und der Junge verschwand mit einem „Eine gute, ruhige Nacht Fräulein. Bis morgen!“ Als sich die Tür schloss began Amanda sich auszuziehen nicht ohne vorher die Vorhänge des Fensters zuzuziehen. Wer wusste was für kranke Idioten sie gerade beobachteten! Die Gräfin konnte es kaum abwarten ins Wasser zu steigen denn der Geruch war einfach herrlich und versprach ein wohltuendes, entspannendes Bad. Als sie mit den Füßen teste ob das Wasser nicht zu heiß war zuckte ihr Fuß kurz zurück. Es war heiß, ohne Frage. Aber sie zwang sich ins Wasser zu steigen. Zuerst brannte und prickelte es auf ihren Füßen und sie wollte schon wieder rausspringen. Aber schon bald gewöhnte sie sich daran und nun folgten auch die Beine und der ganze Rest. Sie stöhnte lauter als beabsichtigt auf und schloss die Augen als das warme Wasser ihr den Schweiß und Dreck der letzen Tage abspülte. Es wurde ein schönes Bad und Amanda fühlte sich nie wohler. Sie wusch sich mit einer Seife und ließ ihre Seele baumeln. „Jetzt noch ein Kaminfeuer...“, murmelte sie leise, schon halb im Schlafe.

 

 

 

Er nahm alles nur noch verschwommen war. Ein grau-roter Schleier schwebte um seinen Kopf und ließ ihn nur wilde Konturen erkennen die keine Form hatten. In weiter Ferne glaubte er ein paar Berge zu sehen, groß,mächtig und bedrohlich. Er strengte seine Augen an aber sein Körper gehorchte ihm nicht mehr. Er wurde wieder bewußtlos...

Er wusste nicht wie lange er nun schon hier lag aber es musste eine Ewigkeit gewesen sein denn er fühlte sich noch schlimmer als vorher. Aber er spürte wieder einige seiner Gebeine und seine Augen gehorchtem ihm auch wieder. Es war ,allem Anschein nach, nacht geworden. Seltsame Geräusche drangen an seine Ohren. Geheule, Gebrüll von Tieren, klagende Laute von Vögeln. Er stemmte seine Arme auf den Boden und drückte sich vom Boden weg. Stechender Schmerz durchzog ihn wie eine glühend heiße Schnurr und ließ ihn laut aufschreien. Mit Müh und Not gelang es ihm endlich sich aufzusetzten. Er schaute an sich herunter. Seine Rüstung war nicht mehr blendend weiß und poliert sondern von verkrustetem Blut und Gedärmen geschändet. Hier und da wies die heilige Rüstung Kratzer, tiefe Kratzer, auf. Nur langsam kamen die Erinnerungen an die Ereignisse zurück. Die Schlacht gegen die Dämonen, der Hinterhalt, die Todesengel, Nerk, Gemalör, Rek, Lanor. Leeskes Tod! Die Explosion. Der Tod!... Alle waren sie tot. Langsam kehrte auch sein Geruchssinn zurück aber er roch nur den Tod. Vermodert und stickig raubte die kalte Luft ihm den Atem und ließ ihn bedrohlich schwanken. Weil Jülam sich nicht anders zu helfen wusste fing er an zu beten:“ Heilige Mutter aller Mütter und Väter. Steh uns in unserer dunkelsten Stunde bei und lasse meine Seele nicht dem Wahn erliegen aufdas ich nicht Böses tue oder in deinem Namen anderen Leid zufüge die deinen Segen haben. Heilige Mutter aller Mütter und Väter, Leeske, Schöpfergöttin und Mutter allen Lebens, beschützte uns vor den Dunklen Mächten. Hilf uns.“ Ein wohliges, warmes Gefühl überkam den jungen Tempelritter und erfüllte ihn mit Freude. Schon roch die Luft nicht mehr so modrig und die Schmerzen ließen erheblich nach. Er erhob sich taumelt und sah sich im fahlen Mondlicht um. Überall lagen Leichen.Hier lagen seine ehrwürdigen Brüder neben den zischenden und vor Pestilenz nur so strotzdenen Überresten der Dämonenbrut. Jülam kämpfte die aufkommende Übelkeit nieder und ergriff ein Schwert das ein toter Ritter in seiner Hand umklammerte. Er segnete ihn und schritt von dannen. Das musste er Amanda melden! Die Gräfin musste etwas tun! Nur sie konnte das drohende Unheil abwenden! Die Dämonen waren geschlagen aber nicht besiegt. Ansonsten würden die Dämonen weiter mordend und räubernd durch Darkten rennen! Zähneknirschend schleppte sich Jülam über das Schlachtfeld. Als er einige Meter gegangen war hörte er ein schmatzendes Geräusch hinter sich gefolgt von einem Knurren. Er drehte sich langsam um und im Mondlicht sah er einige Leichenfresser, die zu ihm hersahen. Leichenfresser waren wurmähnliche Geschöpfe ohne Augen aber mit mächtigen Mäulern um das Fleisch aus den Toten zu reißen und zu fressen. Sie bewegten sich mit ihren dünnen Armen fort die in zwei Klauen endeten. Sie dienten aber nur zur Fortbewegnung und als Grabwerkzeuge, denn sie kamen nur bei Nacht heraus, und deshalb verbuddelten sie sich tagsüber im Erdreich. Als Waffen waren ihre Arme unnütz. Wäre Jülam nicht aufgewacht hätten sie ihn bei lebendigem Leib aufgefressen! Er zückte sein Schwert und wirbelte herum das die Leichenfresser fauchend zugrunde gingen und ihnen keine Gelegenheit zum Weglaufen oder gar zum Kämpfen gegeben wurde. Keuchend stand Jülam vor den toten Monstern und lief weiter. Im Westen streiften die ersten Sonnenstrahlen sanft die Hügel und Berge vor ihm und er wünschte sich in diesem Moment nichts sehnlicher als ein Brot und einen Schluck Wasser.