Gila - The Way of Heroes

 

Schlacht um Glemmerstadt

 

Egon musste alle Kraft aufbringen um die ungestümen Attacken Ratjanaraks abzuwehren. Das Ul’gush hatte eine berauschende Wirkung auf die Dämonenfürstin und sie kämpfte wie ein Berserker. Aber auch das bläulich-schimmernde Tartak verfehlte seine Wirkung auf den Fürsten von Schleußen nicht. Er focht wie ein Kriegerphoet und bot alles an Kampfgeschick auf, dass er aufbringen konnte.

Endlich erkannte er eine Lücke in Ratjanaraks Verteidigung und stach zu. Doch Ratjanarak bewegte sich irreal schnell und so verursachte Egon nur eine Fleischwunde an ihrem linken Arm.

„Nicht schlecht.“, fauchte Ratjanarak grinsend und fing an ihr eigenes Blut zu trinken.

„Du widerst mich an.“, knurrte Egon nur und atmete einmal tief ein, ehe er sich erneut gegen sie warf.

Die Schlacht drohte zu kippen, denn die Dämonen waren zahlreich und brutal.

Als das Horn Schleußens ertöhnte, wusste Egon, dass die Schlacht noch nicht vorbei war.

In der Ferne sah er die Banner und Reiter seiner Leibwache. Sie krachten mit gesenkten Lanzen in den Rücken der Dämonenstreitmacht.

 

Arno führte die Reiterei an. Es war ein verwegener Plan gewesen, hatte sich aber gelohnt. Während Egons Infanterie dem Hauptangriff standhielt, hatten sich die Reiter in den Rücken der Dämonen geschlichen um sie von zwei Seiten zu bedrängen. Auch die Glemmerstädter erkannten die Situation und stürmten aus der Stadt um ihrem Fürsten beizustehen. Sie waren schlecht ausgerüstet, doch allein ihre Anwesenheit würde dem Kampf enorm helfen.

Als Arno einen Spinnendämon mit seiner Lanze durchbohrte, und sich daraufhin zwei neuen gegenübersah, fragte er sich dennoch ob dies reichen würde.....

 

Die Schlacht wogte Stunde um Stunde hin und her. Die Dämonen wurden im Gegensatz zu den Menschen einfach nicht müde. Auch Egon war am Ende seiner Kräfte. Er keuchte schwer und beobachtete seine Gegnerin. Sie schien auch erschöpft, aber immer noch stark genug um ihn zu überwinden. Egon wäre beim nächsten Angriff mit Sicherheit gestorben, hätte sich nicht einer seiner Leibwachen dazwischengeworfen und die Klinge abgefangen. Der kümmerliche Rest seiner Leibwache formierte einen Schutzwall um ihren Fürsten um ihn zu schützen. Egon liess sich auf die Knie sinken um Luft zu schnappen. Er hätte nie gedacht, dass es so lange dauern würde! Im Grunde hätten die Dämonen schon durch den Angriff der Reiterei fliehen müssen! Aber sie kämpften weiter, ungeachtet aller Verluste. Egon sah wie seine Männer langsam verzweifelten und ihre Herzen nicht mehr vor Wildheit bebten.

Der Fürst lächelte gequält. Er war ihr Fürst. Wenn er sank, würden auch sie fallen. Ein letzes Mal richtete sich Egon auf und Ratjanarak tötete gerade seine letzte Leibwache.

„Dein Ende ist gekommen, Fürst.“

„Dann komm!“

Egon schlug zeitgleich mit der Fürstin zu und ihre Waffen kreischten und ächzten als sie aufeinander prallten. Magische Energien entluden sich in Form von knisternden Blitzen und unnatürlicher Wind zerte an den beiden Kontrahenten. Langsam aber sicher gewann die Fürstin die Oberhand und drückte das Tartak nach unten. Es war wie beim Armdrücken. Egon stiess ein Stossgebet an Wolkor aus und unter brennendem Schmerz in seinen Armen, drückte er das Schwert zurück.

 

Arno hatte sich soweit vorgekämpft und unzählige Dämonen zur Hölle geschickt, aus der sie gekrochen waren. Es war unglaublich aber die Streitmacht der Dämonen wollte und wollte nicht weichen. Er selbst blutete aus mehreren kleiner Schnitt- und Fleischwunden. Sein Kettenhemd war an etlichen Stellen gerissen und sein Schwert wurde langsam schartig. Dennoch brüllte er Befehle und trieb seine Männer und Frauen mit Gebrüll zurück in den Kampf.

Als er magische Blitze sah, wusste er dass sich Egon und Ratjanarak gegenüber standen. Er kämpfte sich zu ihnen durch, und sah gerade noch wie die Fürstin einen Streich gegen Egon ausführte. Dieser war offensichtlich zu erschöpft um auszuweichen. Tatsächlich sah er leichenblass aus. Die verdorbene Klinge riss einmal über Egons Brust und Blut sprudelte heraus. Der Fürst sank auf die Knie und blickte seine Gegnerin mit trotzigem Blick an. Arno gab seinem Pferd die Sporen doch er würde zu spät kommen...

Es wurde auf einmal sehr hell und Arno blickte in den Himmel. Eine leuchtende Kugel aus reinstem Licht krachte auf Ratjanarak. Sie musste ihre finale Attacke gegen Egon unterbrechen um die Kugel abzuwehren. Sie traf einen Dämon der sofort laut kreischend verglühte. Arno blickte sich um und dann erblickte er leuchtende Krieger, die sich zum Fürsten vorkämpften. Sie trugen blendende, stählerne Rüstungen die mit magischen Schriftrunen verziert waren. Auf ihrer Stirn prangerte das Symbol einer Sonne und sie schwangen Hämmer die mind. so groß wie ein Mann waren. Immer wenn sie einen Dämon trafen, gingen diese in blaues Feuer auf und rannten kreischend umher bis sie mit einem Knall explodierten. Die feigeren Metzler rannten panikerfüllt vor den Kriegern zurück. Einer von ihnen streckte seine gepanzerte Hand aus, murmelte einige Wörter und eine Lichtkugel jagte den Dämonen hinterher. Als sie traf, explodierte sie und Metzlergedärme flogen umher.

„Paladine...“, hauchte Arno.

Ratjanarak hatte sich wieder erhohlt und wollte den immer noch schwer keuchenden Egon den Kopf abtrennen, aber nun war Arno rechtzeitig da um den Schlag abzuwehren.

„Nicht so schnell, Schlampe!“, gröllte er.

„Dafür wirst du mit deiner Seele büßen!“, fauchte Ratjanarak und stiess nach Arnos Pferd.

In diesem Moment sprang ein Paladin dazwischen. Es war als würde ein Titan dazwischen springen. Die Erde bebte kurz und mit mächtiger, klarer Stimme meinte der Krieger des Lichts :

„Im Namen des Lichts! Verrecke Dämonenweib!!“

Der Paladin schwang seinen mächtigen Hammer und traf die Fürstin in die Seite. Sie flog mehrere Meter weit und Qualm stieg aus der Wunde auf. Sie richtete sich zitternd auf und blickte abwechselnd zu Arno, dem Paladin und dem Rest ihrer Streitmacht. Das Auftauchen der Paladine bedeutete das Ende für die Dämonen. Es waren vielleicht nur 10 Stück, aber das reichte vollkommen. Noch mehr als Tempelritter, waren die hünenhaften Paladine die ärgsten Feinde der Dämonen.

Ratjanarak flüchtete und als ein weiteres Kontingent menschlicher Krieger eintraf und sich mit neuer, frischer Kraft in die Schlacht warf, zerbrach auch die Moral der Dämonen. Der Paladin hetzte der verwundeten Fürstin hinterher nur um dann festzustellen, dass sie verschwunden war. Bevor die Dunkelheit von Egon endgültig Besitz ergreifen konnte, sah er das Banner von Tzor und wusste, dass er sein Land gerettet hatte. Er hörte Arno rufen, aber in seinen Ohren wurde er immer leiser. Zufrieden liess sich Egon der 2., Fürst von Schleußen, Sohn von Egon dem I. und Bruder von Amanda der 10. fallen, ein letzes Lächeln auf den inzwischen blauen Lippen die kraftlos ein letztes Wort formten : Lanela...

 

Ratjanarak verfluchte alles und jeden. Sie verfluchte Damner und Dashner, die beide absoluten Mist gebaut hatten. Sie verfluchte den Fürsten von Schleußen und sein sabberndes Volk. Sie verfluchte sich selber, die Tempelritter, Amanda von Darkten und viele mehr.

Aber am allermeisten verfluchte sie diejenigen die es dem Grafen von Tzor gestattet hatten rechtzeitig zur Rettung Glemmerstadts herbeizueilen.

Der Fürstin lief schwarzes Blut aus dem Mund und sie keuchte schwer von ihrem letzten Zauber. Sie hatte sich von dem Paladin entfernen müssen, ansonsten wäre sie nun nicht mehr am Leben. Die Ewigkeit der Schmerzen konnte noch warten. Mit hasserfüllten Augen betrachtete Ratjanarak von einem Hügel aus, wie die Paladine wüteten. Die Streitkräfte von Fürst Schnitzer fegten die Überreste der Dämonenhorde hinweg. Es war ein Massaker. Egons Streitmacht war nun noch kleiner als zuvor. Sie hatten die größten Verluste zu beklagen. Die letzten, größeren Dämonen wurden eingekreist und von den Paladinen oder magischen Waffen vernichtet. Nun fingen die Menschen an die Verwundeten zu versorgen und sie nach Glemmerstadt hinein zu tragen. Eine ganze Parade begleitete einen Tross, dabei. Offensichtlich war jemand besonderes gestorben. Ratjanarak lächelte stumpf. Das Ul’gush war nicht nur eine mächtige Waffe sondern auch noch giftig gewesen. Selbst wenn Egon die Wunde irgendwie überlebt hätte, das Gift hätte ihm den Rest gegeben.

Doch all diese Vorteile konnte sie im Moment nicht ausnutzen. Ihre Streitmacht war vernichtet, und nun musste sie zurück in ihre schwarze Zitadelle im Ödland, um sich zu regenerieren.

Und ihre Rache würde grausam sein...

 

Einige Tage vorher...

 

Dashner saß in der Falle. Zuerst hatte alles wunderbar ausgesehen. Er war lautlos wie ein Dieb in das Gemach des Fürsten von Tzor geschlichen und wollte gerade Schnitzer in einen tödlichen Klammergriff nehmen, als dieser auf einmal aufsprang und ein Schwert in der Hand hielt.

„Keinen Schritt weiter, Höllenbrut!“, knurrte der Menschenfürst und ein wildes Flackern war in seinem verbliebenden Auge zu sehen.

Dashner lächelte süffisant, ehe ihm die Magie in der Waffe auffiel. Es lief nicht ganz nach Plan.

„Woher wusstet ihr, dass ich kommen würde?“, fragte Dashner in der Hoffnung den Fürsten in Sicherheit zu wiegen. Doch dieser machte keine Anstalten sich zu entspannen oder auch nur mit dem Auge zu blinzeln. Offenbar wusste er um die Schnelligkeit von Todesengeln nur zu gut bescheit.

Nun grinste der Fürst:“ Ich habe Warnanlagen und magische Schutzwälle errichtet, die selbst den besten Magiern verborgen geblieben wären! Sie sind exakt auf mich abgestimmt und wecken mich sofort, wenn sich Gefahr nähert.“

„Ich bin aber keine Gefahr.“, meinte Dashner. Erneut rührte sich der Fürst nicht, ehe er fortfuhr;

„Ich bin nur hier um euch eine Frage zu stellen, ehe ich mich wieder in die Nacht begebe.“

Dashner hatte das Interesse des Fürsten :“Ich wollte euch fragen ob ihr Nachricht von der Not von Fürst Egon dem 2. erhalten habt. Es handelt sich um eine Falle meiner Dämonenherrin.“

Das war natürlich gelogen. „Sie will euch und eure Streitmacht in eine Falle locken!“

„Pah! Welchen Grund hätte ich einem Dämonen zu vertrauen??“, lachte der Fürst grimmig.

„Nun, keinen einzigen.“, meinte Dashner diplomatisch.

„Und warum solltet ihr Dämonen euch gegenseitig verraten? Das ergibt keinen Sinn, Höllenbestie!“

Der Fürst stand kurz vor einem Ausbruch, und Dashner bezweifelte dass er ihm und seinen bemekenswerten Muskeln lange standgehalten hätte. Schnell fügte er hinzu:

„Nur ruhig. Wir Dämonen sind längst nicht so einig wir ihr Menschen. Wir bekämpfen uns selbst untereinander, um Blut und Tod.“ Dashner lächelte nur ganz leicht. Nicht so einig wie die Menschen.

Ha! Die Menschen waren selbst oft genug in gegensätzliche Streitereien verwickelt. Zwar nicht so schlimm wie die Barbaren der nördl. Midlande, aber immer noch schlimm genug.

Dies Argument entspannte den Fürsten nur ein ganz wenig. „Du sagst, es wäre eine Falle?“

„Exakt. Die Boten wurden von meiner verhassten Herrin verhext, und nun wissen sie von nichts mehr. Im Gegenteil! Um euch in Sicherheit zu wiegen, werden sie fortan bis in den Tod bestreiten, dass sie von ihr geschickt wurden. Sie werden behaupten, von Fürst Egon geschickt worden zu sein. “

Im Moment galt es denn Fürsten seine Lüge aufzutischen. Langsam erschien selbst Dashner seine Lüge glaubhaft und er klopfte sich innerlich selbst auf seine Schulter. Er war ein wirklich genialer Dämon!

Kein Wunder, dass er solange überleben konnte! Er war selbst mit dabei gewesen wie der Mensch Egän, seine unbezwingbare Stadt Egänia errichtete. Dies war nun schon viele Jahrhunderte her. Doch die Stadt stand immer noch. Genau wie Dashner. Und er hatte vor noch ebenso viele Jahre zu exsistieren, Jungfrauen zu fressen und Intrigen zu spinnen.

„Sagt mir, Dämon: Wie kommt ihr zu der Annahme ich würde den dreckigen Lügen eines verfluchten Dämonen mehr glauben schenken als den Abgesandten von Fürst Egon dem 2??“, brüllte der Fürst und schlug nach Dashner. Jahrtausende der Erfahrung liessen Dashner instinktiv zurückweichen.

„Ich habe Ress'arsh, einen König der Untoten getötet! Nachdem er Waffenstillstand verlangt hatte! Als ich ihm mein Wort gab, raubte er mir ein Augenlicht! Ich weiß ganz genau wie weit man euch finsteren Gestalten trauen darf. Nämlich garnicht!“

Erneut hieb der Fürst nach Dashner und trieb ihn auf den Balkon. Nun konnte Dashner flüchten. Aber einen letzten Versuch wagte er noch:

„Wie ihr meint. Doch ihr solltet zweierlei bedenken! Erstens bin ich kein Diener des Todes, sondern des HERSCHERs. Und zweitens...“, er machte eine stylistische Pause,“ könnt ihr es euch leisten mir NICHT zu trauen? Ihr werdet geradewegs in eine Falle laufen, die euch und euren Kriegern das Leben kosten wird.“

Der Fürst von Tzor, setzte eine grimmige Grimasse auf. Er wankte. Das war gut. Gut für Dashner.

„Nun?“

„Wisst ihr Dämon... vielleicht habt ihr Recht.“ Der Fürst drehte sich um und ein kalter Wind zerrte an dessen Umhang. Dashner atmete innerlich auf. Erneut hatte er eine kritische Situation geschickt entschärft.

„Aber wisst ihr nochwas Dämon? Ich reite eher in eine offensichtliche Falle, als von einer Kreatur der Finsternis einen Rat anzunehmen!!“

Der Fürst drehte sich blitzschnell um und noch während sein Umhang flatterte, stach er zu.

Diesmal traf er Dashner. Diesmal durchbohrte seine Klinge den dürren, knochigen Magen des Todesengels. Noch während der Dämon vom Balkon in den Burggraben stürzte, hörte er die Stimmen der ewigen Qual. Sie erwarteten ihn bereits sehnsüchtig. Nun musste er zahlen für die Jahrtausende Mord, Blutvergiessen und Pein. Und der Preis war verdammt hoch...

 

Der Dämon landete mit einem lauten „PLATSCH“ im Burggraben. Nun polterten Wachen in das Schlafgemach von Fürst Schnitzer.

„Fürst! Was ist passiert! Die Wachen unten sind tot!“

„Keine Angst, Hauptmann. Ich habe diesen Meuchelmörder erledigt. Ist mein Heer bereit?“

Der Veteran brauchte eine Weile um die Wendung im Gespräch zu begreifen:“ Ja... so gut wie...“

„Egal. Wir ziehen noch heute abend los! Ich habe das Gefühl dass Egon unsere Hilfe dringender benötigen dürfte, als wir angenommen haben.“

„Ja-Jawohl, mein Fürst!“

„Und Hauptmann?“

„Ja?“

„Sucht im Burggraben nach einer Leiche eines Dämonen.“

 

„Sofort aufstehen du Idiot!“ Amanda war außer sich. „Hä?... Was?.. Wo bin ich?“, kam es verschlafen von Josef. In ihrer Wut gab Amanda Josef eine heftige Kopfnuss. „Au au au! Was ist denn nur los? Ist schon wieder Krieg?“ „Hmpf! Nein, „mächtiger“ Josef! Du bist eingepennt!“

Josef lachte verlegen :“ Huch! Es war so schön gemütlich neben euch..“  Eine weitere Kopfnuss machte Josef deutlich das er Amanda in Zukunft lieber nicht enttäuschen sollte. „Ich fass es nicht! Wie lange haben wir geschlafen? Eine Stunde? Einen Tag??“ Die Gräfin lief nervös auf und ab und ihr Blick wanderte unstet vom Boden zum Himel und zurück.

Josef gähnte :“ Nun regt euch nicht so enorm auf, Fräulein Amanda. Die Sonne ist kaum weitergezogen.“ Amanda blickte in den Himmel und musste ihm (leider!) Recht geben. Dennoch wollte sie sich nicht auf ihr Glück verlassen und ging direkt in die Bank. Die Frau hinter dem Thresen hüpfte erschrocken auf als Amanda ihre Faust auf die Theke donnerte :“ Sind hier vor kurzer Zeit drei merkwürdige Gestalten vorbeigekommen? Ein Krieger, ein Magier und ein Goblin? Schnell es eilt!“

Überumpelt von ihrer Aggressivität stammelte die Frau nur :“Ja... ja... diese Leute waren da... Aber in ihrer Begleitung waren noch 3 Mädchen..“

„Was?“ Amanda blinzelte verwundert. Ein Mädchen, ja. Das musste diese Dorfkuh mit ihren strahlend blauen Augen sein. Doch zwei weitere?

„Wie sahen die Mädchen aus?“, forschte Amanda weiter.

„Nun... äh.. eine von ihnen hatte rötliches Haar und blaue Augen..“ Amanda winkte energisch ab :“Und die anderen beiden?“

„Eine von ihnen sah aus wie eine Kriegerin, mit zwei Narben unter ihren Augen. Die andere wirkte eher schüchtern mit schulterlangem, blondem Haar..“

Amandas Verwunderung stieg noch mehr. Woher kamen die beiden jetzt auf einmal??

„Wohin sind sie gegangen?“ Nun wurde es der Frau zu bunt :“Woher soll ich das wissen? Ich bin Bankangestellte und kein Spion!“ Amanda wollte etwas äußerst bissiges erwidern, als Josef sie rausschob und somit schlimmeres verhinderte. „Auch wenn dies Chaosstadt ist, glaube ich nicht dass es klug wäre sich mit einer Bank anzulegen.“ Wie zur Bestätigung kam ein mächtiger Hüne um die Ecke, seiner Kleidung und seiner Streitaxt nach zu urteilen ein Söldner, und fragte grollend :“Was ist hier los?“

Josef winkte energisch ab :“Nichts, nichts! Alles in Ordnung. Wir wollten gerade wieder gehen. Auf Wiedersehen!“

Draußen sprachen beide mehrere Leute an, doch viele von ihnen antworteten ihnen entweder gar nicht oder auf äußerst bizarre Weise. Amandas Geduldsfaden drohte zu platzen, doch just Josef fand einen Alten Mann auf einer Bank im Norden der Stadt.

„Jaja. Diese Leute habe ich gesehen. Sie sind weiter Richtung Norden marschiert. Keine Ahnung was sie da wollen, der Pass führt nur zum Golddrachenberg, und jeder weiß das man dort schnell den Tod finden kann. Entweder durch fallendes Geröll oder durch irgendeine Bestie..“

„Alles klar! Auf zum Golddracheberg!“ Amanda stampfte munter drauf los. Josef seufzte schicksalsergeben und schulterte erneut den schweren Rucksack :“Jawohl, Fräulein Amanda..“

 

Grelles Licht durchflutete die Schlucht, als Cordal seinem Zauber freien Lauf liess. Der Windzauber jagte messerscharfe Luft durch den Tauren und überall spritze sein Blut umher, bis er endgültig auf den Boden krachte und sich nicht mehr regte. Cordal stützte sich auf seinen Stab, Schweissperlen auf der Stirn. „Verdammt. Offenbar kann ich das TALENT doch noch nicht für mich nutzen...“, dachte der Magier grimmig. Alk, Sira und Ti-ja kämpften so gut es ging, aber keiner kam nahe genug an Itznak heran um ihn zu retten. Es schien, als wäre das Ende des Goblins gekommen, der langsam die Besinnung verlor, als ein einzelner gezieltet Pfeil den Kopf des Troll-Anführerers durchbohrte. Sofort lockerte sich der Griff um Itznaks Hals und er fiel bewusstlos zu Boden, als schlagartig wieder Blut in seinen Kopf floss.

„Itznak!“, rief Velea und rannte zu ihm und nam ihn in Schutz. Alk parierte den Schlag eines Trolls und gleichzeitig verpasste er ihm einen Schlag ins Gesicht. Der Troll taumelte zurück und Alk nutzte diese Pause um den anderen Troll mit einem geschickten, schnellen Streich zu töten. Der betäubte Troll schlug nun auch wieder zu, aber der Söldner war schneller und durchbohrte ihn im Lauf. Sira brach mit einem Schrei zusammen, und „ihr“ Troll hob sein rostiges Krummschwert zum letzten Schlag : „Stirb, Menschenweib!!“, gröllte er, als Ti-ja sich gegen ihn warf und sie beide zu Boden stürzten. Ohne mit der Wimper zu Zucken brach Ti-ja dem Troll das Genick mit einem heftigen Ruck. Zu Sira gewahnt meinte sie :“Alles klar?“ Sira selbst war wie gelähmt und zitterte am ganzen Leib :“Es geht schon... nur mein Arm ist irgendwie taub...“ Die restlichen Trolle zogen sich zurück und schließlich rannte sie davon. Alk zückte seinen Bogen und nam einen der Flüchtenden aufs Korn. Velea sprang dazwischen :“Nein! Nicht mehr Blutvergiessen, Alk! Bitte nicht mehr! Sie flüchten doch schon. Sie kommen nicht wieder.“

„Bist du bescheuert? Das sind Trolle! Die kommen IMMER wieder, solange wir sie nicht vorher zur Strecke bringen! Sie hätten Itznak fast getötet! Wie kannst du diese Schweine auch noch verteidigen!!“, Alk war noch vollkommen im Kampfesrausch und drauf und dran, Velea eine Ohrfeige zu geben. Achtung vor allem Leben in Ehren, aber das ging ihm nun doch zu weit. Es war Ti-ja, die seinen Arm stoppte :“ Was hast du vor, Alk?“ Sie starrten sich an und schließlich riss sich Alk aprupt los. „Wieder beruhigt?“, meinte Ti-ja nun und erst jetzt fiel Alk auf, was er fast getan hätte. Und mit einem mal fühlte er sich unglaublich schlecht, als er Velea sah, die mit feuchten Augen vor ihm stannt und deren Unterlippe vor Angst zitterte. „Es... es tut mir leid, Velea. Ich weiss nicht, wie... ich mich so gehen lassen konnte. Dies entspricht nicht der Art eines Kriegers. Auch nicht, seinen Feinden in den Rücken zu schiessen wenn diese flüchten. Genaugenommen hast du mich vor einem Fehler bewahrt und ich war zu dumm es zu bemerken..“ Velea weinte nun und fiel Alk in die Arme :“Ich will doch bloss nicht, dass ihr euch noch mehr wehtut.“ Alk drückte sie fest an sich, ehe er sich aprupt umdrehte :“ Was ist mit den anderen! Itznak? Sira? Cordal?”

“Keine Panik, Herr Stürm die Wand, der erotischste Gobbo „of all times” ist immer noch konkret am Leben. Aua. Hab ich Kopfschmerzen!“, quäkte Itznak und wagte ein Grinsen. Alk fiel vor ihm auf die Knie und betrachtete ihn von allen Seiten : „auch wirklich alles okay? Mann o mann ich dachte schon diesmal wäre es aus.“ „Dacht’ ich eigentlich auch. Wer hat mich eigentlich gerettet?“

„Gute Frage.“, meinte Alk verwundert. Ein Pfeil, dem Winkel nach zu urteilen muss er von oben gekommen sein.“ „Von oberhalb der Schlucht?“ , mischte sich Cordal ein. „Den Göttern sei dank, du lebst noch Cordal.“ Der Magier blickte leicht verduzt :“ Natürlich. So leicht wird man mich nicht los.“ Alk lachte auf : „War ja klar. Aber ja – „ in diesem Moment blickten alle instinktiv nach oben und sahen nur einen Schatten, da die Sonne direkt hinter der Person stand. Dann verschwand sie ohne ein weiteres Zeichen. „Ein heimlicher Gönner?“, murmelte Ti-ja. „Hmm... mir fiele nur einer ein, der so einen Schuss zustande bringen kann und in der Nähe sein könnte...“, grinste Alk. „Und wie geht es Sira?“
Sira hockte immer noch da und erhob sich nur langsam :“Es geht, nur mein Arm fühlt sich an wie abgestorben. Vielleicht ist er auch angeknackst, wer weiss?“ „Cordal, kannst du dir das mal angucken?“, meinte Alk. Dieser nickte. „Ich glaube wir machen eine Pause in eine der Einbuchtungen der Schlucht. Es wird schon spät. Ich kann schon die ersten Sterne sehen.“ Kurze Zeit später stand ein kleines Lager.

Cordal behandelte Siras Arm mit Kräutern und einigen leichten Heilzaubern, Ti-ja schärfte ihr Schwert mit einem Schleifstein, Velea umsorgte Itznak, verband ihn (obwohl er gar keine Schnittwunden hatte) und fütterte ihn sogar mit dem Eintopf. Der Goblin selbst grinste von einer Backe zur anderen und genoss diese Behandlung unübersehbar. Alk hingegen starrte ins Feuer und dachte nach. Wie konnte das passieren? Um ein Haar wäre Itznak gestorben und er hätte beinahe Velea geschlagen. Ausgerechnet sie. Ausgerechnet das sensibelste und schwächste Mitglied ihrer Truppe. Alk hasste sich selbst für diese Dummheit und er beschloss in Zukunft besser auf alle aufzupassen. Er schwor es sich sogar.

„Mach dir keine Gedanken mehr um mich.“, meinte Velea auf einmal zu Alk und lächelte ihn verständnisvoll an. „Ich habe ebenso überreagiert. Ich bin so was einfach nicht gewöhnt.“

„Was auch besser ist, Velea. Was auch besser ist. Und im Grunde hast du ja auch recht. Nur lebt nicht jeder auf dieser Welt nach den ungescbriebenen Gesetzen, die aber dennoch notwendig sind, falls wir alle auf dieser Welt leben und überleben wollen.“

„Oho! Der Meisterdieb wird philosophisch! Schnell gebt mit ein Buch! Ich möge diese edlen Sprüche auf ewig auf Papier bannen!“, spöttelte Itznak schon wieder.

„Du kannst es auch nicht lassen, was?“, meinte Cordal und beendte Siras Verband.

„Danke.“, meinte sie nur und streifte Alks Blick. „Was ist los Sira? Du hast dich gut gehalten da draußen.“, sagte dieser anerkennend.
“Naja.. Ich konnte nur parieren.“ Sira rieb sich Schulter verlegen.

„Und ist das etwa nichts? Mit einer geschickten Parade kannst du den Gegner abblocken und ihn und seine Kampfweise ausloten. Und dann im geschicktesen Moment selbst zuschlagen!“

„Genau damit habe ich noch meine Probleme.“, meinte Sira lächelnd.

„Kommt alles mit der Zeit, Sira. Auch ich war mal ein Anfänger und konnte kaum einen Dolch richtig halten. Daran gemessen bist du sogar noch weiter als ich damals.“

„Danke. Vielleicht schaffe ich es wirklich noch einmal. Aber um ehrlich zu sein, der Nahkampf behagt mir nicht so ganz. Ich bin wohl eher eine Fernkämpferin.“

Alk blickte verduzt : „ Wieso? Bist du etwa eine heimliche Magierin?“

„Das hätte ich doch schon bemerkt.“, meinte Cordal und stopfte seine Pfeife. Seine Pfeife?

„Woher hast du die denn?“, wollte Ti-ja wissen und liess sich neben ihm nieder.

„Ach die habe ich schon seit ich Galaströ verließ. Ich hatte bis jetzt nur noch keine Gelegenheit sie auszupacken.“

„Na sieh an. Der Magus-Man tut also smöken. Und ich dachte immer du wärst so nobel und weise.“ ,spöttelte Itznak.

„Ich bin nobler und weiser als alle Goblins auf dieser Welt gemeinsam.“

„Als ob ich darauf Wert legen würde! Pah! Wer will schon nobel und weise sein, wenn er poppen kann! Hehehe!“ Gleich darauf wollte ihm Ti-ja wieder eine Kopfnuss verpassen, aber Itznak duckte sich schnell weg. „Hehe! Gobbos mögen nicht die hellsten oder stärksten sein, aber sie sind flink.“

In diesem Moment machte Velea eine Geste als ob sie ihm eine Kopfnuss geben wollte und sagte nur :“Stups.“

Itznak wurde grün und auf einmal lachten alle auf, als hätte sie einen wahren Brüller gerissen. Alk liefen Tränen über die Wangen und Cordal musste husten.

„Hab ich was verpasst?“, meinte Velea und daraufhin mussten alle noch mehr lachen.

Der Söldner rieb sich eine Träne aus dem Auge :“ Achne, was sind wir doch für ein verrückter Haufen.“

„Verrückt ist gut.“ , grinste Itznak. Cordal murmelte etwas.

„Aber wenn du keine Magierin bist... Willst du dein Glück mit meinem Bogen versuchen? Solange bis wir wieder in einen Waffenladen kommen. Dann kaufen wir dir einen richtigen Bogen.“

„Bogenschiessen ist schon eher meine Art.“, lächelte Sira,“ Immerhin war ich beste im Bowhit-Wettbewerb.“

„Dem in Schleußen?“, wollte Cordal wissen.

„Ja. Hoffentlich kann ich es noch... ist schon ne Weile her.“

„Wir können es ja testen.“, meinte Cordal, murmelte einen Zauberspruch und in seiner Hand enstand eine leuchtende Kugel. Er liess sie emporschweben und sie bewegte sich ständig unstet hin und her.

„Versuch sie zu treffen.“

„Das ist doch zu schwer Cordal. Ein so kleines Ziel, in Bewegung..“, meinte Alk.

Sira hob den Bogen und legte einen von Alks Breitkopfpfeilen auf. Ihr Bogen folgte den Bewegungen der Kugel und Alk musste zugeben dass alles stimmte. Der Stand, die Augen, die Arme... Er errötete als er Sira so konzentriert und anmutig sah. „Sie ist wie eine junge Göttin auf Jagd.“, dachte Alk ehe er sich bewusst wurde, was für einen gefühlsdusseligen Quatsch er eigentlich dachte.

Sira liess den Pfeil los, und obwohl Alk erst glaubte der Pfeil würde verfehlen, traf er dennoch haargenau. Die Kugel explodierte in einem kleinen Feuerwerk. Velea meinte : „Wunderschön...“

„Alle Achtung. Ich hätte es nicht besser machen können. Warum hast du das nicht früher gesagt?“, wollte Alk wissen.

„Naja... Bis jetzt seit ihr ja auch ganz gut ohne mich klargekommen, oder?“

„Ja gut, aber einen Bogenschützen in der Gruppe zu haben ist nie verkehrt, oder Itznak?“

Der Goblin liess sich von Velea streicheln und meinte nur :“Hauptsache wir haben genügend Weiber um uns.“

Velea schupste ihn daraufhin empört von sich. „Itznak du Flegel!“ Wieder gab es Gelächter.

„Ich finde wir sollten nun schlafen gehen. Soweit ich weiß, ist die Besteigung des Golddrachenberges sehr schwierig...“

„Sehe ich auch so.“, meinte Ti-ja und sie legten sich schlafen. Eine magische, rot leuchtende Wächter-Kugel von Cordal würde Alarm schlagen, sobald jemand das kleine Lager unrechtmässig betrat...

 

Das Tal des Golddrachenberges war umringt von den hohen, spitzen Bergen des Drukt-Gebirges. Es gab keinen anderen Weg aus dem Tal als dem, den sie gekommen waren. In der Mitte des Tales jedoch erhob sich der berühmte Golddrachenberg. Der Legende nach lebten hier dereinst ein Golddrachenpaar und einige andere Drachen, ehe ein Drachenjäger sie alle tötete. In Chaosstadt war er eine Berühmtheit und selbst die Verrücktesten kannten seinen Namen : Diran Bolzenschneid, auch bekannt als „Drachenschreck“. Die Gruppe kam an einigen Überresten eines Dorfes vorbei. Nur die Grundmauern standen noch. „Hier haben einst Menschen gelebt?“, fragte Velea.

„Es gab eine Zeit in der die Drachen des Berges und die Menschen in Frieden nebeneinander gelebt haben.“, erzählte Cordal geheimnisvoll als der Wind durch die Ruinen heulte. Nur der ehemalige Tempel war noch erhalten geblieben, da er aus Stein war. Aber Räuber und anderes Gesindel hatten ihn bekritzelt.

„Solange bis die Gier der Drachen nach Gold unerträglich wurde und die Menschen Diran Bolzenscheid den Drachenjäger hohlen mussten um Ruhe zu haben. Allerdings war sein erster Angriff nur dazu geeignet die Jungen der Drachen zu töten, und aus Rache zerstörten die Drachen daraufhin das Dorf. Bolzenschneid kam schließlich zurück und vollendete sein Werk. Zumindest geht so die Legende.“

„Wow.“, meinte Ti-ja,“ du weißt echt ne Menge.“

Cordal winkte verlegen ab :“Ach, dass ist eine der einfachereren Sachen.“

„Angeber.“ ,murmelte Itznak mit verschränkten Armen.

Der Golddrachenberg kam immer näher und Alk musste seinen Kopf in den Nacken legen um die Spitze noch sehen zu können. Der Weg zum Gipfel verlief Spiralförmig nach oben und sie begannen mit dem schwierien Aufstieg. Immer wieder mussten sie Monster bekämpfen die teils auf dem engen Pfad lauerten oder aus dem Himmel stießen. Flugbestien, Berggnome und anderes Getier erschwerte ihnen den Aufstieg. Dabei erwies sich Sira als äußerst nützlich, denn sie hohlte viele Flugtiere mit Alks Bogen vom Himmel ehe sie die Truppe erreichen konnten. Cordal dankte es ihr, denn seine Magie war langsam erschöpft. Schweißperlen bildeten sich auf seiner Stirn und er wurde blass. Ti-ja stützte ihn wo es ging und gab imm hie und da etwas zu trinken.