Gila - The Way of Heroes
Die Vereinigungskriege
Noch lange bevor die Gilaner/Eluraner Gila betraten, lebten die Ssoluaner in Schi’gal und herrschten dort mit brutaler Faust. Kriegsfürsten beanspruchten stets Ländereien für sich und als Folge dessen bekämpften sich die Ssoluaner untereinander in schier endlosen Fehden und Kleinkriegen. Die Föderation aller Tiermenschen die seinerzeit eine mächtige Fraktion darstellte, versuchte die Ssoluaner für ihr Bündnis zu gewinnen, aber dies gelang nur mittels enormen (finanziellen) Aufwendungen, und selbst dann waren diese Bündnisse nicht von langer Dauer. Fast eifersüchtig vertrieben die Echsenmenschen Schi’gals jeden, der es wagte Anspruch auf ihre Ländereien zu erheben. Darunter fielen für sie auch Bündnisse mit Völkern.
Die Kalturen beobachteten dies seit langer Zeit, aber ihre Politik erlaubte keine Einmischung in die Streitereien der Ssoluaner. Dies änderte sich jedoch als mehrere Ssoluaner-Nester die Grenzen des kalturischen Midländischen Reiches bedrohten und sie angriffen. Um die Bedrohung abzuwenden, beschloss der kalturische Rat eine Befriedungsmission der Ssoluaner, die sie eventuell sogar zu ihren Verbündeten machen würde. Der ssoluanische Anführer der Überfälle, Reißer Isbar Stikken war mit diesen im Grunde nicht einverstanden, aber um sein Nest vor den Angriffen der anderen Nester zu beschützen, blieb ihm nichts anderes übrig als sie für einen Angriff auf die Kalturen zu begeistern, um deren Aufmerksamkeit von seinem eignen Nest abzulenken. Daher stiess die Friedensbotschafterin der Kalturen, Prima Quenten auf keine tauben Ohren, als sie ihn gefangen nehmen konnten und sie ihm vorschlugen, alle Ssoluaner unter einem Banner zu vereinen um die Sicherheit des Stikken-nestes auch weiterhin zu gewährleisten. Denn wenn alle Ssoluaner vereint wären, gäbe es keinen Grund mehr sich untereinander zu bekämpfen. Stikken wurde freigelassen und trug den anderen Nestanführern den Vorschlag vor. Natürlich unterstellten sie Stikken sofort Verrat und forderten seine Hinrichtung, da er weich geworden schien. Stikken hingegen sprach zu den einfachen Soldaten, Buddler-Pionieren die zum Kriegsdienst gezwungen wurden und überzeugte sie von seiner Idee. Diese nahmen die Aussicht auf Frieden und ein Leben ohne Krieg begeistert auf und schon bald fanden sich die Carno-Anführer von ihren eigenen Leuten umzingelt. Zufrieden stellte sich Quenten an Stikkens Seite und gemeinsam begangen sie damit, die Ssoluanernester zu vereinen. Hauptproblem waren die Anführer und Adelsmitglieder der Nester, die ihren Anspruch auf Land und Gold nicht soeinfach aufgeben wollten. Aber die einfache Bevölkerung nam Stikkens Ideen immer wieder begeistert auf und die Anführer wurden kurzerhand abgesetzt und/oder hingerichtet. Quenten gefiel dies zwar nicht, denn die neue Regierung der Ssoluaner sollte ohne Blutvergiessen und nur mit Verstand entstehen, aber die erbitterten Fehden und die temperamentvolle Art der Ssoluaner ließen auch Stikken keine Wahl. Quenten übernam die Aufgabe den neuen Verbündteten die Ideen der Demokratie näher zu bringen. Dabei gab es viele Diskussionen und Streitereien, aber letztlich setzte sich die Idee durch und noch während Stikken durch die Lande zog, verfasste Quenten zusammen mit dem Freggl Stamm die erste Verfassung des späteren ssoluanischen Großimperiums. Währenddessen formierte sich eine Gegenbewegung unter den verbliebenen „freien“ Ssoluanischen Nestern und sie schlossen ein Zweckbündnis, die Natternreiche, welches von einem Rat aus den Anführern der jeweiligen Stämme befehligt wurde. Der gemeinsame Feind machte es ihnen möglich die internen Streitereien größtenteils zu vergessen und geschlossen gegen Stikken und Quenten vorzugehen. Insbesondere große Teile der Carno und Raptoren-bevölkerung Schi’gals schlossen sich den Natternreichen an, weil diese mit viel Gold lockten und althergebrachte Strukturen vertraten in denen die Carnos und Raptoren von vorneherein hohe Stellungen einnahmen. Es war also die Angst vor dem Verlust ihrer Privilegien die viele Carnos und Raptoren zu den Natternreichen drängten. Zu ungewiss war ihnen ihr Schicksal im neuen demokratischen Großimperium. Sowohl Stikken als auch Quenten betrachteten dies alles mit wachsender Sorge, denn es stand außer Frage, dass alles auf einen vernichtenden Bürgerkrieg hinauslaufen würde. Bemühungen die Sache auszuhandeln wurden stets mit dem Töten von Botschaftern beantwortet. Die Natternreiche mobilisierten ihre Kräfte und heuerten auch externe Tiervölkersöldner (insbesondere Rhinos aber auch Söldneraltronen, die das Gebiet auskundschaften sollten) an. Unter Stikkens Kommando standen loyale aber kampesunerfahrene Truppen, kaum bewaffnet, gerüstet oder ausgebildet. Stikken versuchte dies so gut er es ehemaliger als Befehlshaber vermochte, aber die Aussichten auf Sieg standen denkbar schlecht. Prima Quenten forderte ihrerseits kalturische Truppen an. die Kalturen dachten jedoch zunächst nicht daran den Ssoluanern unter Stikken zu helfen. Sie wollten eine friedliche „Eroberung“ der Ssoluaner, waren aber nicht bereit dafür größere Opfer zu bringen. Ihrer Ansicht nach wäre ein verlustreicher Krieg der eventuell mit einer Niederlage enden könnte schlecht für die kalturische Außenpolitik. Denn sollten sie versagen, wären die Ssoluaner unter den Natternreichen erbitterte Feinde der Kalturen und würden sie heftiger den je angreifen. Dasselbe drohte aber nun ohnehin schon, denn die Natternreiche waren im Begriff zu siegen. Quenten machte ihnen dies im Kristallpalast mehr als klar und schließlich entsandten die Kalturen Krieger- und Magierkontingente nach Schi’gal. Die größte Schlacht die daraufhin tobte war die Schlacht bei Bletzen, einer kleinen Stadt ohne viel militärischen Wert. Die Streitkräfte der Natternreiche boten ihre besten Eliteeinheiten auf und bildeten eine wahrhaft vernichtende Streitmacht. Stikken hatte die Zeit jedoch genutzt und die Buddler unter seinem Kommando eine einfache aber wirkungsvolle Taktik beigebracht. Die Buddler waren in der Überzahl und bildeten ohnehin das Rückrat der ssoluanischen Gesellschaft. So schärfte Stikken ihnen ein in engen Formationen zu kämpfen um sich gegenseitig Schutz zu liefern und mit Speeren aus den hinteren Reihen zu kämpfen. Dadurch bildeten sich regelrechte Kampfblöcke und erwiesen sich als ungewöhnlich standhaft, sobald die ersten Carnos in ihre Reihen donnerten. Ihr Mut und ihre Überzeugung gaben den Buddlern den nötigen Mut um gegen die brutaleren und furchteinflössenden Carnos zu bestehen. Die Kalturen kämpften ebenfalls an vorderster Front, aber verteilt um den Buddlern stets neuen Mut zu geben. Für die Buddler waren die Kalturen nämlich bewundernswerte Wesen, edelmütig, stolz und tapfer, und sie wollten es ihnen stets gleichtun. Mehrere Buddler opferten sich zum Beispiel um einen verletzten kalturischen Krieger in Sicherheit zu bringen, so groß standen die Kalturen in ihrem Ansehen. Die Magier der Kalturen lieferten sich hingegen ein Duell mit den ssoluanischen Priestern auf Seiten der Natternreiche. Trotz ihrer überlegenen magischen Erfahrung drohten die Kalturen zu verlieren, zu stark waren die Schamanen in ihren eigenen Ländern die ihre Kraft speisten. Zum Glück standen auch die Freggl auf Seiten von Stikken und sie nutzten ihre magischen Gesänge und neu erworbenen Fähigkeiten und das Wissen der Kalturen gegen die Schamanen. Die angeworbenen Tiervölkersöldner schlugen sich sehr gut und durcbrachen schließlich die Schlachtmitte und drohten die Truppen unter Stikken auseinander zu treiben. Schon schwand der Mut der Buddler, als Quenten sich selbst gegen die Tiervölker warf und sie durch das Übermitteln von Gedanken (einer Spezialfähigkeit der Kalturen, ähnlich der Telepathie) eine Welt zeigte in der die Tiervölkler sich nicht mehr länger vor den Ssoluanern fürchten bräuchten, wenn sie heute siegen würden. Sie zeigte ihnen Visionen von der Zukunft in der Tiervölkler und Ssoluaner friedlich nebeneinander leben würden, und auch wie die Ssoluaner einen stabilisierenden Faktor bilden würden. Dies überzeugte die naturbetonten Rhinos mehr als das versprochene Gold und so wechselten sie die Seiten und kämpften nun auf Seiten der Stikkenssoluaner. Die Schlacht drohte zu Ungunsten des Natternreiches zu kippen, als Stikken selbst von drei Natternreichfürsten tödlich verwundet wurde. Er verlor hierbei zwei Arme, und brüllte ein letztes mal die Worte : „Für Tempek, für das ssoluanische Großimperium, für den Sieg! Aber vor allem Dingen : Für euch selber! Ein jeder von euch ist nun ein Fürst, Herr seiner eigenen Stimme, mögt ihr einzeln auch schwach sein, so könnt ihr gemeinsam die Welt verändern! Für die Freiheit! Für jeden von euch! Kämpft mit eurem Herzen für euer Land!“ ehe er ohnmächtig und in Sicherheit gebracht wurde. Hierher erkannten die Stikkenkrieger die Bedeutung der Demokratie und wofür sie kämpften. Für die Rechte eines jeden einzelnen, für die Hoheit der Gleichgestelltheit vor dem Gericht und im Leben und gegen die Tyrannei und Sklaverei der Carno- und Raptorenfürsten (der ehrehalber muss man erwähnen, dass auch Carnos und Raptoren auf der Seite des Stikkenimperiums kämpften). So verwandelte sich jeder Buddler in eine wilde Kampfmaschine und sie erlangten trotz derber Verluste den Sieg. Stikken wurden mittels kalturischer und fregglianischer Magie zwei magische Klauenarme angefügt die er nach belieben strecken und formen konnte. Die Niederlage der Natternreiche traf diese zwar unvorbereitet, aber noch brachten sie genügend Truppen auf um Quenten und Stikken Paroli zu bieten. Alles lief tatsächlich auf einen zähen, verlustreichen und brutalen Bürgerkrieg hinaus. Zäh wurde um jeden Zentimeter Boden gekämpft, die Blätter des Dschungels färbten sich blutrot. Quentens unablässige Bemühungen zu verhandeln blieben immer noch unbeantwortet, wobei sie schon dazu übergegangen war magische Botschafter zu schicken und keine lebenden Wesen mehr. Das kalturische Reich beschloss nun vollends den Krieg zu einem Ende zu bringen, um weitere Verluste zu vermeiden. Sie wollten die Friedenszwinger einsetzen, eine telepathisch-begabte Sondereinheit der Kalturen, die mittels Telepathie den Ssoluanern Frieden beibringen sollten. Aber sowohl Quenten als auch Stikken weigerten sich diese einzusetzen. Laut Stikken sollten die Ssoluaner aus freiem Willen zueinander finden und nicht gezwungen werden. Der kalturische Rat zürnte ob soviel Anmaßung und stellte Quenten vor Gericht. Sie sollte Frieden bringen, aber stattdessen sorgte sie für noch mehr Krieg. Sie wiederum meinte, Frieden sei nur durch Opfer zu schaffen, indem man dem Gegenüber zeigte, wie sinnlos seine Taten seien. Unbeeindruckt entsandte der Rat dennoch die Friedenszwinger. Nun war Stikken in einer Zwickmühle. Er konnte und wollte die Friedenszwinger nicht gewaltsam aufhalten lassen und gleichzeitig marschierte eine riesige Natternreicharmee auf die Hauptstadt des Stikkenimperiums zu. So reiste er schnell gegen Schi’pal und organisierte ein großes Fest. Seine Verbündeten erklärten ihn für verrückt und hielten es für das Trauma seiner verlorenen Armee oder einem zu großen Druck, aber Stikken wusste was er tat und war sich des Risikos vollauf bewusst. Die Natternarmee wurde mit offenen Armeen und viel Herzlichkeit eingeladen und wie Freunde aufgenommen. Völlig perplex wurden die einfacheren Soldaten der Natternreiche von der Stimmung mitgerissen. Als einer der Soldaten freudestrahlend zu seinem Fürsten zurückkehrte, schlug dieser ihm den Kopf ab und schlagartig war es wieder still geworden. „Wie könnt ihr euch hier mit diesem verweichlichten Pack abgeben! Ihr solltet sie lieber alle abschlachten und euch dann über ihre Waren hermachen! Vergesst nicht warum wir hier sind! Wir werden sie vernichten und die alte Ordnung wiederherstellen! Für euch Carnos und Raptoren!“ Stikken tauchte auf : „Wir nehmen euch in unserer Mitte auf, nicht etwa um euch zu täuschen oder euch hinterrücks anzugreifen! Wir nehmen euch bei uns auf, weil dies eine herrliche Stunde sein kann! Dies könnte der Moment sein, indem endlich alle Nester gemeinsam zueinander halten und sich verbünden um gegen ihre gemeinsamen Feinde zu bestehen! Wie ich hörte bedrohen die Altronen erneut die Grenzen des Natternreiches, die Tiervölkler versuchen die Situation auszunutzen und diesen sinnlosen Bürgerkrieg! Was Quenten und ich die ganze Zeit versuchten, ist nicht den Carnos oder Raptoren ihre Rechte zu nehmen! Im Gegenteil! Wir wollen ihnen mehr Rechte geben! Aber genauso viele wie den Buddlern!“ Großes Gebrüll seitens der Carnos : „Buddlerrechte! Pah!“ „Ihr mögt über sie spotten soviel ihr wollt, aber diese Buddler gehören mit zu den tapfersten, klügsten und weisesten Ssoluanern die ich je treffen durfte. Einige von ihnen wären gerne Krieger geworden, andere Gelehrte. Wer sind wir, dass wir ihnen vorschreiben könnten, was sie zu tun oder zu lassen haben?“ „Solange sie die Regeln befolgen, was?“ „Richtig. Sehr richtig. Denn wir alle brauchen Regeln und Grenzen um uns vor uns selbst zu schützen, und vor anderen! Aber nie sollten wir vergessen, dass wir alle ein Volk sind. Fragt euch doch selbst : Wollte ein jeder von euch ein Krieger werden? Sicher, es liegt euch im Blut. Aber wem würde ein friedliches Heim nicht ebenso behagen – zumindest dann und wann. Denn ich bin auch Ssoluaner, wir alle sind es! Und auch ich verspüre manchmal den Drang um mich zu beißen und zu reißen, aber auf diese Weise werden wir auf kurz oder lang untergehen! Wir müssen endlich einsehen, dass wir mehr sein können als nur dumpfe Tiere, wir können Bauten errichten die bis in den Himmel reichen! Städte deren Türme von weither zu sehen sind. Wir können forschen, handeln und neue Gebiete entdecken! Lasst uns unsere Streitigkeiten zurückstellen. Lasst uns einander die Klaue geben, selbst wenn es zunächst schmerzen mag. Aber schon die nächste Generation von Ssoluanern wird mit Stolz und Ehrfurcht auf diesen Moment zurückblicken, dem Moment indem die Ssoluaner Schi’gals ihre Streitigkeiten ruhen ließen und für ein höheres Ziel kämpften und daran glauben wollten, mit aller Kraft und Wille. Denn ich denke ein jeder von euch ist so gut wie ich. Ein jeder hat die Kraft und das Zeug dazu, jemand besonderes zu werden und das zu tun, wozu ihn die Götter berufen haben. Ein Buddler der im Krieg dient. Ein Raptor auf dem Bauernhof. Ein Carno der studiert! Ein Freggl-Priester der jagt! All dies und noch mehr wird dann möglich sein, die Freiheit wird unser Stolz, die Gerechtigkeit unsere Klinge! Brüder und Schwestern, wer willens ist hier und heute ein Exempel zu statuieren, eine neue, fremde Welt zu betreten, voller Abenteuer, Gefahren und Ruhm, der folge nicht mir, sondern seinem Herzen und seinem eigenen freien Willen! Denn von niemandem sonst, solltet ihr Befehle annehmen!“
Zögernd, dann in immer größeren Teilen liefen Carnos und Raptoren zu Stikken über. Schließlich standen nur noch die Fürsten der Natternreiche und ein paar vereinzelte dort. „Töten wir sie!“, meinten die neu hinzugekommenen. Aber Stikken meinte nur kopfschüttelnd : „Nein, dass werden wir nicht tun. Dies ist fortan ein freies Land. Und wenn diese hier meinen, nicht zu uns dazugehören zu wollen, dann müssen wir dies respektieren. Denn dies ist ihr Wille, und nichts ist mächtiger als der Wille.“ „Ihr wollt also wirklich ein neues Reich gründen?“, fragte einer der ältesten Natternreichführer. „So ist es. Das ssoluanische Großimperium wird fortan Schi’gal beherrschen und für die Rechte und Freiheit seiner Bewohner kämpfen.“ „Ich habe schon viele Schlachten geschlagen, Stikken, viel Blut und viel Leid gesehn. Aber nun neigt sich mein Leben dem Ende zu und ich beginne mich zu fragen ob man sich noch meiner Erinnern wird.“ „Gewiss.“ „Aber ich möchte nicht mehr als Schlächter in Erinnerung bleiben. Vielleicht kann ich ja einmal in meinem Leben etwas tun, was höher geachtet wird, als alle Schlachten zuvor. Etwas, dass jeden meines Nestes freuen wird, wann immer er davon hört. – Ich schließe mich euch an. Möge mein Nest euch unterstützen wo es nur kann.“ „Vielen Dank, ehrwürdiger Häuptling.“ Mit diesen Worten wurden auch die anderen Anführer überzeugt und schlossen sich dem Großimperium an. Alle Augen waren nun auf Stikken gerichtet. Dessen Augen hatten einen glasigen Blick bekommen, als er über die vereinten Ssoluaner blickte : „Worauf warten wir dann noch? Feiern wir die Geburt des neuen ssoluanischen Großimperiums! Ryterza!“ Als Quenten und die Friedenszwinger eintrafen, war für sie keine Verwendung mehr. Quenten meinte zu Stikken : „Sieht so aus, als wären meine Worte letztlich doch auf fruchtbaren Boden gefallen.“ Isbar lachte und hob ein Ssoluanerkind hoch : „Und wie fruchtbar! Sieh sie dir nur an! Es ist wie ein Traum, mögen die Götter geben dass er nie enden möge! Und was für eine wunderbare Zukunft für die Kinder, Prima! Es ist – das Paradies auf Erden! Komm’ feiere mit uns!“ Das Kind zupfte an Quentens Kleidung : „it’ uns.“, äffte es nach. Quenten lächelte und streichelte dem Kind über die Wange. „Und was ist mit der Verfassung, den Gesetzen? Wer wird die Exekutive, wer die Judikative und wer die Legislative übernehmen? Wie hoch sollen die Steuern sein, in wie viele Gebiete soll das Land eingeteilt werden? Welche diplomatische Stellung sollen...“ „Prima! Prima! Ganz ruhig. Diese Dinge brauchen Zeit. Es ist ein Wunder, dass wir es überhaupt geschafft haben! Lass uns nichts übereilen. Wir Ssoluaner sind ein schnelllebiges und rastloses Volk. Bis sich neue Ideen durchgesetzt und gefestigt haben dauert es seine Zeit. Vielleicht werden wir es nicht mehr erleben, aber dieses Kind kann schon die ersten Früchte ernten die wir heute sähen!“ „Was für Früchte? Äpfel?“ Stikken lachte : „Äpfel, Klementinen, Bananen, Erdbeeren, Zitronen, alles was du willst. Goldene Zeiten werden kommen!“ „So ausgelassen kennt man dich gar nicht.“ „Wie könnte ich auch anders! So kommt mit, die freien Bürger Schi’gals wollen das Volk endlich kennen lernen, welchem sie soviel verdanken.“
Mit frenetischem Jubel wurde Quenten empfangen und schon kurze Zeit später säumte eine Statue von ihr und Stikken den Marktplatz von Schi’pal. Nach dem enormen Fest, dessen Kunde weithin verbreitet wurde, wurden das erste Parlament errichtet, provisorische Gesetze verabschiedet, gerichtet und geurteilt. Forschungsinstitute und kulturelle Einrichtungen sprangen aus dem Boden. Dies alles geschah unter der Aufsicht von kalturischen Begutachtern und es dauerte noch viele Generationen bis auch (nahezu) alle Ländereien erfasst und in das ssoluanische Großimperium integriert waren. Fest steht jedoch, dass die Vereinigungskriege das bedeutenste Ereignis in der ssoluanischen Geschichte darstellten und sie jederzeit mit Stolz darauf zurückblicken können. Denn diese Demokratie entstand aus dem Willen des Volkes und nicht von oben herab. Viele Teile des ssoluanischen Demokratie-Apparates wurden später als Grundlage für das gilanische Modell genommen. So überlebte die Idee der Kalturen auch nach ihrem Exodus noch viele Jahrmillionen im Kosmos und darüber hinaus.