Der Untergang des Westreichs und die Belagerung des Ostwalls

 

 

Die Katastrophe, die sich während des zweiten Kriegs der Völker im Westreich ereignete, zeichnete sich schon recht früh ab. Das Westreich, als Militärbastion gesehen, war untereinander arg zerstritten. Die Könige und der Kaiser selbst hatten ihre liebe Müh’ damit, die Ordnung zwischen den habgierigen Fürsten aufrechtzuerhalten. Der Kaiser konnte nicht überall zugleich sein, und wenn er ankam, schien alles wie geleckt. Einige Kaiser waren nachsichtiger, andere nicht. So schlug Kaiser Jeskron „Haarspalter“ Blutauge jedem Fürsten von dem er auch nur „glaubte“, er hätte gegen ihn aufbegehrt höchstpersönlich den Kopf ab. Verständlicherweise mochte sich Blutauge nicht lange auf dem Thron zu halten, da auch die anderen Könige um ihren Kopf fürchteten. Nichtsdestotrotz saß zum Zeitpunkt des 2. Kriegs der Völker die Königin von Neu-Elura, Dörte „Horizont“ Greifenklaue auf dem Kaiserthron. Nicht unberechtigterweise sagte man ihr nach, sie würde sich vielmehr für die Belange von Neu-Elura und dessen Flotte kümmern, als um das Reich.

So kam es, dass die Fürsten des Westreiches sich untereinander immer mehr zerstritten und so dessen Kampfkraft entschieden schwächten. Viele Bündnisse zerbrachen und Misstrauen war allerorten vorzufinden.

Dies nutzten die Ssoluaner-Altronen selbstverständlich gnadenlos aus, als sie mit ihren trynotischen Verbündeten den Klirrenden Pass überwanden und ins Westreich strömten. In der Tat wäre dieser „Blitzkrieg“ derart vernichtend ausgefallen, das Gilanische Reich hätte ihm nicht widerstehen können ; weder das West- noch das Ostreich!
Nur dem beherzten Eingreifen des Grenzfürsten „Graf Medor“, war es zu verdanken, dass die Ssoluaner-Altronen ihren Sturmangriff verlangsamen mussten. Zeit genug um den König von Kargen zu warnen.

Graf Medor stammte ursprünglich gar aus der Umgardi-Wüste. Er unterschied sich vornehmlich durch seine Hautfarbe von seinen Leibeigenen. Er war braungebrannt, hochgewachsen und athletisch, während die Kargener käseweiß und stämmig waren. Nichtsdestotrotz akzeptierten die „Eisleute“ ihren neuen Fürsten, da bei ihnen Taten weitaus mehr Gewicht haben als großspurige Worte.
Und Graf Medor schaffte es, mit nur einer (verhältnismäßig) winzigen Armee die Ssoluaner-Altronen festzusetzen. Letztlich allerdings wurde der Druck zu groß und Graf Medor wurde in einer letzten Konfrontation vom Ssoluanischen Obergeneral Tesch’gor „Eisenklaue“ getötet. Wie es bei den ssoluanischen Generälen üblich ist, trug Tesch’gor seinen Kopf durch das ganze Westreich bis nach Haupsstadt und sogar bis zum Ostwall..

Doch auch Medor’s heldenhaftes Aufbegehren konnte die Fürsten nicht dazu bringen geeint gegen den Feind vorzugehen. Jeder Fürst unterschätzte die Gefahr enorm und wollte für sich selbst kämpfen, für Ruhm, Glorie und Gold.

Viele Armeen wurden ausgeschickt, und gemeinsam wären sie stark genug gewesen, die Ssoluaner-Altronen zumindest abzubremsen. So aber verpuffte jede Armee die gegen sie ausgeschickt wurde, wirkungslos. Hunderttausende starben einen sinnlosen Tod in aussichtslosen Schlachten. Nur unter des Banners des Königs von Kargen konnte sich eine genügend große Streitmacht versammeln um die Hauptstadt Kargens zu verteidigen. Dessen mächtige Verteidigungsanlagen zwangen die Ssoluaner-Altronen dazu erst einmal schweres Belagerungsgerät zu bauen, auf welches sie aufgrund des schnellen Angriffs verzichtet hatten.

König Karlos Kristallbart war voller Zorn und wäre wohl ungestüm in seinen (obgleich heldenhaften) Untergang geritten, hätte nicht König Bertholt von Kernland seine Unterstützung zugesichert. König Bertholt verwies die Kaiserin mehrmals auf die Bedrohung und forderte das entzünden des „roten Leuchtfeuers“, um das ganze Reich in Alarm zu versetzen.

Doch Kaiserin Greifenklaue lehnte ab. Das Militär des Westreiches war ihrer Meinung nach stark genug mit der Bedrohung fertig zu werden. Die vereinten Streitkräfte von Kargen und Kernland waren die besten im ganzen Reich und hinzu kam, dass die Gilaner „Heimvorteil“ hatten.

So schritt König Bertholt wütenden Schrittes ab und ritt schnellstmöglichst mit dem Reiterheer von Kernland in Richtung Westen – nach Kargen.

Gerade rechtzeitig erreichten sie die Hauptstadt Kargens, Tesch’gor Eisenklaue gab den Befehl zum Angriff. Es war eine gewaltige Schlacht und sie wogte tagelang hin und her. Während König Kristallbart die Verteidigung der Stadt organisierte, griff König Bertolt immer wieder die Flanken des Gegners mit seinen schnellen Reitern an.

Schon drohte Tersch’gors Armee zu wanken, als Tischtorak, der selbsternannte „König aller Trynoten“ mit seinen Elitekämpfern die Mauern der Stadt erklommen und ein heftiger Kampf zwischen ihm und Kristallbart entbrannte. Das Durcheinander das die Berserker-haften Trynoten auf den Wehrgängen anzettelten gab den fliegenden Altronentruppen die Chance zu landen und noch mehr Verteidiger an sich zu binden. Die Hofzauberer des Königs liessen tausende Blitze zucken, und um ein Haar hätten die Altronen den Rückzug angetreten.
Doch just in diesem Moment hob Tischtorak seine verfluchte Klinge (die der Sage nach vom verdorbenen Kontinent stamme), zerschmetterte den „Schimmerschild“ von König Kristallbart und mit einem harten Schlag brach er ihm das Genick.

Den Schockmoment nutzten wiederum die unzähligen Ssoluanischen Priester und Schamanen und ließen eine gewaltige magische Druckwelle los die die Hofzauberer ohnmächtig schleuderte. Nun landeten die Altronen und schafften es, dass Haupttor zu öffnen. Trotz verzweifelt grimmigem Widerstand war die Stadt verloren. Tischtorak wütete wie ein Wahnsinniger unter der Bevölkerung und der altronische Heerführer Jelek Gur’ Federfaust riskierte einen Konflikt mit Tischtorak als er ihn aufforderte, das sinnlose Blutvergießen zu stoppen. Nur mit Mühe liess sich der Trynote davon abbringen.

König Bertholt aber sah wie die einst stolzen Türme in Flammen aufgingen und mit glasigen Augen befahl er einen selbstlosen Entsatzungsangriff auf die gegnerischen Truppen.

Mit donnernden Hufen krachten sie in die feindlichen Speere und Überlebende berichteten später, dass die Reiter selbst von mehreren Speeren durchbohrt noch weiterkämpften, so groß war ihr Zorn, so groß der Schrei nach Vergeltung.

Doch die siegestrunkenen Streitmächte der Ssoluaner-Altronen rissen einen nach dem anderen vom Pferd und nur eine Handvoll Reiter entkam letztlich. Unter ihnen auch König Bertholt, der ohne weitere Pause mit allen Truppen die er noch sammeln konnte nach Hauptstadt ritt, fest entschlossen die Leuchtfeuer zu entzünden, und wenn sich die Kaiserin sich ihm selbst entgegenstellen würde.

 

Das Aufeinandertreffen der beiden war wie ein Donnerschlag im Palast, als hätte der Gott Hamtik selbst seinen gigantischen Hammer auf den Kristallpalast donnern lassen.

Ein Hofdiener beschrieb später das Zusammentreffen:

„Kaiserin Greifenklaue saß aufrecht in ihrem Thron und beriet mit ihrem Vertreter aus Neu-Elura um die neue Handelsflotte des Mar’zenianischen Fürsten Samita, als König Bertholt die Halle der Kaiser betrat. Die Tore flogen fast aus den Angeln, so schritt der König von Kernland grimmig heran, seine Augen von glasigem Ausdruck, sein Gesicht scharf geschnitten und voller Gram. Seine einstmals stolz polierte Rüstung die das Wappen von Kernland trug war über und über mit getrocknetem Blut verschmiert, ebenso sein Schwert und sein Umhang.
“König Bertholt! Ihr seit schon zurück?“, meinte die Kaiserin, erhob sich und schritt ihm anmutig wie immer entgegen. Man merkte ihr an, dass sie eine vom alten Geschlecht war, über die Jahrtausende hindurch, ein Nachkomme der Altvorderen von Elura.

Doch König Bertholt verlangsamte seinen Schritt keineswegs um den gebührenden Abstand zur Kaiserin einzuhalten. Stattdessen trat er direkt vor sie und schlug ihr mit voller Wucht ins Gesicht das sie fiel. Groß war das Erstaunen, auch ich hielt vor Schreck den Atmen an. König Bertholt war ein mächtiger Mann, der König von Kernland, doch selbst ihm waren Grenzen auferlegt!
Es dauerte keine zwei Sekunden als die Elitewache der Kaiserin ihn umringte und ihn mit ihren blitzenden Schwertern auf Abstand hielten.

„Steht auf!“, meinte er nur, „Wir haben keine Zeit rumzutrödeln!“

„Was fällt euch ein, König?“, zischte die Kaiserin und rappelte sich wieder auf.

König Bertholt brauste auf wie ein Taifun : „War mir einfällt? War mir EINFÄLLT? Fragt dass doch die hunderttausend Männer und Frauen die bei der Schlacht um Eiswacht ihr Leben liessen! Fragt das die Kinder und Alten die sinnlos abgeschlachtet wurden, von den Ssoluaner-Altronen und diesem wahnsinnigen Tischtorak! Fragt sie!

Und erzittert erbärmlichst bei ihrer niederschmetternden Antwort!“

„Wovon bei Wolkor redet ihr da?“

„Eiswacht ist gefallen! Kargen ist niedergeschmettert! König Kristallbart’s Kopf baumelt nun an Tesch’gors Seite, zusammen mit unzähligen anderen Fürsten die wagten ihm und seiner Horde Eihalt zu gebieten! Und nun, nun da wir hier lamentieren und uns gegenseitig zerfleischen, stürmt diese Horde auf Kernland zu! Die ersten Linien sind schon überschritten, und der Palast wird ihr nächstes Ziel sein!! Was mir einfällt?

Ruft das Leuchtfeuer aus! Alarmiert das Ostreich! Alarmiert das ganze Gilanische Reich UND seine Verbündeten. Ruft die Zwerge, die Elben! Ruft von mir aus auch die Mar’zenianer!

Doch Kargen ist gefallen. Kargen ist gefallen. Und alles nur, weil ihr zu faul wart euch um euer Volk zu kümmern! Ihr seit nicht an diesen Thron gebunden, damit ihr eurem Volk, in Neu-Elura, Annehmlichkeiten bescheren könnt! Ihr sitzt auf diesem Thron um dem gesamten Gilanischen Volke zu helfen! Reitet aus und bietet den Armeen der Ssoluaner-Altronen die Stirn! Bietet Tischtorak die Stirn, und rächt Kristallbart! Das solltet ihr tun!

Alles andere wäre Verrat am Reich, Verrat am Volk, Verrat an den Göttern selbst!!“

Mit diesen Worten kehrte atemraubende Stille ein. Die Kaiserin wirkte unglaublich erschüttert ob der neuen Nachricht. Sie stammelte nur :“Kargen? Aber wie ist das möglich? Eiswacht ist..“
“zerstört. Es ist eine Armee wie weder ich, noch je ein anderer König sie je gesehen hat. Sie reicht von einem Horizont bis zum nächsten, ihre Zahl ist unendlich und sie überschwemmen und plündern alles und jeden. Ssoluaner pflügen durch unsere Felder, Altronen lassen vom Himmel herab einen Pfeilhagel herniederregnen. Und die Trynoten brechen durch Stein und Stahl.“

Nun liess sich Kaiserin Greifenklaue in den Thron zurücksinken und verfiel in dumpfes Brüten, sich den Kopf mit Daumen und Zeigefinger reibend, den Blick in unbekannte Ferne gerichtet.“

Kaiserin Greifenklaue liess daraufhin die roten Leuchtfeuer entzünden und ein Schauder ging durch das ganze Land. Nie zuvor war das rote Feuer entzündet worden. Die Bedrohung war somit offiziell akut und absolut lebensbedrohlich. Die Königreiche Neu-Elura, Bund und Acker riefen sogleich den totalen Kriegszustand aus und jeder waffenfähige Mann und jede waffenfähige Frau im ganzen Ostreich wurde nach Kernland beordert.

Die Kaiserin organisierte derweil die Verteidigung von Hauptstadt. Die Ssoluaner-Altronen durchbrachen tatsächlich den Westwall nach nur wenigen Tagen und strömten in das Tal der Könige. Hauptstadt schien dem Untergang geweiht. Tesch’gor und Jelek Gur’ Federfaust wagten einen Großangriff auf die Stadt der aber zum Glück abgewehrt werden konnte. Die Moral der Hauptstädter glich den einstigen Verteidigern von Wehrfurt, weshalb die Ssoluaner-Altronen schließlich nur einen Bruchteil ihrer Armee (trotzdem noch groß genug um die Hauptstädter von einem Ausfall abzuhalten) bei Hauptstadt liessen und weiter gen Osten zogen – zum Ostwall hin.

König Bertholt hatte inzwischen das Oberkommando über die neuen Truppen übernommen und hielt eine Flammende Rede an seine Landsleute, die den Menschen neuen Mut gab und sie mit gerechtem Zorn erfüllte.

Das Heer der Ssoluaner-Altronen traf ein und tagelang passierte nichts, bis auf das einige Altronen versuchten den Ostwall auszukundschaften.
Doch an einem verregneten Tag, als der Nebel besonders dicht war, griffen sie an. Überlebende berichteten später :“ Selbst die Dämonen konnten nicht so einen Schrecken verbreiten wie die schier unendliche Masse aus Schuppen, Klauen und gezackten Speeren die auf uns niedergingen. Um mich herum fielen Kameraden wie Pappfiguren in sich zusammen, von den Pfeilen der Altronen durchlöchert. Dann krachte es, Steinsplitter zischten durch die Luft. Der erste Katapult-Treffer an einem schier endlosen Tag.“
In der Tat dauerte diese epische Materialschlacht mehrere Wochen. So unglaublich es klingen mag, Welle auf Welle stürzte sich auf den angeblich unüberwindbaren Ostwall und dabei wurde dieser derart stark beschädigt, dass zukünftige Generationen ihn nicht wiederaufbauten, als Erinnerung an dieses Gemetzel. Ssoluaner fielen zu Millionen und auch die Altronen erlitten schwere Verluste. Einzig die zähen Trynoten unter Tischtorak kämpften mit einer unglaublichen Ausdauer und Triebkraft. Sie durchbrachen den Wall an mehreren Stellen und hier sahen künftige Generationen auch den Fehler von Tesch’gur und Federfaust.

Hätten sie sich auf einen Teil des Walles konzentriert, hätte die schiere Masse ihrer Armee den Wall durchbrechen können, und das wäre das Ende der Verteidiger gewesen.

So aber konnten die Menschen ihre zahlenmäßige Unterlegenheit gut ausnutzen in dem sie sich geschickt auf dem Wall verteilten und ihn überall verteidigen konnten.

Schließlich erkannte Tischtorak diesen Fehler und sammelte die verbleibenden Truppen unter seinem Banner und stieß mit Urgewalt eine Bresche in die Verteidiger. Der Ostwall war gebrochen, schon kraxelten die ersten Ssoluaner den Wall empor um die Verteidiger von hinten zu erledigen. König Bertholt selbst, der bis dahin selbst auf dem Wall mitgekämpft hatte, bestieg nun sein Ross. Zusammen mit den Matadoren von Tarref, den Rittern von Neu-Elura und den Reitern von Bund griff er den Brückenkopf an.

Bertholt durchbohrte Tischtorak beim Ansturm mit seiner magischen Lanze, aber Tischtorak verspürte keinen Schmerz. Sein Pakt mit den Dämonen machte ihn nahezu unverwundbar. Währenddessen entbrannte ein heftigst geführter Kampf zwischen den Reitern und den Ssoluaner-Altronen mit den Trynoten. Alles blickte gespannt auf diesen Kampf, und der Mut der Menschen sank weiter, als Tischtorak zwar von Bertholts Klinge „Sternenfeuer“ durchbohrt wurde, aber trotzdem lachend weiterkämpfte. Bertholt hatte der ungeheuren Kraft des Trynoten nicht viel entgegenzusetzen, letztlich war er auch nur ein Mensch.

Doch in einem äußerst seltenen Schauspiel, welches nur in Zeiten größter Not passierte, wurde Bertholt plötzlich von einem Blitz getroffen und sein ganzer Körper schien zu strahlen. Tischtorak musste den Blick abwenden, und als er wieder hinsah, schien Bertholt wie verwandelt. Seine Haare waren goldblond, seine Augen strahlten in einem durchdringenden Himmelblau und unter seiner Rüstung zeichneten sich enorme Muskeln ab.

Wolkor selbst war in Bertholt gefahren, um das Schlachtenglück zu wenden.
Mit dem Kriegsgott an seiner Seite, focht Bertholht mit neuer Kraft und nach einem mehrere Studnen andauernden Kampf, durchstiess Bertholt mit seinem Schwert das Auge von Tischtorak. Dunkle Magie brach aus dem Auge hervor und Tischtoraks Schrei hallte bis zu den Göttern empor. Mehrere Trynotenkrieger versuchten noch ihren Herrn zu rächen und Bertholt niederzustrecken, aber dieser machte kurzen Prozess mit ihnen.

Tesch’gur und Federfaust erkannten die Gefahr die vom Avatar des Kriegsgottes selbst ausging und zogen sich und ihre verbliebende Armee zurück. Der Ostwall war eine einzige Ruine, und doch wurde auf dem einzig verbliebenen Turm die Flagge des Kaiserreichs gehisst. Doch noch war die Gefahr nicht gebannt. Das Westreich (und Hauptsstadt!) stand immer noch unter Belagerung, und im Trenntal kämpfte die zweite große Armee der Ssoluaner-Altronen gegen die Elben und Zwerge.....

 

By GBF’04 ^.^