Gila - The Way of Heroes
Schmerz zog sich wieder durch seinen ganzen Körper als er zum x-ten mal hinfiel.
Er spuckte Blut und seine ansonsten kräftigen Arme zitterten stark als er sich
wieder aufrichtete. Ihm schwindelte und alles um ihn herum hatte einen roten
Untetton bekommen. Die Hügel durch die er gekommen war lagen erst seit wenigen
Stunden hinter ihm. Sein Magen rebellierte und knurrte fürchterlich. Er biss die
Zähne zusammen und stakste weiter. Sein langes, heiliges Schwert schleifte er
mühsam hinter sich her. Inzwischen waren ihm schon mehrere Monster über den Weg
gelaufen die er aber alle töten konnte. Doch einmal griffen drei Rattenbüffel an
und einer von ihnen hatte Jülam gerammt. Der blaue Fleck sah verdammt groß aus
doch Jülam quälte sich weiter. Wenn er auch sterben musste; er musste vorher der
Gräfin bescheiht sagen! Zuerst glaubte er sich zu täuschen doch als er auf einem
größeren Hügel war konnte er hinter einem kleinen, breiten Wald ein paar Lichter
ausmachen. War dies ein Dorf? Oder gar eine Stadt? So sehr er sich auch
anstrengte er konnte es nicht genau ausmachen. Jülam beschloss dorthin zu gehen.
Die Sonne stand schon tief im Osten...
Seltsamerweise schaffte der junge Tempelritter es ohne größere Schwierigkeiten
durch den Wald. Ein paar Killerkürbise und Schlangen waren das einzige was ihn
behinderte. Mit einem Mal stand er außerhalb des Waldes. Es war schon später
Abend und die Sterne schienen freundlich auf Jülam. Er sprach ein Dankesgebet an
Leeske und ging auf das kleine Dorf zu. Schon aus der Ferne fiel ihm auf das
etwas nicht stimmte. Die Lichter kamen nicht von Kerzen oder den Fackeln der
Stadtwachen sondern von einem Haufen Leute die Fackeln trugen. Sie schienen eine
Versammlung abzuhalten. Und tatsächlich, je näher er dem Dorf kam desto
deutlicher hörte er Stimmen. Schließlich stand er nur noch ein paar Meter vom
Pöbel entfernt. Doch die Worte die er hören konnte ließen ihn keine Hoffnung
schöpfen. „...wurden alle getötet?“, hörte er eine Frau fragen die ein Baby im
Arm hielt und sanft schaukelte. Auf einem kleinen Podest stand ein älterer Mann
mit Stab, neben ihm vier grimmige Wachen mit Lanzen. Die Wachen hatten ihre Arme
vor der Brust verschrenkt, zum Zeichen das sie nicht alamiert waren. Jülam
schätzte das der alte Mann der Bauernmeister des Dorfes war. Dieser nickte nun
besorgt. „So sieht es aus, Turla.“ „Aber wie ist das möglich? Hat die Gräfin
nicht 100 Reiter losgeschickt um diese Ungeheuer zu vertreiben? Wie kann das
sein? Ich dachte die Dämonen würden nur in Schleußen wüten? Amanda hat uns doch
versprochen das die Dämonen uns nichts tun würden!“ Allegemeines Gemurmel war
die Folge auf die kurze Rede eines jungen, kräftigen Mannes mit Ziegenbart. Der
Bauernmeister hob beschwichtigend die Arme. „Nun beruhigt euch bitte wieder! Es
hilft niemandem wenn wir wild durcheinander reden!“ Die Gruppe wurde wieder
still. „Ja. Ja es ist wahr. 100 Reiter konnten die Dämonen nicht aufhalten.
Griebenberg ist zerstört.“ Einige fingen an zusammenzubrechen. „Was ist mit
Onkel Tise?“, hörte Jülam heraus. „Und was ist mit Oma?“, frug ein kleines Kind
seinen Vater. Jülam ballte die Hände zu Fäusten. 100 Reiter! Unglaublich! Das
konnte doch nicht wahr sein! Auch er hatte Verwandte in Griebenberg gehabt.
Seine Schwester Dumena. Hatte sie nicht erst vor kurzem erzählt sie wolle bald
heiraten? Sie hatte eine gute Wahl getroffen. Er war zwar „nur“ ein
Bauernjunge aber hatte ein gutes Herz und auch Jülam verstand sich prächtig mit
ihm. Sie wohnten noch nicht lange in Griebenberg und sie war erst vor kurzem von
zuhause weggezogen um mit ihrem Freund eine neue Existenz zu gründen. Jülam
hatte sie noch gewarnt sie sollen besser von der Grenze zu Schleußen wegziehen!
Doch sie hatten auf das Versprechen der Gräfin vertraut, und das war ihr Ende
gewesen. Tränen stiegen in dem Ritter auf und er blickte zu den Sternen. Er
erinnerte sich an die Worte einer besonders tragischen Tempelrittergestalt,
Tanja Trümmfaust:“ Verzeih mir Leeske. Ich fürchte weder Untote, Dämonen noch
den Tod. Doch erzittert mein Herz wenn ich das Leid anderer mitansehen muss und
Tränen sammeln sich in meinen Augen. Wir die wir in deinem Namen streiten
müssten doch eigentlich unsere eigenen Gefühle zurückhalten um unsere Aufgaben
besser zu erledigen, nicht? Verzeih mir, Mutter allen Lebens. Ich bin deiner
Gnade nicht würdig...“ Kurz darauf ward Tanja verschwunden und niemehr gesehen.
Einige behaupten sie wäre zu Leeske beordert worden, andere hingegen meinten sie
wäre einem Fluch erlegen und weile nun im Reich der Dämonen. Jülam beruhigte
sich langsam wieder und sein Atem ging auch ruhiger. „Wir müssen hier weg!“,
fingen einige nun an. „Hier ist es nicht mehr sicher!“ „Die Tempelritter sollen
auch weg sein!“ „Am besten nach Tzor dort ist es noch sicher!“ Jülam fasste
schließlich einen Entschluss. Er drängelte sich durch die Menge, aber diejenigen
die ihn erkannten wichen erfürchtig beiseite. „Ein Tempelritter!“, murmelten
einige atemlos. So ramponiert der junge Tempelritter auch aussah, seine Größe
und die mächtige Rüstung machten immer Eindruck, vorallem beim einfachen Volk.
„Wer ist der Mann, Mama?“ „Das ist ein Tempelritter, Friedolin. Er wird uns
beschützen.“ Jülam sprang mühselig auf das Podest und die ganze Menge starrte
ihn mit offenen Mündern an. „Hört mich an, tapferes Volk dieses Dorfes. Ich bin
der letzte lebende Tempelritter in ganz Darkten! Alle anderen sind in einer
Schlacht gegen die Dämonen gefallen! Amanda die X, meine und eure Gräfin hat uns
gefohlen sie zu vernichten. Aber wir haben versagt.“ Weitere fingen an zu
verzweifeln und machten schon Pläne abzuhauen. Sie alle wollten raus aus Darkten.
„Doch verzagt nicht tapfere Männer und Frauen! Ich werde die Gräfin aufsuchen
und sie bitten die Dämonen einfürallemal aus unserem Land, aus Schleußen und aus
der ganzen Welt zu beseitigen! So wahr ich Jülam Federhaut heiße!“ Die Menge
beruhigte sich langsam. Endlich ließ Jülam die Arme fallen. „Aber wenn selbst
100 Reiter nicht helfen?“, kam es leise vom Bauernmeister. Diesmal schrie
niemand oder fiel ins Wort. Alle blickten auf Jülam. Er las alles darin:
Hoffnung, Trauer, Wut, Veehrung, Mitleid, Hass, Kummer und sogar Liebe.
„Vielleicht nicht 100 Reiter. Aber vielleicht ein Volk mit dem Glauben an den
Frieden..“, die letzten Worte konnte er nur noch aushusten dann wurde er
ohnmächtig.
„TI-JA!!!“, schrien Cordal, Velea, Sira, Itznak und Alk gleichzeitig und eilten
zu ihr. „Was ist passiert???“, frug Velea und zitterte am ganzen Körper als sie
in Ti-jas tote Augen blickte. „Dieser verdammte Golem muss wohl gespürt haben
wie ich hinter ihm meine Kräfte gesammelt habe. Dann hat er sich umgedreht und
wollte auf mich zu.. Aber Ti-ja... Sie stand im Weg und dann hat er sie einfach
geschlagen.... Ich hätte auf sie aufpassen müssen, ich hätte sie retten
können... Aber ich habe nichts getan. Garnichts.“ Cordal fing an zu weinen. „Was
redest du da Cordal? Ihr geht es doch gut oder? Sie ist doch nicht tot ...
oder?“, fragte Sira. Keiner sagte etwas und alle blickten traurig drein. Alk kam
hinzu berührte Ti-jas Hals und schüttelte langsam den Kopf. „Das ist doch nicht
wahr oder? Sagt mir das das nicht wahr ist. Das kann nicht wahr sein.“ Sira
kroch zu Ti-ja und rüttelte sie einmal sanft durch. „Hey Ti-ja. Komm schon steh
wieder auf. Du hattest deinen Spaß. Komm!“ Ti-ja rührte sich nicht. Velea hatte
schon angefangen zu heulen und nun stiegen auch in Sira die Tränen auf. „Ti-ja..“,
sagte sie noch mit tränenden Augen und mit einem hilfesuchenden Blick zu Alk und
fiel dann mit Velea und Cordal ein, der nicht aufhörte zwischen Schluchzern und
Schniefern sich selbst die Schuld zu geben. Alk und Itznak waren die einzigen
die nicht weinten. Aber deswegen waren sie noch lange nicht betroffen. Beide
blickte tottraurig umher und bissen sich auf die Unterlippen mit glasigen Augen
und verkniffenen Gesichtern. Alk fragte sich ob es das hier wert war. Der ganze
Palast würde in Flammen aufgehen, hatte die Fee gesagt. Ein symbolischer Akt der
nichts weiter besagte als das das ganze Gilanische Reich untergehen würde.
Eigentlich war nun aber Clemens schuld. Er hatte sie hier runtergeschickt. Mit
einem Mal sprang Alk auf schnappte sich Ti-jas Leiche und rannte aus der Höhle.
„Wo will er hin?“, fragte Itznak und rannte ihm hinterher. Die anderen drei
beruhigten sich langsam wieder. „Wo ist sie hin?“, fragte Velea
hysterisch. „Ich weiß was Alk vorhat. Es möge ihm gelingen.“, murmelte Cordal
und wischte sich einmal übers tränenbedeckte Gesicht. „Wovon redest du?“, fragte
Sira. Aber Cordal blickte sie nur an und meinte dann:“ Lasst uns ihm folgen.
Dann werden wir es selber sehen.“
Das Licht von draußen war nur noch schwach und in der Ferne glom der letzte
kleine Rest der untergehenden Sonne. Mit Ti-ja in den Armen brüllte Alk Clemens
Burg an die immer noch über ihm schwebte. Sie wirkte bedrohlich und mächtig aber
Alk kümmerte das nicht. „SIEHST DU WAS DU GETAN HAST CLEMENS?? SIEHST DU ES??
IST ES DAS WERT?? KOMM RUNTER DU SENILER ALTER PENNER UND LASS MICH DIR VON
ANGESICHT ZU ANGESICHT IN DEIN VERRUNZELTES GESICHT SPUCKEN!! HÖRST DU MICH?? DU
ARSCHLOCH!!!“ Es folgten weitere Flüche und Itznak und die anderen trotteten
hinterher. Als Alk die Luft ausging und er nur noch keuchen konnte kniete er
nieder aber hielt Ti-ja immer noch in seinen Armen. „Es tut mir leid Ti-ja. Es
tut mir so leid. Das hätte nicht passieren dürfen. Niemals. Unter keinen
Umständen.“ „Alk...“, hauchte Sira als sie ihn so sah. Ohne ein Geräusch stand
plötzlich Clemens vor ihm. Alk blickte zu ihm hoch und dann verschwanden sie
beide. Wieder ohne ein Geräusch. Auch Ti-ja war weg. Sira rieb sich die Augen
aber sie waren wirklich weg. „Was...?“ „Reue. Würde ich sagen.“, meinte Cordal
nachdenklich und meinte offensichtlich Clemens damit. „Was machen wir jetzt?“
„Da bin selbst ich überfragt. Wir werden hier wohl warten müssen.“ Sira nickte
langsam.
Ein Lichtblitz und ich befand mich zusammen mit Clemens in einem kleinen Raum.
In der Mitte des Raumes stand ein langer, ovaler Tisch mit Halterungen für Arme,
Beine und Kopf. Ein Operationstisch also. Es gab keine Tür, also auch keine
Möglichkeit zur Flucht. Ansonsten gab es nur noch Regale vollgestopft mit
Büchern, Gläsern und Instrumenten. Clemens wies mit einem Finger auf Ti-ja und
dann auf den Tisch. „Leg sie dort drauf.“ „Und was willst du dann machen?“
Clemens Gesichtsausdruck war bis jetzt starr gewesen aber nun blickte er wieder
so als würde er ausrasten. „Leg sie einfach darauf Westreichler. Mit jeder
Sekunde die du zögerst sinkt die Chance sie zurückzuhohlen!“ „Du willst sie
wiederbeleben?“ Der alte Magier nickte grimmig. Ich zögerte kurz aber dann legte
ich die Leiche Ti-jas auf den Tisch. Wie von Geisterhand klappten die
Halterungen zu. In Wirklichkeit war es aber Clemens der es mit Magie tat. „Wie
lange dauert es?“ „Schwer zu sagen. Stunden, Tage, Jahre.. Es kommt ganz allein
auf sie selbst an.“ Clemens untersuchte die Amazone und stellte dann Genickbruch
fest. Währenddessen stellte er fragen wie sie gestorben war und Alk erzählte es
emotional. „Ich brauche jetzt Ruhe.“, sagte der alte Magier schließlich ernst.
Er hob beide Hände über Ti-ja und fing an die nötigen Worte zu murmeln. Es wurde
dunkel im Raum und Clemens schien zu leuchten. Sein Gesicht war verzerrt und
Wind kam auf. Seine Worte wurden immer lauter und deutlicher. Mit einem Schrei
schossen letztlich Blitze aus seinen Händen und liessen die Leiche sich
aufbäumen. Abrupt hörte es dann aber auch wieder auf und alles wurde wieder
normal. Clemens atmete schwer. „So. Nun liegt es an ihr. Ich habe alles getan
was ich tun konnte. Wenn sie den Wunsch nach Leben hat wird sie früher oder
später aufwachen. Ihr Körper lebt wieder aber ihr Geist ist noch tot. Jedenfalls
denkt er das.“ Alk verkniff sich ein Danke. Immerhin war es ja Clemens Schuld
gewesen. Mehr oder weniger. Dann wagte Alk zu fragen:“ Wieso sollen wir Dunkel
töten? Was hat er dir angetan das du ihn unbedingt töten willst?“ Clemens schien
nachzudenken. „Er... er gehört zu den Nekromagiern die sich selbst als die
„toten Toten“ bezeichnen. Es ist ein Orden von Nekromagiern der seit einigen
Jahrzehnten existiert. Sie.. einer von ihnen ist... der Mörder meiner Frau.“ Alk
nickte düster. Einerseits konnte er den Magier verstehen. Er sah in den toten
Toten und nicht in dem einen Nekromagier der seine Frau umgebracht hatte den/die
Mörder. „Findest du es gerechtfertigt die toten Toten auszulöschen nur weil
einer von ihnen deine Frau ermordet hat? Wenn nun ein Bauer deine Frau getötet
hätte, Clemens. Würdest du dann alle Bauern dieser Welt töten wollen? Leute mit
eigener Familie. Leute die überhaupt nichts mit dem besagten Bauern zu tun
gehabt hätten?“ „Das ist etwas vollkommen anderes.“ „NEIN ist es nicht!“ Clemens
drehte sich wieder um und Alk spürte eine starke Hand um seinen Hals die ihm die
Luft abschnitt und ihn würgen ließ. Es war nicht Clemens Hand. Eine magische
Projektion. Wieder glühte Clemens, Wind kam auf und es wurde dunkel im Raum und
seine Augen leuchteten blendend weiß:„ES REICHT MIR LANGSAM MIT DIR
WESTREICHLER! SEI FROH DAS DU ÜBERHAUPT NOCH LEBST!“ Alk verlor das Bewusstsein.