Gila - The Way of Heroes
„Ein Söldner mit einem Gewissen?“
Anti-B
„Wie geht’s deiner
Beule?“, fragte Ti-ja nachdem sie alle in ihren Betten lagen. „Schon besser,
aber ich hab immer noch Kopfschmerzen.“, murmelte Sira und versuchte sich so
hinzulegen das die Beule nicht irgendwo drauflag und somit schmerzen konnte. Der
ganze Raum war erfüllt mit dem Geruch von Badeölen und wohlduftenden Kräutern,
die die Goblins in den Zuber getan hatten. Velea schlief wieder mal tief und
fest und schnurrte wie ein Kätzchen während die beiden anderen Mädchen noch wach
lagen. „Es ist doch unglaublich...“, murmelte Ti-ja auf einmal. „Was?“ „Na, all
diese Action, hier. Irgendwie müssen wir dauernd auf der Hut sein damit wir
nicht von Feuer-Golems, Nekromagiern oder einer einstürzenden Höhle kaltgemacht
werden! Oder nicht?“ „Das stimmt allerdings. Als ich noch in Soundso lebte war
das einzig wirklich gefährliche was ich je mitmachen musste ein Angriff von
Goblins und Gorks auf unser Dorf gewesen. Aber Graf Egon schickte rechtzeitig
eine Armee und so bekamen wir nur am Rande was von der Schlacht mit.“ „Also
kommst du aus Schleußen, richtig?“ „Genau. Es war ein ruhiges, zufriedenes
Leben. Vermutlich hätte ich den Rest meines Lebens dort verbracht.“ „Und warum
hast du es nicht? So wie ich das sehe, ist es doch vollkommener Quatsch mit uns
durch die Gegend zu ziehen und gefährliche Abenteuer zu bestehen?!“ Sira
seufzte:“ Es war der letzte Wunsch meines Großvaters, bevor er starb. Er war
außerdem der letzte Familienangehörige den ich noch hatte. Großvater wollte
immer das ich was besseres werde als eine einsame Bäuerin. Obwohl er nicht
dagegen gehabt hätte wenn ich eine verheiratete Bäuerin mit vielen Kindern
geworden wäre...“ Ti-ja
lachte:„Deshalb bist du also hier.“ „Ja. Im Nachhinein mutet es mir wie Zufall
an das Alk und Itznak an jenem Abend bei uns übernachteten. Und das Cordal auch
zufällig in der Herberge übernachtete... Fast schon unheimlich.“ „Vielleicht ist
es ja euer Schicksal?“ Sira schwieg daraufhin. War das möglich? Schicksal...?
Gab es das überhaupt? Doch Sira konnte sich nicht vorstellen was sie in
der ganzen Geschichte zu suchen hatte. Alk war ein typischer Anführer und
abgebrühter Kerl, Cordal war ein mächtiger Magier und Itznak war... na ein
Goblin halt. Aber sie war die einzige die keine besondere „Funktion“ in der
Gruppe hatte. Sicher sie half wo sie konnte, besonders wenn es ums Essenmachen
und andere für sie übliche Tätigkeiten ging die sie schon von zuhause her
kannte, aber ansonsten war sie relativ nutzlos. Aber zum Glück würde sie ja bald
mit Alk und Zombiecut trainieren. So musste sie in Zukunft nicht mehr tatenlos
danebenstehn wenn die Jungs sich wieder prügeln mussten. Und sollte ein gewisser
„Dokior Anderweit“- Verschnitt wieder auftauchen hätte sie endlich eine
Möglichkeit ihm eins überzubraten. Aber so sehr Sira Dokior auch dafür hasste
was er getan hatte (vielmehr was er tun wollte) konnte sie sich dennoch nicht
vorstellen ihn umzubringen. Ihn im Kampf besiegen, kein Problem. Dafür sorgte
allein schon die Tatsache das sie Gilaner war. Aber ihn auch tatsächlich töten?
Gegen Zombies und andere Untote zu kämpfen war nicht so schwer, denn die waren
ja schon tot, aber ein Lebenes, fühlendes Wesen umzubringen? Sira zermarterte
sich noch eine ganze Weile den Kopf über dieses Thema bis sie beschloss Alk
einmal danach zu fragen, immerhin schien er keine Probleme damit zu haben,
andere Seelen zu Elkor zu schicken...
„Bitte!“ „Nein!“ „Ich bin
auch ganz leise, versprochen! Großes Goblin Ehrenwort!“ „Goblin-Ehrenwort? Ist
das nicht nichts wert?“, meinte Alk und hob eine seiner großen, dunklen
Augenbrauen. „Nein es ist ja ein ITZNAK-Goblin-Ehrenwort!“
„Aha..“ „Och bidde, Alk!
Nur dieses eine mal!”
„Ich sagte doch nein und dabei bleibts auch, verstanden?“ Alk seufzte hörbar als
Itznak sich mit einem „Menno!“ ins Bett verkoch. Schon die ganze Zeit nervte
dieser Alk damit, ob er nicht in das Zimmer der Mädchen schleichen dürfe „um
dort vielleicht einen Blick zu erhaschen“. Doch so sehr der Söldner den
Goblin auch mochte, die Mädchen sollten für heute Nacht ihre Ruhe haben. Wer
konnte schon sagen wie viel Zeit ihnen noch blieb wenn sich Clemens Burg erst
mal in Bewegung gesetzt hatte? Und Zeit zum Entspannen hatten sie eh kaum denn
wenn das was die Fee aus Chaosstadt gesagt hatte wahr war (und Alk war
inzwischen überzeugt das dem so war) dann mussten sie schnell zum
Golddrachenberg und somit zu Muren, dem letzten Silberdrachen. Und die Götter
allein wussten was der von ihnen wollte. „Es ist eure Endscheidung. Tut es und
rettet Gila oder lasst es und die Welt wird in Finsternis versinken.“ Das waren
Worte die Alk sich gemerkt hatte. Er war zwar (mit recht) stolz darauf ein
Mensch zu sein und auch bereit sich zu für das Kaiserreich opfern, aber unter
anderen Umständen. Hätte er sich in einer Schlacht opfern können so wäre dies
nicht SO schlimm gewesen als alleine die Verantwortung für alles tragen
zu müssen. Dann fiel dem ehemaligen Meisterdieb wieder ein das er ja nicht
alleine war. Er hatte zwar auch keine Armee im Rücken aber gute Freunde
und das glich das Massenmanko schon fast wieder aus. Wieder schlichen Alks
dunkle Gedanken gen Sira, und wurden kurz erhellt, fast so als würde ein Blitz
aus finsteren Gewitterwolken schießen und alles kurz beleuchten was davor im
Schatten lag. Er machte sich furchtbare Vorwürfe, ob er es überhaupt
verantworten konnte Sira in solche Gefahren zu bringen. Beinahe wäre sie
umgekommen, und das mehrmals! Was würde der alte Großvater Siras nur von ihm
denken wenn er wüsste (und bei Elkor das tat er!) wie es seiner kleinen Enkelin
erging! Aber trotz all der Strapazen, trotz all dem Schmerz, Elend und Leid das
ihr wiederfahren war, war sie immer noch bei ihnen. Manch einer mochte darüber
streiten ob sie eine wichtige Funktion in der Truppe hatte, aber Alk nicht. Sie
war nicht nur eine gute Köchin sondern auch Seelsorge, Kindermädchen (für Itznak),
Krankenpflege( wenn sie nicht gerade selbst krank war) und eine verdammt gute
Freundin. Alk hoffte inständig das Siras Lage sich bessern würde, denn in
letzter Zeit schien sie immer mal wieder besonders depressiv und traurig zu
sein. Das bedauerte er sehr und er würde es in Zukunft nicht mehr zulassen das
ihr noch mehr Leid geschehen würde! Das schwor er bei allem was ihm heilig war!
Und das war das größte Versprechen das ein Gilaner geben konnte! Wenn er das
brach, beschähmte er nicht nur sich sondern vor allem seine Ehre! Und diese zu
verlieren war das schlimmste was einem Gilaner passieren konnte. Ohne Ehre war
man nichts mehr wert. Andere konnten es zwar kaum erkennnen aber man selbst
wüsste immer von dieser Schande und wäre auf ewig dazu verdammt von innen
„aufgefressen“ zu werden. Außerdem war es ehrenlosen Seelen nicht erlaubt in
Elkors Hallen einzukehren, sondern als freie Seelen herumzuirren um dann
vermutlich vom HERSCHER und seinen Gefolgsleuten eingefangen zu werden. Und das
war mit Sicherheit schlimmer als der Tod – ein Dasein als Dämon... dazu verdammt
anderen Schmerz und Leid zuzufügen bis in alle Ewigkeit...
Nach diesen Gedanken
versuchte Alk sich auf Aktuelleres zu konzentrieren. Dabei fiel ihm auf das
Cordal noch immer nicht zurückgekehrt war. Itznak schlief schon felsenfest und
murmelte im Schlaf was vor sich hin :“Komm her, Baby... Ja ich kanns dir
besorgen..hihihi... Ich bin nämlich der EREGATOR..“ Alk grinste unwillkürlich
und beschloss noch solange wach zu bleiben bis Cordal kommen würde. Doch so
lange er auch wartete, er kam und kam nicht. Schließlich wurde es ihm zu bunt
und er beschloss der Sache auf den Grund zu gehen. Doch eine Goblinwache vor dem
Eingang zu Clemens Turm versperrte ihm den Weg:“ Der Meista möchte nicht gestört
werden!“, quiekte der größere von beiden und kreuzte symbolisch seine Lanze mit
der des anderen Goblins. „Aber ich möchte wissen was mit meinem Freund Cordal
ist!“ „Deinem Freund geht es gut, er ist gerade in einer Unterredung mit dem
Meister.“ „Und warum lasst ihr mich dann nicht zu ihm? Da ist doch was faul!“
„Deinem Freund geht es gut. Es wird noch eine Weile dauern bis er mit der
Unterredung fertig ist, es wäre also bessa wenn du wieder in dein Zimma gehen
und ein wenig schlafen würdest.“ „Hör zu du kleiner, stinkender Goblin! Ich
möchte zu meinem Freund! Sofort!“ Alk hatte zwar seine Waffe nicht dabei (die
hatte Clemens vorsichtshalber wieder in die Waffenkammer gesperrt) aber mit
diesen Kerlen würde er auch so fertig werden. „Nein.“, kam die knappe aber
unmissverständliche Antwort. „Na gut!“ Alk riss dem großen Goblin die Lanze aus
der Hand briet ihm mit dem stumpfen Ende eins über das er hinflog und sich nicht
mehr rührte und bevor sein Kollege zum Schlag ausholen konnte stiess er dem
anderen das spitze Ende in den Bauch. Dieser gab aber kein Geräusch von sich und
starrte noch nicht mal betroffen oder erschreckt, sondern nur verwundert. Dann
gab es ein „Puff!“- Geräusch und der Goblin löste sich in grünem Rauch auf. Sie
waren also echt nur magisch. Obwohl Alk schon hunderte Goblins und anderes
Gesindel getötet hatte, war es doch erleichternd für ihn zu wissen das er diese
Wesen nicht „wirklich“ umgebracht hatte.
Keine Zeit verlierend
eilte Alk die Treppe hoch und stellte verwundert fest das sich hier keine Wachen
mehr befanden. Es wirkte wie ausgestorben. Die Räumlichkeiten von Clemens waren
alle leer, bis auf ihren Inhalt, der sich Alks Kenntnissen größtenteils
entschloß. Sie mussten also weiter oben sein! Wieder hechtete Alk die Treppe
hoch aber auch in den oberen Gemächern (die hauptsächlich voller Bücher waren)
war niemand. Erwartete Clemens ihn etwa schon? Es ging immer so weiter bis er
endlich ganz oben angelangt war. Eine schwere eisenbeschlagene Tür stand vor ihm
und selbst ihm war es ohne das richtige Werkzeug unmöglich diese zu knacken
(zumal sie garkein Schloß hatte). Er versuchte sie mit der Lanze zu öffnen doch
diese zerbrach einfach mit einem lauten und verräterischen Knacken. Aber nichts
geschah. Mit aller Wucht schmiss Alk sich nun gegen die Tür doch er hohlte sich
außer ein paar blauen Flecken nur die Gewissheit das er hier am Ende seiner
Möglichkeiten angelangt war. „Hörst du mich Clemens?“, rief er verzweifelt, „Was
hast du mit meinem Freund gemacht? Los sag es mir! Ich weiß das du mich hören
kannst!“ Keine Antwort. Dann fing auf einmal, ohne Vorwarnung, ein
ohrenbetäubendes Gelächter an das Alk das Trommelfell zu platzen drohte. Als das
Gelächter verstummte (das bestimmt von Clemens kam)
und die Tür öffnete sich fast schon irreal schnell, so das sie nicht
einmal von einem Oger so schnell geöffnet werden konnte. „Magie...“, dachte Alk,
innerlich achselzuckend. Er befand sich in einer kleinen nach oben rund
gewölbten Halle die voll war mit Regalen, Instrumenten und anderem
Schnickschnack, denn Alk wieder nicht verstand. Denn Hauptteil machte allerdings
ein Teleskop aus das riesig wirkte. Durch die Öffnung im Turmdach drang der
Mondschein hinein. Ansonsten gab es nur normales Fackellicht, das mit Sicherheit
magisch war. Und an einem Tisch saßen sie. Cordal und Clemens. Cordal blickte
ihn mitleidsvoll an und Clemens gewohnt grimmig und überlegen. „Was ist hier
los? Was geht hier vor?“, fragte Alk atemlos. „Ganz ruhig Alk.“ Cordal hob
beschwichtigend die Hände als fürchtete er Alk könnte etwas unüberlegtes tun:“
Es ist alles in Ordnung. Ich habe nur mit Clemens geredet.“ „Und warum lässt man
mich dann nicht zu euch, hä? Ich wollte doch nur wissen wo du bleibst Cordal!“
„Oh, stimmt.“, gab der junge Magier verlegen zu,“ Ich hätte euch bescheit sagen
sollen. Aber es kam so plötzlich... und dann habe ich wohl die Zeit vergessen.
Tut mir leid Alk.“ „Ach! Schon gut. Trotzdem komisch. Ich hab mir richtige
Sorgen gemacht.“ „Vor mir hat Cordal nichts zu befürchten, Alk.“,
brummte Clemens. „Aber ich, oder was?“ „Komm lass es Alk. Es ist nicht die Zeit
zum Streiten.“, lenkte Cordal ab. „Hmpf. Nagut. Ich bin ja nicht streitsüchtig,
nicht war Clemens?!“ Man konnte dem alten Magier ansehen wie sehr er sich
beherschen musste um nicht wieder einen seiner berühmt-berüchtigten Ausbrüche zu
bekommen. „Was beredet ihr eigentlich?“ „Es geht um etwas sehr wichtiges. Ich
..ich kann es dir noch nicht erzählen, das ist eine Sache zwischen Clemens und
mir.“ Cordal schenkte Alk einen beschwichtigen Blick der ihm deutete wieder zu
verschwinden. Und so sehr es auch Alks Misstrauen wiedersprach unverrichteter
Dinge wieder abzuziehen, vertraute er Cordal und zog sich wieder zurück. „Ich
versteh schon. Ihr Magier wollt also unter euch sein. Schon okay. Dann mal Gute
Nacht.“ „Ich werde vermutlich erst viel später kommen. Wartet also nicht auf
mich. Gute Nacht.“ „Okay.“ Als Alk draußen war schlug die Tür krachend zu das
Alk einen Schreck bekam. „Danke du alter Sack...“, zischte er und ging zurück zu
seinem Quartier...
Mit einem tiefen Seufzer
blickte der Bürgermeister von Glemmerstadt, Henry Kurvenschnitter,
noch einmal über die Stadtmauern. Er selbst saß in dem städtischen
Ausguck und war somit von allen Mitbürgern am besten, oder besser gesagt am
längsten, vor dem gefeit was sie alle erwartete. Mitten in der Nacht waren die
Dämonen gekommen, so das es keine Möglichkeit gab schnell genug zu reagieren, um
Boten nach Graf Egon zu schicken. Doch so wie es aussah waren auch ihm die Hände
gebunden. Es war aussichtslos. Niemand konnte Glemmerstadt mehr retten. Die
versprochene Hilfe, die von Graf Schnitzer kommen sollte, war auch noch nicht
da, und selbst wenn dann würde sie gerade noch rechtzeitig kommen um die
rauchenden Ruinen zu retten. Wie so viele einfache Wachen und Krieger waren auch
die in Glemmerstadt nicht mit magischen Waffen ausgerüstet. Diese waren nämlich
extrem teuer und manchmal verloren sie ihre Wirkung auch noch, vorallem im Kampf
gegen übernatürliche Wesen, wie Dämonen. Einzig die Waffen der Geweihten,
Kleriker und Tempelritter waren standardmässig magisch.
Und davon gab es ebenfalls nur (relativ) wenige. Die wenigen die es in
Glemmerstadt gab, waren alle damit beschäftigt notdürtig Waffen zu segnen und
Segenssprüche zu sprechen. Sie würden nicht lange vorhalten aber immerhin war
ihr Sterben damit nich mehr „sinnlos“, wenn sie wenigstens noch einen Dämonen,
und sei es nur ein Metzler, in dessen ewige Hölle zurückschicken konnten. Henry
sah die Horde wie sie ihre gewaltigen Belagerungswaffen aufbaute, fernab von den
eigenen Verteidigungswaffen, mit
denen sie die Stadtmauern im Handumdrehen zerstören würden. Er rechnete damit
das die Dämonen bei Nacht angreifen würden um ihren größten Vorteil, die
Fähigkeit auch in der Dunkelheit sehr gut sehen zu können, voll ausnutzen zu
können. Dafür bei Tageslicht umso weniger. Es war als würden sie dann in Nebel
wandern. Ihr Sichtradius war damit eingeschränkt. Allerdings galt dies nur für
die höhreren Dämonen, die kleinsten, die Metzler, waren dagegen immun.
Allerdings konnten sie auch nicht im Dunklen so gut sehen wie ihre mächtigeren
Artgenossen. Sie ergänzten sich somit perfekt. Sie waren es auch die jetzt die
Belagerungswaffen errichteten, kleinere wie größere Arbeiten verrichteten und
emsig herumwuselten. Von allen Dämonen waren sie auch so ziemlich die einzigen
die man auch mit normalen Waffen töten konnte. Obwohl „töten“ bei Dämonen ein
relativer Begriff ist. Tot sind sie ja schon, und nur ihre verderbten Seelen
lenken und leiten ihre schrecklichen Körper. Und Metzler hatten die unangenehme
Eigenschaft dank ihrer Schamanen immer wieder auferstehen zu können. Darum galt
es immer zuerst die Schamanen auszuschalten damit sie ihre gefallenen Kameraden
nicht wieder “beleben“ konnten. Alleine oder in kleinen Gruppen waren Metzler
keine Bedrohung aber in Massen eine echte Plage sondergleichen. Ihre Masse
machte ihre wahre Stärke aus. Henry hatte schon gehört das selbst die größten
Helden schon von einer zu großen Masse Metzler umgebracht worden waren!
Sie ähnelten enfernt den Goblins, mit ihren langen schiefen Nasen, den
bösen kleinen Augen und den großen Ohren. Und trotzdem waren sie gut von den
frechen Goblins zu unterscheiden. Die wirklich gefährlichen Gegner hielten sich
noch zurück. Ihre Kraft war ,genau wie ihr Augenlicht, durch das Tageslicht noch
geschwächt aber sobald die letzten Sonnenstrahlen Gilas verschwanden würden sie
zu grausamen und gewaltigen Monstren werden denen die wenigen Verteidiger nicht
außer ihrem Mut entgegenzusetzen hatten. Henry seufzte und schüttelte sein
schweres Haupt, eine Folge seines üppigen Lebenswandels. Auch war er nicht mehr
der jüngste. Er wand sich von dem schrecklichen Schaupspiel ab und blickte
seiner Frau, Chanda Flitzebogen, in die aufgeweckten, blauen Augen. Ihre kurzen
dunklen Haare wehten ihr immer wieder ins Gesicht, da der Wind hier oben sehr
stark war: „Henry, verzweifle nicht. Ich bin sicher Graf Egon wird uns nicht im
Stich lassen. Ich habe es in den Sternen gelesen!“ Im Gegensatz zu ihm war
Chanda eine schlanke und verhältnismässig junge Frau die in ihrer Freizeit
öfters in den Sternen las. Offiziel war sie Ratsmitglied und vertrat die
Interessen der Huren und Lustknaben. Vielleicht auch deshalb weil sie selbst aus
diesem Berufszweig kam. Nicht immer waren ihre Sternendeutungen eingetroffen
aber manchmal schon. Dann aber auch mit einer Genauigkeit das es fast schon an
Hellseherei grenzte. Henry wusste nicht ob sie wirklich daran glaubte, dass es
doch noch eine Chance gab, oder ob sie ihm nur Mut zusprechen wollte. Das
Ergebnis war das Gleiche:“ Wenn ich dir nur glauben schenken könnte, Liebste.
Aber ich befürchte diesmal werden uns nicht einmal die Götter helfen können,
geschweige denn Graf Egon. Du weißt doch seine Armee hat riesige Verluste
erlitten und die Truppen sind versprengt und uneins. Ein jeder will die Führung
aber keiner hat einen Plan.“ Er ließ seine breiten Schultern verzweifelt sinken.
Chanda lächelte ihn mitleidig an:“ Ach, ist mein kleiner Brummbär etwa
enttäuscht?“ „Sollte ich das etwa nicht sein? Alles hat sich gegen uns
verschworen. Dunkelheit wird uns ereilen, und nicht nur uns! Das gesamte Reich
wird unter dem Ansturm der Dämonen erzittern...Vielleicht auch sogar...“ Chanda
umarmte ihn und gab ihm einen Kuss auf die Wange:“ Nun hör aber auf Henry. Wie
sagte auch noch Kaiserin Jonira, die Starke? „Wenn die Not am größten ist, hilft
weder Zögern noch Zaudern sondern nur der Wille zum Sieg!“.“ Henry lachte
humorlos auf:“ Optimistisch soll ich also sein? In dieser Sitiuation? Wenn die
Huren Glemmerstadts streiken gegangen wären, dann vielleicht. Nicht aber bei
einer Dämonenhorde! Und...“ Chanda lächelte immer noch und legte ihm sanft ihren
Zeigefinger auf die Lippen. „Hey,“ flüsterte sie,“ vertrau mir einfach, wie
immer.“ Henry nickte langsam:“ Ich will es versuchen. Möge Wolkor uns
beistehen.“ „Das wird er Liebling. Das wird er.“ Langsam versank die Sonne
hinter den Kupferbergen vor denen sich die Truppen des Todes für den entgültigen
Schlag gegen die Stadt rüsteten...
„Wo bleibt Tunte nur? Ich hoffe nur
Clemens ist nicht schwul! Dann geht’s unserm Magus echt scheiße. Obwohl
vielleicht gefällt es ihm ja...“ „Lass den Scheiß, Itznak.“, grummelte Alk.
„Aber er hat recht Alk.“, warf Sira ein,“ Wo bleibt Cordal? Die werden doch
nicht noch IMMER mit einander reden,oder?“ Alk zuckte mit den Achseln:“Magier
waren schon immer schwer zu verstehen. Es ist als ob sie in einer anderen
Dimension leben würden, fremd und vertraut zugleich...“ „Ja eine schwule
Dimension!“ „Hey! Noch eine so ne Bemerkung und ich brech dir persönlich deine
krumme Nase, Goblin!“, fauchte Ti-ja. Anscheinend wirkte dies so sehr das Itznak
tatsächlich seinen sonst so vorlauten Mund hielt. Sie warteten schon seit einer
geschlagenen halben Stunde im Speisesaal. Das üppige Frühstück hatten sie schon
ohne Cordal verzehrt und nun warteten sie nur noch auf ihn. Alk hatte inzwischen
allen von seinem Erlebnis vom Abend vorher erzählt. Sie vertrieben sich nun die
Wartezeit mit Tratschen, wobei sie sich alle wieder hinsetzten, außer Alk. Er
stemmte seine Arme auf den Tisch und blickte in die Runde:“ Leute, ich weiß
nicht was Cordal mit Clemens beredet, bzw. beredet hat. Ebenso wenig weiß ich
was uns in Chaosstadt erwarten wird. Aber eines kann ich euch bei letzterem
versichern: Es wird gefährlich. Verdammt gefährlich!“ Bei diesen Worten lief
Sira ein kalter Schauer über den Rücken. Es war fast schon so als wüsste
Alk was sie erwarten würde. Alk fuhr fort:“ Soweit ich weiß ist der Weg zum
Golddrachenberg keinesfalls ungefährlich und allein der Weg dorthin ist ein
Abenteuer für sich. Ganz zu schweige von den Monstren denen wir begegnen werden.
Wer glaubt wir bekämen es nur mit Killerkürbissen oder sonstigem Kriechgetier zu
tun, täuscht sich. Ich weiß aus eigener Erfahrung das es mehr als genug Gebiete
auf Gila gibt die von Monsten nur so wimmeln, und der Golddrachenberg ist mit
Sicherheit eins davon!“ Alk machte eine bedeutungsvolle Pause. „Worauf willst du
hinaus, Alk?“, fragte Ti-ja schließlich. „Ich will damit sagen das ich niemanden
von euch zwingen kann mitzukommen. Es ist lebensgefährlich und ich kann nicht
überall zugleich sein um euch eventuell zu beschützen. Ich... ich möchte nur
nicht das ihr meinetwegen in Schwierigkeiten geratet. Wer will kann, nachdem wir
in Chaosstadt angelangt sind, verschwinden. Ich werde niemanden aufhalten.
Keinen von euch.“ Alk seufzte und ein bedrückendes Schweigen erfüllte die Runde.
Alle dachten angestrengt nach, das konnte Alk sehr wohl sehen. War ja auch nicht
verwunderlich immerhin überlegten sie ob sie sich einer wahnwitzigen Expedition
anschließen wollten die ihr vorzeitiges Ende besiegeln konnte! Und alles nur um
vermutlich verwirrte Informationen von einem Drachen zu bekommen der eigentlich
schon tot sein müsste. Itznak reagierte, wie immer, als erster und grinste:“
Fängst du schon wieder damit an Alk? Ich hab dir schon zig mal erklärt das ich
mit dir gehen werde, wohin du auch gehst. Das hatte ich im Grunde schon vor als
du mich damals in Soundso verschont hast. Ich wusste das du’n netter Kerl bist,
und ein guter Kollege. Es ist einfach cool mit dir bescheuerte Abenteuer zu
erleben! Und wenn wir diesem bekloppten Drachen einen Besuch abstatten müssen
und sei es nur weil wir uns ne Tasse Tee abhohlen wollen, oder nur weil es uns
irgendso ne olle, aber gutaussehende, Fee gesagt hat! Ich gehe mit dir Alk! So,
und wenn du nocheinmal so ne Frage starten solltest, verpass ich dir so ein Ding
das du dich nie mehr davon erhohlen wirst, ok?!“ Alk nickte nur und lächelte.
Aber Itznak wusste inzwischen schon, dass ein Nicken von Alk mehr sagen konnte
als tausend Worte. Nun sprach auch Sira:“ Finde ich auch. Du hast mir schon oft
genug gesagt das ich gehen könnte: Zurück nach Soundso. Zu meinen Freunden,
meinen Bekannten. Zurück zu den Leuten die mich kennen und mögen und die ich
auch mag. Aber ich habe es nie getan. Nicht etwa weil ich so abenteuerlustig bin
wie Itznak. Und auch nicht weil es mir Spaß macht dauernd in Lebensgefahr zu
schweben. Ich... ich tue es wegen Euch, weil ich euch mag.“ Man
sah ihr an das sie mit sich zu kämpfen hatte. Sie war zwar inzwischen einiges
gewohnt und für ein einfaches Mädchen vom Land hatte sie alles bisher
hervorragend verkraftet, aber in Alks Augen war sie immer noch das unschuldige,
weltfremde Dorfmädchen mit den himmelblauen Augen und der wohl seltsamsten Art
die er bisher bei einem Mädchen bemerkt hatte. Selbst Anti-B war nicht so
geheimnisvoll gewesen. „Ich komme mit!“, sagte sie dann und in ihren Augen war
ein Ausdruck, den Alk nicht deuten konnte. Aber er verursachte ihm
Schwindelgefühle. Zum Glück meldete sich nun auch Ti-ja zu Wort, sodass Alk
seinen Blick von Sira abwenden konnte. Nicht weil es ihm unangenehm war, sondern
weil er befürchten musste das er die Beherschung verlor. Fast wäre er mit seinen
Gefühlen herausgeplatzt. Fast... „Also ich werde auf keinen Fall Velea im Stich
lassen! Sie ist aller Wahrscheinlichkeit die letzte Überlebende meines
Heimatdorfes, neben mir! Ich kann und werde sie nicht allein lassen! Sollte sie
sich allerdings dafür entscheiden euch zu verlassen, muss ich sagen das es mir
Leid täte...“ Velea fiel ihr ins Wort:“ Wegen mir brauchst du dir aber keine
Sorgen zu machen, Ti-ja! Ich kann auf mich selber aufpassen! Ich möchte nicht
das du wegen mir all deine Pläne über den Haufen werfen musst!“ Ti-ja lächelte:
„Schon okay. Trotzdem... Ich... ähm.. ich muss euch etwas gestehen...“ Alle
blickten sie erwartungvoll an. Aber sie schwieg nur und wurde rot im Gesicht.
Schließlich blickte sie auf (und blickte ganz kurz auf Cordal) und meinte dann:“
Ach egal. Velea was denkst du?“ Velea war sichtlich überrumpelt:“ Ich..öh..
ähm....“, sie seufzte um ihre Gedanken zu ordnen,“ Ehrlich gesagt weiß ich nicht
Recht was ich von der ganzen Sache halten soll. Ich mag das Kämpfen nicht, und
Abenteuer hatte ich auch schon genug... Aber da ich weiß, dass ihr mich
beschützen würdet und das Ti-ja gerne bei euch bleiben möchte, sage ich auch:
Ja. Ja, ich komme mit, Alk!“ Wieder blickte Alk seine Freunde nach der Reihe an,
und lächelte dann:“ In Ordung. Jetzt fehlt nur noch Cordal.“
Cordal sah ein wenig
übernächtigt aus aber seine Augen zeigten wie immer dieses seltsame, kaum zu
beschreibende Glimmen, ein Zeichen seiner Magiegebundenheit. Clemens war nicht
bei ihm. Er wurde nur von zwei Goblins eskortiert. Einer von ihnen fing an zu
sprechen:“ Wir befinden uns in Kürze in Chaosstadt. Macht euch bereit. Wenn ihr
soweit seit kommt in den Hof wo Meister Clemens auf euch warten wird.“ Dann
verschwanden die beiden wieder. Cordal schritt mit trauriger Miene auf seine
Freunde zu...
Der Mann zitterte am
ganzen Leib. Nicht etwa aus Angst, auch nicht aus Erregung sondern aus einem
Grund der Ratjanarak am meisten erzürnte: Trotz.
Angst, Sehnsucht – das wären Gefühle gewesen die sie erwartet hatte.
Jeder Sterbliche fühlte „etwas“ wenn er einen Dämonenfürst sah. War er
„männlich“, hatten die Mädchen Sehnsucht nach ihm, waren es Männer fürchteten
sie ihn und konnten seinen Anblick nicht ertragen. Anders herum verhielt es sich
genauso. „Wie schwach doch die Sterblichen sind! Die Götter haben wirklich
versagt als sie euch zu den Beschützern dieser Welt erkoren haben!“ Ratjanarak
lachte ihr kaltes Lachen. Doch der Mann vor ihr regte sich immer noch nicht. Im
Gegenteil! Er fing an zu grinsen: „Elendes Dämonenweib! Glaubst du wirklich du
könntest hier einfach so auftauchen und diese Welt in dein Dämonreich
eingliedern?“ „Es ist nicht mein Reich, Gilaner. Es ist des HERSCHERs Welt.“
„Ist doch egal! Ihr werdet sterben! Alle miteinander! Eure verdammten, kranken
Seelen werden ewig leiden, dafür sorgt schon euer verdammter HERSCHER!“
Ratjanarak hatte genug. Sie schnitt ihm die Kehle durch und warmes, rotes Blut
sprudelte aus der Wunde. Der Mann hätte tot sein müssen doch er grinste immer
noch:“ Das Tartak... es wird euch richten....Elkor ich komme...“ Er
verlor das Bewusstsein. Die Dämonenfürstin began sich an dem Blut zu laben. Doch
sie machte es beinahe beiläufig, denn ihre Gedanken kreisten nur noch um Graf
Egon und den kümmerlichen Rest seiner Armee, die spurlos verschwunden war.
Eigentlich sollte eine kleine Elite-Dämonentruppe die versprengten Einheiten
hinwegfegen doch das Lager dieser war verschwunden. Sollte Egon etwa seine
letzten Reserven zusammengezogen haben? Aber was hatte er vor? Er hatte keine
Chance, auch wenn die Dämonen durch die Schlacht gegen die Tempelritter
geschwächt waren. Ein Dämon trat in diesem Moment in das aus Menschenhaut
bestehende Zelt, und ignorierte flissentlich das seine Herrin einen
blutverschmierten Mund hatte:“ Meine Herrin! Unsere Waffen sind so gut wie
aufgebaut! In wenigen Stunden können wir angreifen, und das noch bei Nacht! Die
Zeichen stehen gut.“ Ratjanarak war persönlich mit nach Glemmerstadt gekommen um
sich von Untergang Glemmerstadt zu überzeugen. Das sie dabei ihren kleinen Sitz
im Ödland kaum bewacht zurückließ kümmerte sie weniger. Sie brauchte mal ein
wenig Action. Tod und Verderben über die lächerlichen Bewohner dieser Hurenstadt
zu bringen, danach lechzte sie. Dieser Mann denn die Dämonen zusammen mit
einigen anderen im Wald aufgeschnappt hatten war nur ein Vorgeschmack. Keiner
soll entkommen sein. Soll... Und hieß es nicht auch einige größere Dämonen seien
gestorben weil diese magische Waffen führten? War es vielleicht ein Trupp um
Glemmerstadt zu warnen? Aber wovor? Rettung konnte nicht kommen, wenn Damner und
Dashner Erfolg gehabt hatten, jedenfalls nicht von Graf Schnitzer. Und sie
vertraute ihren Meister-Spionen, wie immer. Außerdem wussten die Glemmerstädter
eh schon von der Bedrohung vor ihrer Haustür. Einzig und allein Egon und dieses
„Tartak“, waren noch verschwunden. Ratjanarak hatte herausgefunden was es war.
Ein uraltes, magisches Relikt, ein Schwert, das einst einem großen Helden gehört
haben soll. Eine magische Waffe also. Auch wenn sie nicht an eine Niederlage
glaubte, mahnte sie sich doch zur Vorsicht. Aber solange keine unmittelbare
Gefahr drohte, wollte sie sich gerne am Schlachten beteiligen. Sie hohlte ihr
großes, schwarz-gezacktes Langschwert hervor. Es schimmerte im blauen
Fackellicht rötlich. Dann stach sie es dem toten Mann in die Brust und sie
konnte fühlen wie sich das verfluchte Schwert „freute“. Sein Blutdurst war
geweckt. In der Schlacht würde es sich fast wie von alleine bewegen und seinen
Weg zu den Sterblichen finden und sie aufreissen und sich an ihrem Blut laben,
so wie Ratjanarak an dem Mann. JA! Sie und das Schwert waren eins. Geschmiedet
in den persönlichen Höllenschmieden des HERSCHERs, war das „Ul’gusch’“ eine
mächtige Waffe, die ebenfalls ein Dämon war. Am Schaft hatte es ein Auge, das
nun blutrot war. Wie bei den Dämonen wenn sie im Blutrausch waren. Seine Gier
nach Blut zu zügeln war schon nicht leicht, aber ihre eigene Kampfeslust gepaart
mit der Nervosität und der Angst Egon könnte im letzten Moment doch noch
auftauchen, ließ Ratjanarak eine Jungfrau bestellen. Wenn das nicht erstmal
ausreichte, wusste die Fürstin auch nicht weiter. Nach der Eroberung würden die
gelichteten Jungfrauenlager wieder gefüllt werden, wenn auch nur vorübergehend.
Dabei war es Dämonen egal ob es Mädchen oder Jungen waren. Solange seine Seele
absolut unschuldig war, war es ein Festschmaus. Doch Ratjanarak bevorzugte
Jungs. Diese standen dann unter ihrem Bann, so das sie sogar noch ein bißchen
„Spaß“ mit ihnen haben konnte, bevor sie sie tötete. Schon bald sollte ihre
große Stunde kommen...
Ein blutverschmierter
Soldat stolperte in sein Amtszimmer, aber er selbst schien keine Wunde zu
haben:“ Bürgermeister Henry Kurvenschnitter?“ „Wer will das wissen?“, fragte
Henry misstrauisch. „Mein Name ist Ingolf Flusswater. Ich bin im Auftrag von
Graf Egon mit einem kleinen Trupp hierher unterwegs gewesen um euch eine
Nachricht zu überbringen. Leider überraschten uns die Dämonen und meine
Kameraden opferten sich für mich, damit wenigstens ich flüchten konnte! Hier!“
Ingolf reichte Henry eine blutverschmierte Schriftrolle, mit Graf Egons Zeichen
als Siegel. Dieser starrte den Brief an als hielte er ein lange verschollenes
und nun plötzlich wieder aufgetauchtes Artkefakt von enormer Wichtigkeit in
seinen Händen. „Wollt ihr es nicht öffnen, Bürgermeister? Immerhin haben ich und
meine Leute ihr Leben dafür riskiert!“ „Wa...Was steht drin?“ Ingolf seufzte:“
Ich weiß es nicht. Keiner von uns weiß bzw. wusste was darin steht. Wenn uns die
Dämonen Informationen aus uns rausquetschen wollten, hätten wir so oder so keine
Ahnung von dem Brief gehabt. Ich hätte ihn eh vernichtet wenn wir alle gefangen
genommen worden wären. Aber Wolkor meinte es wohl besonders gut mit mir.“ Henry
brach das Siegel mit einem fein geschliffenen Dolch und strich die zerkintterte
Schriftrolle auf seinem Amtstisch glatt. Seine Augen huschten nur so hin und her
und seine Miene hellte sich merklich auf. Dann rollte er das Schriftstück wieder
zusammen und grinste den Leutnant an. „Und? Ich werde doch nun wohl erfahren
dürfen worum es ging? Immerhin werde ich hier allerwahrscheinlichkeit mit euch
sterben. Falls nicht ein Wunder geschieht.“ Henry grinste noch breiter:“ Gute
Neuigkeiten! Graf Egon hat einen äußerst Riskanten aber durchaus durchführbaren
Plan entwickelt. Wenn dieser aufgeht, wird Glemmerstadt auch noch morgen stehen.
Vielleicht ein wenig demoliert aber immerhin.“ „Geht’s nicht ein wenig
präziser?“ „Macht euch keine als zu großen Gedanken Leutnant Flusswater. Wir
müssen hier nur so lange die Stellung halten bis Egon eintrifft. Alles andere
regeln die Götter allein.“, Ingolf wollte etwas erwidern aber ihm blieb die
Bemerkung im Halse stecken,“ Nun geht und ruht euch etwas aus Leutnant. Die
meisten Geweihten sind zwar damit beschäftigt Waffen zu heiligen, aber die
Leeske-Geweihten werden euch bestimmt etwas zu essen und eine warme Unterkunft
gewähren. Geht nun.“ Ingolf schluckte einmal und ein flüchtiges Lächeln zeigte
sich auf seinem grimmigen Gesicht:“ Danke, Bürgermeister.“ Er legte seine rechte
Hand aufs Herz und seine linke Faust schoss nach oben : Der offizielle Gruß der
im ganzen Reich galt:“ Für Volk, Reich und Kaiser!“ Dann verschwand er ruckartig
aus dem Amtzimmer.
Draußen war es schon ziemlich dunkel und
pechschwarze Gewitterwolken zogen heran, als wollten sie vom nahenden Ende
verkünden. In der Stadt wuselten die Verteidiger, Geweihte und auch einfache
Bürger umher, die halfen so gut es ging. Barikaden wurden aufgebaut um die
Angreifer wenigstens eine Weile zurückhalten zu können. Am Horizont ragten die
Kupferberge empor, und nun verstand Ingolf auch ihren Namen: Die letzten
Strahlen der Sonne streichelten knapp an den Bergen vorbei, woraufhin diese
golden-kupferfarben leuchteten. Für einen kurzen Moment vergas der Leutnant
sogar die unmittelbare Bedrohung und sein Gesicht entspannte sich ein wenig.
Doch dann erinnerte er sich an seine Freunde, Verwandten und Geliebten, die
entweder schon tot waren oder noch sterben mussten. „Hoffentlich werden diese
Verdammten von diesem Licht zu Tode geblendet!“, dachte Ingolf grimmig und er
ging vom Rathaus zu den Verteidigern um ihnen zu helfen. Die Leeske-Geweihten
liess er dabei wissentlich links liegen. Sie sollten lieber zu ihrer Göttin
beten; denn den Beistand der Götter, da war Ingolf sich sicher, konnten sie
heute nacht alle gebrauchen...
„Wie lange müssen wir
denn noch hier warten, Fräulein Amanda?“, murmelte Josef der auf einem Grashalm
rumkaute. „Nicht mehr lange, oh mächtiger Josef.“, meinte Amanda nur. Sie fragte
sich warum sie ihn überhaupt noch bei sich hatte. Er hatte ihr die Sachen bis
Chaosstadt getragen und nun warteten sie vor der örtlichen Bank und saßen auch
auf einer. Josef blickte gelangweilt in den blauen Himmel und Amanda schaute
sich nervös nach links und rechts um. „Irgendwann müssen sie doch kommen!“,
dachte sie grimmig. „Sagt mal – Amanda? Darf ich sie Amanda nennen?“ „Von mir
aus.“ Amanda war das wirklich egal. Von ihr aus konnte er sie auch „Schnepfe“
nennen. Josef fuhr fort:“ Ähm... Ich wollte fragen was wir hier machen? Warum
seit ihr hier? Immerhin habe ich euch eure Sachen geschleppt.“ „Ja.“, dachte
Amanda,“ und mich um Stunden zurückgeworfen!“ Sie seufzte und setzte sich neben
Josef und masierte ihren angespannten Nacken. „Ich warte hier auf jemanden.“
„Und wen? Euren Freund?“ „Wie kommt ihr darauf??“ „Na, ihr werdet doch wohl
einen haben, nicht? Ich meine so ein hübsches Mädchen wie ihr es seit...“ „Das
wird mir nun aber doch zu intim, oh mächtiger Josef. Ich wette IHR habt auch
schon eine Freundin, so stark wie ihr seit. Oder zwei?“ Amanda wurde schlecht.
Dieses Rumgelüge wurde langsam unterträglich. Und dann auch noch so
scheißfreundlich zu bleiben: Ekelhaft! Josef wurde übergangslos rot und fing er
auch noch an zu stottern an:“ A...Aber natürlich Amanda! HAHAHA! Ich bin der
geilste Hengst diesseits der Hemisphäre!“ „Na da seht ihr’s.“ „Du kannst mich
ruhig duzen.“ „Na da sieht’s du’s.“ Amanda wusste nicht genau wieso aber sie
musste grinsen. Dieser Kerl war halt einfach zu schusselig. „Ziehst du weiter
oder bleibst du hier?“, fragte er dann. „Weiß noch nicht so recht. Kommt drauf
an wann meine „Freunde“ kommen. Wieso?“ „Na, ich brauch mal wieder etwas
Abwechslung und wenn du ein bißchen durch die Gegend ziehst könnte ich dich ja
weiterhin begleiten.“ So unsinnig und abstoßend dieser Gedanke auch war, noch
mehr Zeit mit diesem Hirni zu verbringen, so versprach er auch Ablösung. Auf den
letzten hundert Metern war Josef nämlich spürbar besser geworden. Er konnte
jetzt sogar ohne Pausen mit Amandas Gepäck gehen. Amanda setzte ein freundliches
Lächeln auf:“ In Ordnung!“ Josef nam wieder seine „tolle“ Haltung an und stand
nun wie eine Statue auf der Bank:“ HAHA! Keine Sorge Amanda! Ich, Josef der
Mächtige werde dich auf deinen Reisen beschützen!“ „Super...“, meinte Amanda und
schämte sich für ihn. Aber es fiel keinem auf. Sie waren ja auch in
Chaosstadt...
„Hey Tunte! Was los? Hat
Clemens dir seine „Kugeln“ gezeigt?“, rief Itznak ihm entgegen. Gleich darauf
erntete er eine Kopfnuss von Ti-ja:“ Alk sagte : Lass es!“ „Schon gut.“,
grummelte der Goblin und rieb seine Beule. „Na endlich Cordal. Wir dachten schon
du kommst nicht mehr.“, begrüßte Alk den jungen Magier. „Ja genau. Wo warst du
solange?“, frug nun auch Sira. „Ich muss euch was sagen Freunde.“ „Hey, diesen
Gesichtsausdruck kenne ich doch.“, meinte Alk,“ Sieht so aus wie damals als du
deinen Stab und dein Amulett verloren hattest.“ „So ähnlich fühl ich mich
auch.“, gestand Cordal seufzend. „Nun sag doch Cordal. Was ist los, hm?“, meinte
Sira besorgt. Cordal sah echt nicht gut aus, viel zu bleich. „Clemens...“ „JA?“,
fragten alle im Chor. „Clemens hat mir ein Angebot gemacht.“ „Was für eins
Cordal? Spann uns nicht so auf die Folter!“, sagte Ti-ja, und ihr schwante
übles. „Clemens hat mir angeboten das ich bei ihm bleiben und sein Lehrling
werden kann. Es wäre eine unglaubliche Ehre von einem der großen Magi
ausgebildet zu werden.“ „Maggi? Was für ne Gewürzgurke ist denn das schon
wieder??“, fragte Itznak. „Magi, oder auch Magus in der Einzahl, sind die
mächtigsten Magier die es gibt. Sie sind über ganz Gila verteilt. Es gibt immer
nur 10 Stück davon. Wieso, weiß man bis heute nicht. Vielleicht weil ansonsten
das magische Gefüge dieser Welt aus dem Gleichgewicht geraten würde. Jedenfalls
lassen sie sich nur selten blicken und was sie tun oder was ihre Ziele sind, ist
ebenso ein Rätsel. Clemens ist auch einer davon.“ „Ahso.“, meinte Itznak nur und
nickte als hätte er alles verstanden. „Und... und du willst bei ihm bleiben, ja
Cordal?“, fragte Alk. Cordal blickte ihn entgeistert an und dann die anderen:“
Was denkt ihr von mir? Natürlich nicht! Ich würde euch doch nicht einfach so im
Stich lassen! Wie gesagt die Versuchung war zwar groß, doch wenn ich wirklich
das TALENT haben sollte, brauch ich keinen Unterricht mehr.“ „TALENT? Wat n dat
nu wieder?“, jammerte Itznak. „Ein andermal vielleicht. Also wirklich. Wie kommt
ihr auf den Gedanken das ich hierbleiben wollte... Tze.“ „Na da bin ich aber
heilfroh, Cordal. Uns so einen Schrecken einzujagen...“, meinte Alk erleichtert.
„Habt ihr alles gepackt?“, wollte der Magier prompt wissen. „Wir haben nur noch
auf dich gewartet.“, grinste Sira. „Na dann los. Wir müssen einen Drachen
besuchen!“ Keiner hatte einen Einwand...