Gerds lustige Gestalten
Heute: Zorin Blitz aus Hellsing TEIL 2 (ja ich geh da nochmal hin!)
Noch ein paar Gedanken zu Zorin "Zotte" Blitz
mit Arno Grün
Einschlag
ACH ZOTTE: "Cuz it seemed like a fun thing to doooooooooooo!" (Peezle Ward and the magic crystal is the shit! Really.)
Doc redet nie von ihr als wäre sie ein Experiment gewesen sodass wir wohl vermuten können, dass Zorin diese Kräfte schon vorher oder von woanders bekommen hat. Sie ist der Sensenmann/frau und benutzt Runen: Sie ist eine nordisch-mythologisch angehauchte Hexe und flucht und keift wie ein Kesselflicker dem der Kessel auf den Fuß gefallen ist. Sie wuchs mit Sicherheit nicht in feinsten Kreisen auf (wobei... Rebellion gegen reiche Eltern?!) sondern eher in dreckigen, rauen Umgebungen wo man als Mädchen schnell lernen musste sich zu behaupten und durchzusetzen; auch gegen andere Jungen. Sie ist sehr absonderlich darin als dass sie sich wohl eher als Mann denn als Frau sieht: Ihre Sprache, ihre Muskeln (die sich antrainiert haben muss), ihr Wesen und Benehmen sind allesamt "männlich" (Wobei ich jetzt nicht über männliche oder weibliche angeborene oder angelernte Verhaltensweisen reden will - lest Arno Grün wenn euch das näher interessiert ;) ). Sieht sie in der "femininen" Seras etwa ein mögliches Selbst von sich? Stellt sich Zorin etwa vor, dass sie auch so hätte sein können wie Seras - ein einigermaßen normales, nettes Mädchen? Aber sie hasst die schwache Seite in sich; sie hasst Seras weichliches, "schwaches" Wesen weil sie es für sich selbst nie zulassen durfte. Sie BENEIDET Seras aber HASST sie auch gleichzeitig weil sie selbst nie mehr so sein kann. Sie muss Seras, das "Weiche und Schwache in sich selbst" vernichten damit sie als starke Kampf-Zorin weiter existieren kann. Zorin ist also imgrunde sogar sehr schwach und verletztlich wenn sie mit etwas Menschlichem und mit Liebe (Pip und Seras) konfrontiert wird: Sie quält sie so sehr und will sie "besiegen"; Sie will ihre gemeinsame Liebe zerstören damit sie dies nicht länger mitansehen muss: Es erinnert sie zu sehr an ihre eigene, emotionale, vermeintlich schwache Seite.
Zorin erkennt, dass Seras und Pip miteinander eine
Einheit bilden - Die beiden lieben sich und ihre gemeinsame Stärke ist zuviel
für Zorins Trickkunst
Seras/Pips Verbindung miteinander lässt das
Lügengebilde in sich zusammenstürzen...
In Zorins Fall kann man natürlich leicht von "Seiten" sprechen. Ich denke ihre tätowierte Seite mit dem "schiefen, schwarzen Auge" symbolisiert die abgestorbene, weibliche Seite in ihr: Sie nutzt sie nur noch als Illusion: Eine Illusion der sie sich auch selbst hingegen hat. Nämlich dass sie nie weiblich sein kann: Sie darf diese Seite nie zulassen, muss sie ständig beiseite lügen und bekämpfen um zu überleben: Sie fürchtet sich vor dem Tag, an dem die alten Gefühle und Emotionen wieder in ihr hochkochen könnten. Sie könnte anfangen zu weinen! Wie erbärmlich wäre das denn!! Nein, dass darf sie nicht. Sie ist Leutnant und nur ihre Stärke und grausame "Männlichkeit" hat sie soweit gebracht. Sie wird respektiert (die Soldaten die sich schützend vor sie werfen und ihre Befehle ohne wenn und aber ausführen - bis auf die kurze Rückfrage von "Panzafausto"-Mann sind so ziemlich ihre einzigen, wirklichen "Kameraden"). Das darf sie nicht verlieren! Wenn sie jetzt Schwäche zeigen würde; so wie Seras, wäre sie all dieser Errungenschaften verlustig geworden. Zorin hat sich selbst eingesperrt, lebt in einer Wahnvorstellung und kann dem auch nicht mehr entrinnen. Sie ist eben deshalb so eindimensional und selbstzerstörerisch (Sie greift Hellsing Manor an OBWOHL der Mayor ausdrücklich gesagt hat, dass sie das NICHT TUN SOLL!?! WTF?) weil sie ihre andere Seite konsequent unterdrückt und durch puren Sadismus ersetzt hat. Indem sie die Träume und Hoffnungen anderer korrumpiert und sie leiden lässt (Denkt an den alten Söldner dem sie vorgaukelt sein verstorbenes Kind stünde vor ihm) kann Zorin ihren eigenen Schmerz "besiegen" indem sie sich darüber lustig macht und sich selbst von dieser Weichheit in ihr befreit. Sie nennt die Gefühle die der alte Söldner zeigt "Dummheit die nur durch den eigenen Tod beendet werden kann", verspottet also direkt die Liebe zwischen den Menschen - sie will sich und allen anderen stets beweisen, dass sie auf so etwas "Dummes" und "Verweichlichtes" nicht angewiesen ist.
Ich sehe Zorin als Kind mit verängstigen, großen Augen durch eine feindselige und raue Stadt der großen Depressionszeit / Wirtschaftskrise der 20er Jahre torkeln; auf der verzweifelten Suche nach Liebe und Anerkennung in einer feindseligen, rauen und kalten Zeit. Aber anstelle diese Bedürfnisse nach Wärme zu erfüllen gerät sie immer wieder an Menschen die sie ausnutzen und ihre Naivität missbrauchen. Auch als Opfer einer Vergewaltigung kann ich sie mir vorstellen: Etwas dass ihr Selbstwert- und Selbstkörpergefühl dergestalt schädigt, dass sie dies zum Anlass nimmt zu trainieren um nicht mehr "schwach" und ausgefliefert sein zu müssen: Sie will stark sein, will nicht mehr getreten und ausgenutzt werden! Sie muss stärker werden, immer stärker und ihre Naivität und Weichheit ablegen! So bekommt sie ihre Muskeln und wird immer mehr nicht als Frau anerkannt: Auch nicht von sich selbst! Sie könnte mit anderen Männern in dreckigen Straßengossen kämpfen, sich die Haare kurz schneiden (wie sie es ja hat) weil diese im Kampf im Weg wären. Sie würde saufen und in allerlei Schlägereien und Bandenkriege verwickelt sein. Verzweifelte Menschen in der Wirtschaftkrise denen sie sich anschließt und wo sie einen Platz findet (in der Nazi-Partei gar). Andere Mädchen in ihrer Situation hätten sich unlängst ängstlich zusammengekauert und ihr Schicksal akzeptiert, aber Zorin wählte den anderen Weg. Anstelle sich den "männlichen Idealen" zu unterwerfen wird sie selbst Teil davon! Sie beginnt sich mit der rauen Art der Männer zu identifizieren; so selbst zu einem Mann zu werden. Dann ist sie nämlich sicher vor deren Grausamkeiten und ihrem schwachen Selbst. Auch erbt sie die stille Verachtung der brutalen Männer von allem Weiblichen und Schwachen.
Zotte genießt es Seras Stück für Stück auseinander zu nehmen und sie auszulachen: Bin das nur ich (höchstwahrscheinlich) oder wirkt sie dabei regelrecht hysterisch - als müsse sie sich selbst davon überzeugen dass diese Folter und Quälerei wirklich so lustig und amüsant ist?? Es wirkt so unmenschlich - dass es künstlich sein muss...
Sie beginnt nun selbst die Frauen zu verachten und lacht mit den Männern über deren vermeintlicher Schwäche - sie wird eine(r) von ihnen! Sie säuft, raucht, (fickt?!) und flucht mit ihnen. Alles nur um ihr immer noch schwaches Inneres vor weiteren Enttäuschungen zu bewahren: Das wird ihr Kern, ihr Wesen. Dabei merken aber weder sie noch die Männer dass sie die Frauen und das "Weibliche" (also Gefühle, Zärtlichkeiten, "Schwäche", Weinen) nur deshalb verachten weil sie imgrunde Angst davor haben es bei sich selbst zuzulassen und einander darin versichern dass sie ja soviel STÄRKER sind weil sie davon befreit sind. Aber sie belügen sich selbst. Zorin belügt sich auch nur selbst. Sie hat sich gewissermaßen selbst einer Illusion unterzogen; sie verarscht sich permanent selbst. Wenn sie dann Seras sieht, kommt die alte Furcht wieder hervorgekrochen. Sie spürt wohl, dass sie; wenn sie Seras ihr Herz öffnen würde ihre Freundin werden könnte: Das sie dann ganz sie selbst sein könnte; Eben jenes kleine Mädchen mit naivem Blick und dem Bedürfnis nach Wärme und Geborgenheit. Aber sie hat zuviel Angst davor von ihr zurückgewiesen zu werden um das zu tun. Hat Angst vor Seras Wärme und ihrer eigenen die sie solange unterdrückt hat. Sie kann nicht aus ihrer falschen Haut heraus. Die Maske die sie sich einst aufgesetzt hat ist für sie nicht mehr abzubekommen: Sie hat sich schon so sehr angepasst dass sie sich wie die "echte" Haut anfühlt. Ohne diese Maske würde Zorin zusammenbrechen, all ihre Lügen und ihr Selbstbetrug zu Asche zerfallen. Das kann sie nicht zulassen sodass sie stattdessen lieber Seras vernichten will als ihre Maske die sie für ihr eigenes Inneres hält. Denn wenn Seras nicht mehr ist kann sie sich wieder in ihre "männliche Welt" zurückfliehen, die ihr Sicherheit bietet. Zorin ist also imgrunde nur ein höchst verstörtes Mädchen, dem nie eine Chance gegeben wurde sich zu entfalten und sich selbst kennen zu lernen. Ich münze die "Schuld" nicht auf die Männer, sondern auf dass was wir als "männlich" verstehen: Härte, Gefühllosigkeit und Auslachen von Emotionen fördern Perversitäten in Männern und Frauen gleichermaßen...
Tjah. Meint sie nun Seras oder eher sich selbst?
Darum finde ich Zorin so interessant: Sie ist eine Frau die sich wie ein Mann verhält; Das tat sie sicher nicht freiwillig, sie wurde von der Gesellschaft dahin genötigt. Aber ich will ihre Handlungen nicht entschuldigen oder gutheißen: Sie ist einfach, wie so viele von uns, Opfer und Täter zugleich. Sie tat sich auch selbst und anderen an was man ihr angetan hatte: Die Teufelsspirale dreht sich weiter. Bis zu ihrem hysterisch lachenden Ende ("MOTO! MOTO OUKUE! MOTOO OKUEEE!!") versucht sie immer noch Seras zu bezwingen auch wenn sie eigentlich am Ende ist. Ihre Illusionen wirken bei Seras nicht mehr: Nicht nur weil Seras jetzt zwei (Pips und Seras) Seelen vereint sondern auch weil sie sich in ihrer Liebe nicht haben von Zorin bezwingen lassen. Zorin steht also ganz alleine gegen eine Macht die sie sich selbst stets gewünscht hat... Bis zu ihrem Ende kann sie es aber nicht zugeben, muss stark bleiben, muss grausam und sadistisch bleiben und ihre Maskerade aufrecht erhalten: Unfähig aus ihrem eigenen Alptraum aufzuwachen - ihrer eigenen Illusion. Gefangen im eigenen Geist...
Man ist das traurig ;_;